Arbeitsminister Kocher rechnet mit weiter rückläufigen Arbeitslosenzahlen.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – In Österreich herrscht nach wie vor ein akuter Fachkräftemangel – qualifiziertes Personal fehlt quer über die Branchen verteilt. Statt außerhalb der Landesgrenzen nach geeinigten Arbeitskräften zu suchen, will die Regierung vermehrt das Potenzial im Land nützen.

Gemeinsam mit Unternehmen sollen daher mehr Frauen ermutigt werden, sich fort- und weiterzubilden, sagte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Konkrete Angebote sollen darauf abzielen, dass sich Frauen – vor allem in Branchen, in denen geringere Qualifikationen vorherrschen – weiterbilden und ihre Kompetenz gefördert wird.

Eines dieser Angebote ist der Fair Plus Service, dessen Programm am Dienstag vorgestellt wurde. Das vom Arbeitsministerium und vom Europäischen Sozialfonds mit drei Millionen Euro finanzierte Projekt zielt darauf ab, dass Frauen "ihre Chancen ergreifen", erklärt Susanna Kuncic, die für das Programm verantwortlich ist. Im Rahmen der Initiative werden Arbeitgeber und -nehmerinnen in 80 Unternehmen begleitet, um Mitarbeiterinnen bessere Karrierechancen zu ermöglichen.

Abschluss nachholen

Die Teilnehmerinnen haben unter anderem die Möglichkeit, Gratis-Coaches in Anspruch zu nehmen. Die Betriebe werden beraten und untereinander vernetzt. Insgesamt wolle man Frauen dazu bringen, verantwortungsvollere Positionen zu übernehmen und etwa einen Bildungsabschluss nachzuholen, erklärt Kuncic.

Das Programm zielt in erster Linie auf Branchen ab, in denen viele Frauen mit niedriger Qualifikation und oft für niedrige Löhne arbeiten – etwa in der Reinigung, im Tourismus oder im Einzelhandel. Knapp ein Viertel aller in Österreich beschäftigten Frauen ist demnach im Niedriglohnsektor tätig.

Angestellte in jenen Jobs seien zu Beginn der Pandemie noch beklatscht worden, hieß es vonseiten der Projektkoordinatoren – mittlerweile sei der Applaus verhallt, die Perspektiven seien gering. Eine Hürde für den beruflichen Aufstieg ist oftmals die hohe Teilzeitquote – 64 Prozent der Frauen in den Projektbetrieben arbeiten in einem Teilzeitbeschäftigungsverhältnis. Die teilnehmenden Betriebe werden daher bestärkt, Vollzeitstellen anzubieten.

Insgesamt hat sich die Situation am Arbeitsmarkt entspannt: Rund 380.000 Menschen sind derzeit arbeitslos oder in Schulung – 6000 Personen weniger als vor einer Woche. Rund 185.000 Personen sind zur Kurzarbeit vorangemeldet. Kocher rechnet mit einer "anhaltend positiven Dynamik" und weiter rückläufigen Arbeitslosenzahlen. (lauf, 22.2.2022)