Seit einem Monat sind die Belagszahlen auf den Corona-Intensivstationen stabil und noch im grünen Bereich. Im Normalbettenbereich setzt sich der Patientenanstieg hingegen fort. Es gibt noch ausreichend Kapazitäten, aber auch Ausfälle beim Personal sind ein Problem.

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Der Countdown läuft. Ab Dienstag sind es nur noch elf Tage, dann sollen weitgehend alle Corona-Maßnahmen fallen. Ab 5. März sind laut der türkis-grünen Bundesregierung keine Zutrittsregelungen mit grünem Pass sowie keine Personenobergrenzen bei Veranstaltungen mehr geplant. Die Sperrstunde fällt, die Nachtgastronomie öffnet, Maskenpflicht soll es nur noch im lebensnotwendigen Handel sowie in Öffis geben.

Demnach befürchten ÖVP und Grüne keine Überlastung der Spitäler mehr. Denn die Einschränkungen wurden laut Gesundheitsministerium ja einzig wegen einer erwarteten Bedrohung für das Gesundheitswesen verhängt. Und diese Bedrohung dürfte die Regierung auch mit den Öffnungen vorläufig nicht erwarten. Im Intensivbereich ist die Situation seit einem Monat trotz im Schnitt mehr als 30.000 neuen Fällen täglich stabil: Rund 200 Patientinnen und Patienten gibt es seither. Diese Zahl liegt auch laut der Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin noch im grünen Bereich.

Fokus auf Normalstationen

Anfang des Jahres hat Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) aber auch bekanntgegeben, wegen Omikron künftig für Verschärfungen – oder eben für Lockerungen – die Auslastung der Normalstationen als Maßstab heranzuziehen. Und dort sieht es nicht so entspannt aus. Seit einem Monat steigen die Zahlen: Am Montag waren 2.121 Covid-Normalbetten belegt, im Wochenvergleich betrug der moderate Zuwachs 177 Personen.

Rein nach Betten betrachtet, gibt es aber auch hier noch genügend Kapazitäten. Darauf weist auch ein Pressesprecher von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hin, der seit einiger Zeit die täglichen Corona-Zahlen twittert. In diesem Zusammenhang verweist er auch darauf, wie viele Spitalsbetten "bei Bedarf" für Covid-19-Fälle noch zur Verfügung stehen: Am Montag waren es 527 Intensiv- sowie 1.552 Normalbetten.

Was der Pressesprecher Nehammers nicht dazuschreibt: Diese Maximalzahlen sind nur auf Kosten der Versorgung anderer Erkrankter zu erreichen. Vor allem in den Herbstwellen der Pandemie mussten tausende Operationen abgesagt werden, um Covid-Fälle versorgen zu können. Und auch da waren die Maximalgrenzen noch entfernt. Außerdem können weniger Betten betreut werden, wenn Personal wegen Covid ausfällt.

Ausfälle beim Personal als Problem in Spitälern

Die gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination Gecko bezeichnet die Lage in den Spitälern in ihrem aktuellen Bericht als "zwar teilweise angespannt, aber nicht bedrohlich". Ausfälle beim Personal werden als "das größte Problem" bezeichnet. Der Wiener Gesundheitsverbund stellte dem STANDARD Zahlen zur Verfügung: Demnach fielen zuletzt von etwa 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 1200 "aufgrund von Covid-19" aus – weil sie positiv waren, als K1-Kontakt gelten oder wegen einer Schwangerschaft oder eines Risikoattests freigestellt sind.

Die Lage in den Kliniken wird von einer Sprecherin als "derzeit stabil" beschrieben, die Belegung im Normalbereich sei aber "konstant hoch. Geplante Operationen müssen aus diesem Grund mitunter verschoben oder in Privatkliniken verlagert werden." Der Anteil jener Personen, die "mit" Covid in Wiens Spitälern behandelt werden – also mit anderer Hauptdiagnose –, wird mit 15 Prozent beziffert.

Wien bleibt strenger

Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ) sieht das Ende der Maßnahmen kritisch. Dieses komme zu früh. In Wien werden strengere Regeln bleiben: Ungeimpfte sollen etwa keinen Zutritt in Clubs und Discos erhalten. Zur Spitalsbelegung sagte Ludwig im STANDARD-Interview: "Ist Wien voll, ist Schluss." Er verwies auf Covid-Gastpatienten aus anderen Bundesländern, die in Wien behandelt würden. Laut dem Büro von Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) sind es derzeit sechs im Intensiv- und 24 im Normalbereich.

Laut den Neos im Parlament ist der Gastpatientenanteil Wiens nicht herausragend: Daten von Jänner bis Oktober 2021 würden zeigen, dass Wien mit 5,4 Prozent knapp unter dem Bundesschnitt liege, wie aus einer Anfragebeantwortung von Gesundheitsminister Mückstein hervorgeht. Andererseits wurden Ende November, als in Salzburg eine Triage in den Spitälern drohte, auch vier Intensivpatienten nach Wien überstellt. Und an Niederösterreich wurden Ecmo-Geräte verliehen. (David Krutzler, 22.2.2022)