Austrias Trainer Manfred Schmid war von seiner Elf beeindruckt.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Die Mannschaft bewegt sich Richtung Meistergruppe.

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Zeigt besonders auf: Matthias Braunöder.

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Für die Wiener Austria war der Sonntag trainingsfrei, was nichts mit dem 51. Geburtstag von Coach Manfred Schmid zu tun hatte. Es war der Lohn für das fast fulminante 2:0 am Vortag gegen Hartberg, die körperliche Arbeit wird am Dienstag aufgenommen. Schmid hat den Sieg als "beeindruckend" eingestuft. Die Austria hat sehr berechtigte Hoffnungen, aus eigener Kraft ins Meister-Playoff einzuziehen. Am Sonntag steigt das Heimspiel gegen den WAC, eine Woche später folgt der Besuch bei der Admira. Dann wird abgerechnet, werden die Punkte halbiert.

Nach sechs Runden war die Austria siegloses und unauffälliges Schlusslicht, es ging vornehmlich um das Abwenden einer Insolvenz. Schmid schaffte es, die ungute Situation im Verein von der Mannschaft fernzuhalten. "Wir kümmerten uns um die Dinge, die wir beeinflussen konnten. Um den Fußball. Durch unsere besser werdenden Leistungen hatte es der Klub leichter, Investoren zu finden. Es war eine Art Gegengeschäft. Und wir hatten in der Arbeit Ruhe."

"Belohnung für das ganze Team"

Erstmals in dieser Saison konnte die Austria zwei Partien in Folge gewinnen, zum Auftakt der Frühjahrs gab es ein 2:0 in Altach. Im Hoch erinnerte Offensivspieler Manfred Fischer an das Tief. "Das ist die Belohnung für das ganze Team, nach dem, was wir im Herbst durchgemacht haben. Da hat uns schon jeder abgeschrieben."

Auch Statistiken weisen die Austria als absolut reif für den Platz in der oberen Tabellenhälfte aus. 22 Gegentore haben die Violetten in 20 Runden kassiert. Nur Salzburg ist besser, was freilich keine Sensation ist. Schmid ortete bereist seit längerem "eine Euphorie. Wir sind Schritte weiter, körperlich und taktisch."

Die Austria stellt einen extrem jungen Kader, wobei Schmid Routiniers wie Markus Suttner, Lukas Mühl, Marco Djuricin oder Alexander Grünwald als wichtige Säulen bezeichnet. "Grünwald war lange nur Ersatz, er war trotzdem immer ein wichtiger Bestandteil, hat die Jungen unterstützt."

Der Trainer sieht "kein Schlüsselerlebnis. Es war ein Prozess. Im Sommer sind 16 neue Spieler gekommen, es wurden eine neue Mentalität und Hierarchie entwickelt, mittlerweile hat jeder seinen Platz gefunden. Wir sind zusammengewachsen, haben Spaß."

Braunöder auffällig

Gegen Hartberg war der erst 19-jährige Matthias Braunöder auffälligster Akteur, er rannte und dribbelte durch die Generali-Arena, hatte nicht einen Platz, sondern viele Plätze. Dass Braunöder in der Vorbereitung aufgrund seines Grundwehrdienstes vier Wochen versäumte, fällt nicht mehr auf. Schmid berichtete von Extraeinheiten, die der Mittelfeldspieler absolvierte. "Er hat angerufen, ob er um 19 Uhr noch kommen kann." Selbstverständlich konnte er.

Mit einem Sieg gegen den WAC könnte das halbe Wunder ganz vollendet sein. 7.200 Zuschauer besuchten das Hartberg-Match, nun wird sogar mit einer fünfstelligen Zahl geliebäugelt. Schmid ist fast gerührt. "Die Fans mögen unseren Willen, unsere Aggressivität, unsere Leidenschaft. Wir sind jetzt alle so, wie früher der Andi Ogris war."

Fischer will "den Ball noch flach halten. Jetzt haben wir zwar gewonnen, aber wenn nächste Woche das Ergebnis nicht passt, schaust du vielleicht blöd."

Schmid schaut nicht auf die Tabelle, spricht von zwei Endspielen. "Wir haben es selbst in den Beinen." Zum 51er wurde er von seiner Frau mit einer Geburtstagsparty überrascht. "Es war sehr schön." (Christian Hackl, 21.2.2022)