Sorgt für Entsetzen: In St. Petersburg, der Heimatstadt von Wladimir Putin, soll Ende Mai in der Champions League finalisiert werden.

Foto: EPA/Maltsev

Die Gazprom-Arena wurde bereits für das Finalspiel vorbereitet.

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London/Nyon – Millionenschwere Sponsorings, extreme Nähe zu den Spitzenverbänden – und sogar die Austragung von Großereignissen wie des diesjährigen Champions-League-Finales: Russlands Einfluss auf die Welt des Profisports ist riesig. Während die Politik nach dem russischen Einmarsch in die Ostukraine am Dienstag empfindliche Sanktionen verhängte, tut sich der Sport (noch) schwer.

Uefa "beobachtet"

"Die Uefa beobachtet die Situation ständig und genau", hießt es vonseiten des Fußballkontinentalverbands. Zurzeit gebe es zwar "keine Pläne, den Austragungsort zu ändern", ausgeschlossen ist eine Verlegung des Königsklassenendspiels am 28. Mai in St. Petersburg allerdings nicht. Der Konflikt besitzt höchste Priorität in der Zentrale in Nyon – der Druck auf die Uefa steigt.

Mit Blick auf internationale Spiele des russischen Meisters Zenit St. Petersburg teilte die Uefa mit, sie sei in engem Kontakt mit den betroffenen nationalen Verbänden und Vereinen. "Derzeit ist vorgesehen, dass alle Spiele wie geplant stattfinden", hieß es. Zenit trifft am Donnerstag im Europa-League-Rückspiel in Spanien auf Betis Sevilla.

Politische Forderungen

Aus Straßburg meldeten sich Mitglieder des Europaparlaments zu Wort. Die Uefa solle Russland das Finale in St. Petersburg entziehen und die Kooperation mit dem russischen Hauptsponsor Gazprom beenden, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Offenen Brief an Uefa-Präsidenten Aleksander Ceferin. Die Zeiten, in denen man die Situation nur kontinuierlich beobachte, seien vorbei..

Auch der britische Premierminister Boris Johnson brachte sich in die Debatte ein. "Ich halte es für unvorstellbar, dass große internationale Fußballturniere in Russland stattfinden können nach (...) dem Einmarsch in einen souveränen Staat."

Lukrative Partnerschaft

Dass kurzfristige Verschiebungen durchaus möglich sind, zeigt der Blick zurück. Im vergangenen Jahr war das Endspiel von Istanbul nach Porto verlegt worden, 2020 organisierte die Uefa aufgrund der Corona-Pandemie ein Finalturnier in Lissabon. Am Dienstag standen bei der Uefa bereits erneute Gespräche über das weitere Vorgehen an, doch die Verbindungen nach Russland sind eng – die wirtschaftliche Abhängigkeit ist riesig.

Seit Jahren pflegt nicht nur die Uefa eine lukrative Partnerschaft mit dem russischen Staatskonzern Gazprom. Der Energiegigant gehört in vielen Sportarten längst zu den Top-Sponsoren – im Fußball etwa für die Champions League, die EM im vergangenen Jahr oder die Nations League. Dazu sitzt in Alexander Djukow der Vorstandschef der Tochtergesellschaft Gazprom Neft im Uefa-Exekutivkomitee.

Putins Olympiaprogramm

Forderungen nach Reaktionen des Sports auf das politische Weltgeschehen sind keineswegs neu. "Jedes internationale Sportereignis legitimiert und zementiert die Macht von Putin", hatte Viola von Cramon, deutsche Europa-Abgeordnete der Grünen, zuletzt der ARD-"Sportschau" gesagt. "Dabei müsste er als Aggressor mit seiner Politik der Desinformation und Destabilisierung international isoliert werden."

Zumal Putin mit der Eskalation in der Ostukraine zum wiederholten Mal rund um Olympische Spiele militärische Maßnahmen ergriff. Bereits während der Sommerspiele von Peking 2008 hatte er mit Waffengewalt in den Georgien-Konflikt (2008) eingegriffen. Sechseinhalb Jahre später annektierte er begleitet von einem großen internationalen Aufschrei die Krim (2014). (sid, APA, red, 22.2.2022)