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Man weiß deutlich mehr über jene, die Letitia James zu Fall bringt, als über die schwarze Juristin selbst.

Foto: REUTERS/Mike Segar

In politischen Kampagnen ist es ein Allgemeinplatz: "Die Frau, vor der sich die Mächtigen fürchten" – das wollten schon viele sein. Bei Letitia James mag der abgelutschte Slogan aber stimmen. Die Karriere von Gouverneur Andrew Cuomo hat sie bereits beendet: Er musste im August nach ihren Ermittlungen zu Vorwürfen sexueller Belästigung zurücktreten.

Nun angelt New Yorks Generalstaatsanwältin nach einem noch größeren Fisch: Ex-Präsident Donald Trump. Er soll zu Vorwürfen zum Finanzgebaren seiner Firmen aussagen, die sich aus ihren Ermittlungen ergeben. Ein Gericht hat die Vorladung nun bewilligt.

So viel man über jene weiß, die sie zu Fall bringt, so schwierig ist es, Persönliches über die schwarze Juristin selbst zu erfahren. Das Privatleben der unverheirateten 63-Jährigen ist privat – dabei soll es auch bleiben. Dem Magazin "Time" hat sie vor kurzem von einem Moment erzählt, der ein politisches Erweckungserlebnis gewesen sein mag: Nach einer Jugend im eher wohlhabenden Brooklyner Stadtteil Park Slope habe sie einmal ein Gerichtsverfahren miterlebt. Ihr Bruder war beschuldigt worden, ein Rad gestohlen zu haben. "Ich sah dort, dass alle Beschuldigten so aussahen wie ich und die Menschen in den Machtpositionen anders."

Steile Karriere

Jedenfalls legte die Tochter eines Hausmeisterpaares danach das hin, was man eine relativ steile juristisch-politische Karriere nennen könnte: Ausbildung am Lehman College in der Bronx; Studium an der Howard University in Washington D.C.; dann Arbeit als Pflichtverteidigerin, vor allem mit NGOs, die sich für die Angelegenheiten finanzschwacher Afroamerikaner einsetzten.

2001 zog sie in den Stadtrat ein – als Kandidatin der progressiven Working Families Party gegen einen Demokraten. 2013 ließ sich James, nun selbst Demokratin, als erste schwarze Frau ins Amt der "Public Advocate" wählen, einer Art städtischer Volksanwältin. 2018 unterstützte Cuomo die angesehene Juristin bei ihrer Kandidatur als Generalstaatsanwältin.

Was dann kam, hat ihn wahrscheinlich überrascht. James klagte auf Auflösung der Waffenlobby NRA, startete Ermittlungen gegen Trump und gleich zweimal gegen Cuomo selbst. Nach dessen Rücktritt spielte sie mit dem Gedanken, selbst für sein Amt zu kandidieren. Dieses Vorhaben zog sie erst im Jänner wieder zurück, als Umfragen ihr nur geringe Chancen gaben. James sah es, zumindest öffentlich, positiv: Nun könne sie "den Job" in Sachen Trump erledigen. (Manuel Escher, 18.2.2022)