Im Gastblog zeichnet die Designhistorikerin Leah Armstrong ein Bild vom Designberuf und dessen Außenwirkung.

Was sagt Ihr Homeoffice-Umfeld über Sie aus? Von modischer Freizeitkleidung als neuem Arbeitsoutfit bis hin zum perfekten "Zoom-Bücherregal" sind viele von uns im Homeoffice sehr imagebewusst.

Als Designhistorikerin behaupte ich, dass die Art und Weise, wie ein Werk auf einem Bildschirm, in Ausstellungen oder in populären Medien inszeniert wird, viel darüber aussagt, welchen Stellenwert das Dargestellte in der Gesellschaft innehat. Fotografien, Filme und Zeitschriftenartikel, die Arbeitskontexte repräsentieren – und damit einen bestimmten Ort, die Personen, mit denen wir uns umgeben, und unseren Kleidungsstil sichtbar machen –, sind immer auch mit Bedeutung und Werten aufgeladen. Betrachterinnen und Betrachter erhalten dadurch Aufschluss über unsere berufliche Identität.

Schreibtisch der Designerin Alicia Cheng.
Foto: AIGA NY/Flickr (CC 2.0), https://www.flickr.com/photos/34631821@N03/3723974156

Das Bild von Designschaffenden

Mein Elise-Richter-Forschungsprojekt mit dem Titel "Professionalisation and Its Discontents: Design 1930–1980" geht der Frage nach, was genau zur Konstruktion eines Berufsbildes beiträgt. Untersucht wird dabei die Geschichte des Designs, einem sehr jungen Berufsfeld, das zudem mit einer Arbeitsidentität verknüpft wird, die an der Grenze zwischen Beruf und Kunst angesiedelt ist und manchmal als "Semiprofession" bezeichnet wird.

Zusammen mit Berufen in Werbung und Marketing entwickelte sich die Identität des Designers, der Designerin als eigenständiges Metier im frühen 20. Jahrhundert. Zu dieser Zeit versuchten Industriedesignerinnen und -designer, die sich dessen bewusst waren, wie ihr Berufsstand von Regierung, Wirtschaft und anderen Fachleuten wahrgenommen wird, ihr Selbstbild neu zu erfinden, indem sie Berufsverbände gründeten (zum Beispiel die Society of Industrial Designers in den USA und die Society of Industrial Artists im Vereinigten Königreich). Sie warben außerdem besonders für ihre Tätigkeit im Bereich Industrial Design: "a serious new profession" ("Fortune", Februar 1934). Mein Projekt konzentriert sich dabei auf Großbritannien und die Vereinigten Staaten, obwohl die Professionalisierung im Design als transnationales Phänomen in fast allen industrialisierten Volkswirtschaften zu finden ist.

Das Bild des Designers, der Designerin wurde seither immer wieder neu definiert und wird heute wahrscheinlich als äußerst kreativ wahrgenommen. Es verweist auf ein Metier, das sich nicht einfach neben andere Berufe, beispielsweise aus Medizin oder Ingenieurwesen, stellen lässt. Aber was unterscheidet eine kreative Tätigkeit von anderen Berufen? Was können wir über die Bedeutung und die Wertzuschreibungen von "kreativer" und "nicht-kreativer" Arbeit lernen, wenn wir uns Bilder von Designschaffenden und ihre Darstellung im öffentlichen Diskurs ansehen? Die folgende Analyse konzentriert sich auf einige Schlüsselmerkmale in der Darstellung von Designerinnen und Designern in Großbritannien und den USA in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Interessant dabei ist, wie viel – oder wie wenig – sich daran geändert hat, wie wir kreative Tätigkeiten heute wahrnehmen und bewerten.

"Homestudio" als fixer Arbeitsplatz

Eines der auffälligsten Merkmale in der medialen Darstellung von Designerinnen und Designern ist die Bedeutung ihres Privatlebens. Fotografische Porträts von Personen in diesem Berufsfeld zeigten diese häufig bei der Arbeit in ihrem "Homestudio". Dies war ein neuer Kontext für die Darstellung eines Berufs, der traditionell ausschließlich im Büro ausgeübt wurde. Als neuer "In-Beruf" wurden Designerinnen und Designer in Zeitschriften regelmäßig zum Bestandteil einer neuen Art von Medienberichten: dem "At Home With..."-Format, in dem eine Person in ihrem Zuhause interviewt wurde und der Leserschaft einen privaten und verlockenden Einblick in das Leben einer öffentlichen Person bot.

1958 erschien in der Zeitschrift "Homes and Gardens" ein Artikel mit dem Titel "The Home of an Artist and Designer in Pond Street, Hampstead", in dem das Leben des Designberaters FHK Henrion und seiner Künstlergattin vorgestellt wurde. Der Autor konzentrierte sich dabei auf die "klug gewählten Farben" des Henrion-Hauses und stellte fest, dass "die Henrions im ganzen Haus mit jeder Art von Zimmerpflanze experimentieren, vom Kaktus bis zur Schlingpflanze". Dieser anschauliche Ausdruck des ehrgeizigen Geschmacks des Designers festigte das Bild des beratenden Designers als das, was der Soziologe Pierre Bourdieu einen "Schöpfer des Geschmacks" nannte. In direkter Anspielung auf Henrion stellte die "Sunday Times" 1960 fest, dass sich Industrial Design zu einem der "most glossiest of the professions and the most quasi-scientific of the applied arts" entwickelt und förmlich Hollywood-ähnlichen Glamour erworben hat.

Arbeit als Spiel

Der Industrial-Design-Berater Raymond Loewy sorgte ebenfalls für die Konstruktion eines Persönlichkeitsbildes, das so glamourös war wie das eines Hollywoodstars. Er tat dies mithilfe einer sehr geschickten Presseagentin, Betty Reese. Die Zeitschrift "Interiors" veröffentlichte 1951 einen Artikel über Loewy mit dem Titel "A place to work and play", in dem die Inneneinrichtung seines neuen Büros in New York mit der seines privaten Schlosses in Frankreich verglichen wurde. Reese versorgte die Presse auch regelmäßig mit Geschichten über Loewys ausgelassene Geburtstagsfeiern und Studioveranstaltungen und kreierte so das Bild des Industrial-Design-Büros als Ort des Vergnügens. Das Aufweichen der Grenzen zwischen den Kategorien öffentlich und privat wurde zu einem charakteristischen Merkmal kreativer Berufe.

Designing Men

Soziologinnen und Soziologen, Sozialhistorikerinnen und Sozialhistoriker haben darüber geschrieben, wie Berufskulturen Grenzen, Beschränkungen und Werte für berufliche Identitäten konstruieren. Wie die meisten Berufe bot auch das Industrial Design wenig Möglichkeiten für Frauen. Dank der sorgfältig kuratierten medialen Präsenz war das Bild des Designers in der Öffentlichkeit eindeutig männlich, und die meisten professionellen Designverbände, selbst wenn sie Frauen zuließen, wurden von Männern in Führungspositionen bestimmt.

Das Herman-Miller-Design-Team bei einem Meeting in den 1960er-Jahren.
Foto: Brooks Protzmann/Flickr (CC 2.0), https://www.flickr.com/photos/63094326@N00/4629379522

Dennoch gab es dabei einige wichtige Ausnahmen. Heute interessieren sich Designhistorikerinnen und -historiker zunehmend für die Art und Weise, wie Frauen berufliche Schranken erfolgreich überwunden und sich ihre berufliche Identität als Industrial-Designerinnen etabliert haben. Die Industrial-Design-Beraterin Gaby Schreiber, eine österreichische Emigrantin, zog in den späten 1930er-Jahren nach Großbritannien, wo sie ihr eigenes Beratungsunternehmen Gaby Schreiber & Associates gründete, zu dessen Kundschaft etwa die British Overseas Aircraft Corporation (BOAC) gehörte.

Bilder von Schreiber aus dieser Zeit geben einen faszinierenden Einblick in die Art und Weise, wie sie Kleidung und Körpersprache einsetzte, um die Grenzen zwischen Professionalisierung und Weiblichkeit aufzulösen. In Magazinen mit vorwiegend weiblicher Leserschaft, darunter "Vogue" und "Tatler", wurde Schreiber auch als eine Art Aushängeschild für den Beruf positioniert, indem man sie als aufstrebende berufstätige Frau präsentierte, eine neue Kategorie mit eigenen Grenzen und Beschränkungen. (Leah Armstrong, 23.2.2022)