Die Pollen fliegen wieder. Hasel und Erle machen sich bei Allergikern bereits bemerkbar.

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Der Frühling liegt in der Luft, und damit fliegen auch die Pollen wieder. Hasel und Erle machen Allergikern derzeit zu schaffen, vor allem im Osten Österreichs. Birke und Gräser werden bald folgen. Das bringt vielen ein Leiden wieder ins Bewusstsein, das sich in den kälteren Monaten gut verdrängen lässt. Mindestens jede vierte Person in Österreich leidet nämlich an Heuschnupfen oder allergischem Asthma. So manche Betroffene greifen aber nur zu unterstützenden Medikamenten, wenn das Problem akut ist. Dabei gibt es eine Therapie, die die Ursache der Allergie bekämpft, die Allergenspezifische Immuntherapie (AIT).

Bei dieser Hyposensibilisierung wird über zwei bis drei Jahre eine geringe Dosis des Allergieauslösers unter die Zunge getropft oder injiziert. Das Immunsystem lernt so, das Allergen nicht mehr als Gefahr wahrzunehmen. Bereits nach wenigen Wochen sollen sich die Beschwerden bessern, die Entwicklung neuer Allergien kann eingebremst werden. Diese AIT wird auch von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) bezahlt, wenn es eine gesicherte Diagnose dafür gibt.

Erfolg im täglichen Leben

Die Wirksamkeit von AIT wurde bereits in mehreren Studien bestätigt. Vor kurzem wurde außerdem eine großangelegte React-Studie, also eine Real-World-Evidence-Studie, die den Erfolg der Therapie im täglichen Leben überprüft, im Fachjournal "The Lancet Regional Health Europe" veröffentlicht. Dafür wurden die Daten von über 92.000 Betroffenen in Deutschland von 2007 bis 2017 anonymisiert über die Krankenkassen ausgewertet. Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte sich einer AIT-Behandlung unterzogen.

Benedikt Fritzsching, Allergologe, Pädiater und leitender Autor der Studie, betont die Wichtigkeit so einer Untersuchung: "Das ist unbedingt nötig in Ergänzung zu Zulassungsstudien, bei denen nur eine kleine Gruppe unter ganz klaren Bedingungen untersucht wird." Die React-Studie wertet dagegen die Daten einer großen Kohorte aus, die ein Medikament unter alltäglichen Bedingungen einnimmt. Fritzsching: "Erst dann und im Vergleich zur Kontrollgruppe kann man sehen, wie gut die Wirkung im Alltag tatsächlich ist. Das ist ähnlich wie bei der Covid-Impfung, da hat sich die definitive Wirksamkeit auch erst in breiter Anwendung gezeigt."

Seltener im Spital

Die Studie hat den klaren Nutzen der AIT bestätigt: "Als Behandelnder kann ich nur betonen, wie auffallend der positive Nutzen für Menschen mit allergischem Asthma ist. Wir konnten den krankheitsmodifizierenden Effekt der Therapie über mehr als neun Jahre feststellen. Betroffene benötigten weniger Inhalationsmedikamente, sie mussten auch deutlich seltener ins Krankenhaus. Eine neue Beobachtung war, dass Betroffene auch weniger oft an Lungenentzündung erkrankten."

Prinzipiell steht die Immuntherapie allen Leidtragenden zur Verfügung, doch noch nehmen sie zu wenige wahr: "Es müssen dafür über längere Zeit Medikamente eingenommen werden, dazu können sich manche nicht durchringen. Hier braucht es Aufklärung und das Gespräch, welche Therapieform zur Lebensrealität am besten passt." (Pia Kruckenhauser, 22.2.2022)