Bild nicht mehr verfügbar.

Die Omikron-Variante BA.2 hat eine kürzere Inkubationszeit als ihr Vorgänger BA.1.

Foto: REUTERS/DADO RUVIC

Die BA.2-Variante des Coronavirus ist auf dem Vormarsch. Ende dieser Woche wird sie in Österreich dominieren, wenn die Verbreitung so schnell weitergeht wie bisher – wovon auszugehen ist. Der Omikron-Subtyp ist schließlich noch ansteckender als der Vorgänger: "Die Inkubationszeit ist ein bisschen kürzer, BA.2 kann sich also besser ausbreiten", erklärt die Virologin Dorothee von Laer von der Med-Uni Innsbruck. In Wien waren am Wochenende bereits 33 Prozent aller Corona-Infektionen auf den Omikron-Subtyp zurückzuführen.

Was das für das Infektionsgeschehen bedeutet, ist offen. Ob BA.2 zu schwereren Verläufen als Infektionen mit BA.1 führt, ist laut von Laer noch nicht klar. Eine japanische Studie deutet auf schwerere Verläufe hin, im Tiermodell war die Viruslast bei BA.2 in der Lunge wieder deutlich höher als bei BA.1. Und bei BA.1 waren die Prognosen aus den Tiermodellen sehr zuverlässig, wie sich im Nachhinein zeigte. Die Studie könnte also ein erster Hinweis darauf sein, dass BA.2-Verläufe wieder schwerer sind.

Spitalsbelastung stabil, aber hoch

Eine Studie aus Südafrika zeigt hingegen keine höhere Pathogenität, BA.2 führte dort nicht zu mehr Krankenhausaufenthalten als BA.1. "In Südafrika gibt es aber fast nur Geimpfte und Genesene. Das Land ist mehr oder weniger komplett durchseucht", sagt von Laer, ein Vergleich mit Südafrika sei demnach unzulänglich. Man wisse nicht, wie sich die Variante bei nichtimmunen Personen verhält – eine Unbekannte, die zu kennen wichtig wäre.

Die Spitalsbelastung sei in Österreich derzeit zwar stabil, aber eben stabil hoch, zeigt man sich im Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) besorgt. "Derzeit haben wir etwas über 2.000 Hospitalisierte österreichweit. Auf dem Gipfel der Delta-Welle waren es rund 2.800, wir sind also nicht niedrig", warnt von Laer. "Aber in den letzten paar Tagen scheinen auch die Hospitalisierungen zu stagnieren." Es sei zu hoffen, dass es dabei bleibe.

Von den maximal zur Verfügung stehenden Covid-Spitalsbetten auf Normalstationen sind etwa in Salzburg bereits 90 Prozent, in Oberösterreich aktuell 74 Prozent belegt. Das zeigt eine Kapazitätsvorschau des Covid-Prognose-Konsortiums.

Weiterer Subtyp entdeckt

Entscheidend für die Lage in den Spitälern sind die vulnerablen Gruppen. Bei den über 60-Jährigen ist die Impflücke in Österreich aber besonders groß. Dazu kommt: "Bei den Älteren scheint die Omikron-Welle noch nicht angekommen zu sein, die Zahlen steigen in dieser Gruppe weiter leicht an", sagt von Laer. Und die Mortalität ist bei über 85-Jährigen besonders hoch: "Bei Infektion sterben sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 15 bis 20 Prozent." Bei jenen, die bei einer Infektion wahrscheinlich ins Spital müssen, ist also wenig über den Verlauf bekannt, das macht Prognosen schwierig.

Eines ist laut der Virologin klar: "BA.2 wird die Welle verlängern." Und eine neue Gefahr kündigt sich an. Kürzlich wurde in Dänemark ein Subtyp von BA.2 entdeckt. H78Y habe eine Mutation am Spike-Protein, die mit Zellzerstörung in Zusammenhang stehe. Die neue Mutation mache bereits rund 25 Prozent der Covid-19-Fälle in Dänemark aus. Sie sei besonders aggressiv und breite sich noch schneller aus, schreibt der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding auf Twitter. Mehr Info gibt es dazu aktuell nicht. (poem, 22.2.2022)