Es klingt mal wieder alles ziemlich wunderbar, was nach dem Gipfel von Europäischer und Afrikanischer Union (AU) präsentiert wurde: ein 150-Milliarden-Infrastrukturpaket für Afrika und vieles mehr. Damit soll die gleichberechtigte Partnerschaft ausgebaut werden, heißt es. Diese Rhetorik ist bekannt: Bereits beim EU-AU-Gipfel 2017 war von einer Partnerschaft "auf Augenhöhe" die Rede. Im Dezember 2019 steuerte die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als erste Auslandsreise Addis Abeba an – den Sitz der AU. Damit wollte sie verdeutlichen, wie wichtig ihr Afrika sei.

Bundeskanzler Nehammer beim EU-Afrika-Gipfel in Brüssel.
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Doch die Realität sieht weiterhin anders aus. Viele Gipfelresultate, so afrikanische Expertinnen und Experten, wurden von der EU allein erarbeitet und dann der AU mitgeteilt. Bei Themen wie Migration, Corona-Impfstoff-Verteilung, Wirtschaftsbeziehungen oder Fragen zu den Folgen des Klimawandels herrschen für die EU günstige, einseitige Verhältnisse. Dass die Versprechen Europas in Afrika dann nur noch als hohle Worte ankommen und man sich anderen Partnern wie China und Russland zuwendet, war nur eine Frage der Zeit, auch wenn deren Motive ebenfalls alles andere als hehr sind.

Doch wer weiß, vielleicht animiert die Konkurrenz die EU dazu, mit Afrika irgendwann doch eine gleichberechtigte Partnerschaft einzugehen. Durch ausgewogenere Handelsbeziehungen etwa, sodass EU-Staaten nicht mehr vorwiegend Rohstoffe importieren und verarbeitete Waren nach Afrika exportieren. Durch Ausgleichszahlungen, ist der Globale Norden doch hauptverantwortlich für den Klimawandel, dessen Folgen im Globalen Süden am dramatischsten zu spüren sind.

Oder durch legale Möglichkeiten für Afrikanerinnen und Afrikaner, um am EU-Arbeitsmarkt zu partizipieren; sodass in der Migrationsdebatte auch die Interessen der Herkunftsländer berücksichtigt werden – und nicht nur jene der EU. (Kim Son Hoang, 18.2.2022)