Was machen Sie, wenn es Ihnen nicht gutgeht? Also nicht so mies, dass sich die Konsultation von Fachleuten aufdrängt, sondern bei quasi normal auftretender übler Laune, wienerischer Angefressenheit und anderen Tiefpunkten eines Alltags?

Aus der großen Palette der Möglichkeiten (von exzessivem Sport bis zu leicht selbstschädigendem Verhalten wie dem Konsum eines Drinks) hat mir unlängst ein befreundeter Psychologe empfohlen: Lächle! Gut, dass wir telefoniert hatten, sonst hätte er mich beim Augenrollen gesehen.

Nach der hirnphysiologischen Erklärung, dass wir nicht gleichzeitig grollen und fröhlich sein können, Fröhlichkeit aber im Hirn den Groll schlägt, hab ich’s probiert. Klappt gut! Dauert nur ein bisserl, aber man kann es sich angewöhnen. Eh, wenn schon der gute alte Marc Aurel in seinen Selbstbetrachtungen schreibt, dass ein finsteres Gesicht "wider die Natur" sei, dann könnte man sich bemühen und zum eigenen Wohle dem Gehirn eine Alternative zu dem gerade erlebten Ärger bieten.

Wer der Welt das schönste Lächeln schenkt – bekommt es auch zurück.
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Positive Resonanz

Die Karrierenforschung hat hier, abseits der Selbstfürsorge, ebenfalls valide Befunde zur Hand. Wer lächelt, wird besser bewertet, eher befördert und verdient mehr (etwa Alice Isen, Cornell University New York). Wer lächelt, wird aber auch von seinen Mitmenschen anders – im Sinne von besser – bewertet. Die Kontaktlinsen-Plattform Lenstore hat kürzlich im eigenen Interesse eintausend Deutsche befragt und herausgefunden: Häufiges Lächeln steht für Intelligenz, Kreativität, Selbstvertrauen.

Ebenso hohe Zuordnungswerte erhält der Augenkontakt. Kurz: Wer wegschaut, wird als unehrlich empfunden. Allerdings, das weiß wiederum die Karrierenforschung, nach 3,3 Sekunden wechselt der Eindruck des entschlossenen Blicks von "ich bin dir ebenbürtig" zu einem Bedrohungsgefühl, ins Unbehagen.

Eisern durchhalten beim Blickkontakt ist also irgendwann ebenso kontraproduktiv wie eisern lächeln. Das wird irgendwann als unecht oder hilflos bewertet. Es geht beim Lächeln ja auch nicht um ein fixes Regelwerk, sondern darum, sich selbst einen Ausweg aus kränkenden Momenten zu ermöglichen. Um Selbstfürsorge.

Und natürlich darum, der Welt das schönste Lächeln zu schenken – es kommt zurück. Die Resonanz funktioniert nicht immer, aber sehr oft. Wer bei sich ist und für sich und sein eigenes Wohlgefühl lächelt, ist auf das Feedback dann auch gar nicht mehr so dringend angewiesen.

Ganz ehrlich: Mit wem wollen Sie reden? Mit der Finstermiene oder mit dem Lächeln? (Karin Bauer, 21.2.2022)