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Die QAnon-Verschwörungsbewegung ist vor allem in den USA verbreitet.

Foto: Reuters / Cheney Orr

QAnon ist eine der reichweitenstärksten Verschwörungserzählungen in den USA. Anhängerinnen und Anhänger glauben zum Beispiel an den Mythos, dass mächtige Politikerinnen in Wirklichkeit "Reptiloide" sind und eine satanistische Weltelite Jagd auf Kinder macht. Auch während des gewaltsamen Sturms auf das US-Kapitol schmückte das Logo der Bewegung zahlreiche Flaggen der Demonstrierenden.

Um die Frage, wer QAnon gegründet hat, ranken sich seit der Gründung im Jahr 2017 zahlreiche Gerüchte. Zuletzt behauptete der Filmemacher Cullen Hoback, das Geheimnis um "Q" im Rahmen der Dokuserie "Q: Into the Storm" gelüftet zu haben. Demnach soll sich der US-amerikanische Verschwörungsideologe und Betreiber des Imageboards 8kun, Ron Watkins, während eines Interviews verplappert haben. Mit seiner Annahme könnte Hoback zumindest teilweise richtig liegen.

Sprachmuster und Ähnlichkeiten

Die wahre Identität des Gründers wollen nun zwei unabhängige Forschungsgruppen aus der Schweiz und aus Frankreich mithilfe von Machine-Learning aufgedeckt haben, wie die "New York Times" berichtet. Unter dem Pseudonym "Q" trat laut ihnen zuallererst der südafrikanische Softwareentwickler Paul Furber auf. Erst später habe auch Watkins Botschaften als "Q" geteilt – anfangs in Zusammenarbeit mit Furber, später dann eigenständig und auf 8kun.

Mit unterschiedlichen Ansätzen suchten die Forschenden Muster in den Textbeiträgen, die unter dem Pseudonym des QAnon-Gründers veröffentlicht wurden. Die Schweizer Wissenschafter identifizierten dafür aus drei Buchstaben bestehende Sequenzen und untersuchten, wie oft sich diese in den Botschaften "Q"s wiederholen, berichtet "Engadget". Die französische Forschungsgruppe habe dagegen einer künstlichen Intelligenz beigebracht, nach solchen Mustern zu suchen.

Beide Herangehensweisen fallen laut den Berichten unter einen Ansatz namens Stilometrie, mit dem der Sprachstil von Texten analysiert und messbar gemacht werden soll. Für die Untersuchung wurden deshalb Beiträge mehrerer infrage kommender Personen mit jenen von "Q" verglichen. Die stärkste Ähnlichkeit mit dem QAnon-Gründer wiesen demnach Furber und Watkins auf.

Hohe Trefferquote

Gegenüber der "New York Times" erklären die Schweizer Forschenden, dass ihre Untersuchungsmethode eine Trefferquote von 93 Prozent habe. Das französische Team will Watkins' Schreibstil sogar mit einer Genauigkeit von 99 Prozent identifiziert haben, jenen von Furber mit einer Genauigkeit von 98 Prozent.

Sowohl Watkins als auch Furber streiten gegenüber der US-Zeitung ab, hinter "Q"s Botschaften zu stecken. Letzterer bestreite allerdings nicht, dass sein Schreibstil jenem von "Q" ähnle. Seine Erklärung: "Qs" Botschaften hätten ihn so stark beeinflusst, dass er seine Ausdrucksweise daran angepasst habe. (red, 20.2.2022)