Litauen und Taiwan haben vor dem Hintergrund des Handelskonflikt des baltischen EU-Landes mit China ein gemeinsames Projekt gestartet. In Vilnius öffnete am Freitag das taiwanesisch-litauische Zentrum für Halbleiter und Materialwissenschaften. Dies teilte die taiwanesische Vertretung in Litauen mit. Erstes Vorhaben sei die Entwicklung eines neuartigen Lasers, von dem der Präzisionsmaschinenbau und die Halbleiterindustrie profitieren solle.

Taiwan hatte im Jänner einen Darlehensfonds in Höhe von einer Milliarde US-Dollar für gemeinsame Wirtschaftsprojekte mit Litauen eingerichtet. Auch hatte Taipeh einen 200 Mio. Dollar schweren Investmentfonds angekündigt, der in die Industrie des baltischen EU-Landes investieren soll.

Konflikt mit China

Zwischen Litauen und China war es in den vergangenen Monaten zu Spannungen gekommen. Peking hatte seine diplomatischen Beziehungen zu dem baltischen Staat herabgestuft, nachdem dieser Taiwan erlaubte, in der litauischen Hauptstadt Vilnius eine Repräsentanz unter eigenem Namen zu eröffnen. China sieht das demokratische Taiwan, das sich 1949 vom Festland abspaltete, nicht als unabhängigen Staat an und versucht es international zu isolieren.

Nach litauischen Angaben lässt China in dem Streit auch seine wirtschaftlichen Muskeln spielen. Wegen der Handelsbeschränkungen, die Peking bereits gegen Litauen erlassen hat, leitete die EU ein Verfahren gegen China bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein.

In dem Streit war auch die deutsche Wirtschaft in Litauen zwischen die Fronten geraten. Dort ist etwa der Autozulieferer Continental aktiv. Trotz der Spannungen will der Dax-Konzern aus Hannover an seinen Investitionsplänen in dem Baltenstaat festhalten, wie der Leiter der örtlichen Niederlassung der Wirtschaftszeitung "Verslo zinios" sagte. (APA, 19.2.22)