Außenminister und Kurzzeitkanzler Alexander Schallenberg (ÖVP)

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Außenminister Schallenberg sagt etwas klar und richtig: Österreich werde sich sehr wohl an "massiven Sanktionen" der EU beteiligen, wenn es zu einer weiteren Aggression Russlands gegen die Ukraine kommt. "Wir haben nach 1945 mit Russland eine Sicherheitsarchitektur aufgebaut, wir können nicht tatenlos zuschauen, wenn sie einseitig die Spielregeln ändern. Für uns in Österreich geht es um Prinzipielles, es geht um eine rote Linie."

Und dann entwertet der Außenminister das mit einem falschen historischen Vergleich: "Wir haben doch 1938 am eigenen Leib erlebt, wie es ist, wenn man alleingelassen wird."

Österreichische Opfertheorie?

Wieder diese unselige österreichische Opfertheorie? Ja, der "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland vom März 1938 erfolgte auch unter Hitlers militärischem Druck. Und ja, die westlichen Demokratien haben nichts unternommen. Aber gleichzeitig hatten die österreichischen Nazis schon vorher die Macht in den Straßen an sich gerissen. Und ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung jubelte.

Schallenberg ruderte nach Kritik am nächsten Tag zurück. Aber er hätte als historischen Vergleich die Sudetenkrise vom Oktober 1938 wählen können und müssen. Hitler erpresste die Tschechoslowakei, das Sudetenland abzutreten, und die Westmächte leisteten dazu in München die Unterschrift. So wie es die Westmächte heute hoffentlich nicht tun werden, wenn Putin die Ukraine oder auch nur den Donbass einsacken will. (Hans Rauscher, 21.2.2022)