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Rund 65.000 Fahrzeuge wurden ohne zweite Steuereinheit ausgeliefert.

Foto: AP / Matt Rourke

Obwohl sich Teslas "Full Self-Driving"(FSD)-System noch in der Betaphase befindet, handelt es sich um eines der meistbeworbenen Features des Elektroautobauers. Wollen Kundinnen die Funktion ausprobieren, müssen sie derzeit 12.000 Dollar auf den Tisch legen – zumindest dann, wenn ihr Fahrzeug das überhaupt zulässt.

Zwischen Ende Dezember und Mitte Februar hat Tesla nämlich 65.000 Autos ohne zweites Steuergerät nach Europa ausgeliefert, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf interne Dokumente. Der Grund: Ein weltweiter Chipmangel, der es dem Autobauer erschwere, seine ambitionierten Produktionsziele zu erreichen. Ohne dieser Hardware sei autonomes Fahren dem Bericht zufolge allerdings nicht möglich. Hinzu kommt, dass betroffene Käuferinnen nicht über die fehlenden Komponenten informiert wurden.

Technisch beschränkt

Derzeit ist die FSD-Beta nur in den USA verfügbar, früher oder später dürfte das Programm aber nach Europa ausgeweitet werden. Wenn es soweit ist, sollen allein in Deutschland 13.500 Tesla-Fahrerinnen blöd aus der Wäsche schauen, weil ihre E-Autos technisch gar nicht für autonomes Fahren bereit sind.

Das deutsche Kraftfahrtbundesamt hat laut den Berichterstattern bereits um eine Erklärung Teslas gebeten, weshalb auf den Einbau des Steuergeräts verzichtet wurde. Mit einer "abschließenden Einschätzung" halte sich die Behörde daher noch zurück.

"Irreführend und unverantwortlich"

Tesla-CEO Elon Musk geht davon aus, dass die FSD-Vollversion noch 2022 fertig sein wird. In den letzten Monaten sei die Zahl der notwendigen Interventionen bereits rapide gesunken, schon bald soll die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls unter Kontrolle des Softwaresystems geringer sein als mit einem Menschen hinter dem Steuer. Ziel sei es, "eine mindestens drei- bis viermal höhere Sicherheit" des Autopiloten gegenüber einem Menschen zu erreichen, sagte Musk im Gespräch mit MIT-Forscher Lex Friedman.

Das Unternehmen erntet immer wieder Kritik dafür, dass es das eigene Fahrassistenzsystem als Autopilot vermarktet. Kurz nach Start des Betatests bezeichnete die Chefin der US-Verkehrssicherheitsbehörde Jennifer Homendy die Namensgebung als "irreführend und unverantwortlich". Fahrerinnen müssen das Geschehen in Wirklichkeit stets mitverfolgen und in Notfällen eingreifen können. (red, 20.2.2022)