Die Dieselpreise waren in der vergangenen Woche so hoch wie nie zuvor. 1,477 Euro kostete der Liter Diesel im Schnitt, und damit gleich viel wie Superbenzin. Der ÖAMTC rückte umgehend aus: "Die zusätzliche CO2-Bepreisung in der Höhe von 30 Euro je Tonne wird ab Juli 2022 Tanken weiter verteuern." 1,6 Euro könnte dann ein Liter Sprit kosten, rechnet die Verkehrswirtschaftsexpertin des Automobilklubs vor. Man verweist auf die besonders betroffenen Pendler und fordert von der Regierung, "die aktuellen Preissteigerungen abzufedern und auch die Zusatzbelastung ab Juli zumindest zu reduzieren".

Die zuletzt stark gestiegenen Spritpreise zeigen, dass es eine andere Energiepolitik braucht.
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Wir wissen seit dem Beginn der 1970er-Jahre, der ersten Ölkrise und den autofreien Tagen, dass die Abhängigkeit vom Erdöl keine erstrebenswerte ist. Während der Golfkriege wurden wir abermals gemahnt. Jetzt zeigt uns der Klimawandel unsere Versäumnisse auf. Denn was haben wir gemacht? So gut wie nichts.

Suchtverhalten

Hätten wir schon in den 1970er-Jahren saftige Steuern auf Sprit eingehoben und hätten dieses Geld vernünftig verwendet, könnten wir heute alle gratis mit Öffis fahren, rund um die Uhr, in Takten, die auch auf dem Land attraktiv sind. Sozial gerecht wäre das noch dazu.

Fangen wir jetzt endlich an? Nein, lieber schreien wir immer wieder nach Förderungen, um ja nichts ändern zu müssen. Solange wir die paar Hundert Meter zum nächsten Supermarkt mit dem Auto statt mit dem Lastenrad fahren, solange wir mit dem Auto zum Spaziergang fahren und solange wir es am Stand laufen lassen, wenn wir beim Bankomaten Geld abheben, damit die Heizung oder die Klimaanlage ja weiterlaufen kann – so lange kann Sprit eigentlich nicht zu teuer sein.

Die Abhängigkeit vom Auto und fossilen Brennstoffen erinnert an einen Raucher, der weiß, dass ihn die nächste Tschick eh nicht umbringt – und was überübermorgen ist, kümmert ihn nicht. Wir werden immer dicker, weil wir uns zu wenig bewegen, beklagen uns aber lieber über hohe Spritpreise als über zu wenige Gehwege.

Sogar den Ökobonus, der als Gutschein mit der Post an alle verschickt wird, den Gutverdiener aber nicht einlösen dürfen, hätten wir uns sparen können, wenn wir rechtzeitig eine nachhaltige Energiepolitik gemacht hätten. Aber selbst in einer Pendlergemeinde im Burgenland stimmte man eben erst gegen ein Solarkraftwerk – und wartet nun auf den Ökobonus.(Guido Gluschitsch, 21.2.2022)