Die hohen Rohstoff- und Energiekosten in der Eisen- und Stahlerzeugung sind längst bei den Verbrauchern angekommen.

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Wien – Die Zuspitzung im Ukraine-Konflikt wird den letzten Funken an Hoffnung auf Entspannung an der Preisfront verglühen lassen. Der Cocktail, aus dem die teils massiven Steigerungen der Erzeugerpreise gemixt sind: Die Konjunktur läuft, und entsprechend stark ist die Nachfrage. Hinzu kommen die seit Ausbruch der Corona-Krise stark steigenden Frachtkosten – die Containerfrachtraten liegen unverändert über 9.500 US-Dollar und sind damit doppelt so hoch wie vor einem Jahr und sechsmal höher als vor zwei Jahren. Den Rest erledigen die anhaltenden Lieferkettenprobleme.

Zu all dem komme nun auch noch die Ukraine-Krise, sagt der Konjunkturexperte des Instituts für Höhere Studien (IHS), Helmut Hofer. Er sieht als Haupttreiber die Energiepreise, von diesen sei im Schlussquartal des Vorjahres ein richtiger Boost gekommen. Alles zusammen habe das Zeug, den Wirtschaftsaufschwung zu bremsen, wenngleich man noch nicht abschätzen könne, wie stark die Dämpfung ausfallen werde. Das würde dann wohl auch den Preisauftrieb dämpfen.

"Klima für Preissteigerungen gegeben"

Der extreme Energiepreisanstieg, der in der Folge die Verbraucherpreise antreibt, könnte bei allen Nachteilen für produzierende Industrie und Gewerbe übrigens auch einen Vorteil haben: Die Hersteller bleiben auf den Kosten nicht mehr allein sitzen, sondern bringen die Steigerungen inzwischen zumindest teilweise in ihren Verkaufspreisen unter und können sie so an ihre Abnehmer und Kunden weitergeben. "Das Klima für Preissteigerungen ist gegeben", attestiert der IHS-Experte. Die Frage ist, wie groß dieser Teil sein wird. Hofer erwartet die am kommenden Montag erwartete Erzeugerpreise-Statistik für den Jänner 2022 übrigens nicht so dramatisch steigend wie jene in Deutschland.

Vom Auto bis zum Kaffee

Erdgas, Nahrungsmittel, Maschinen: Die deutschen Hersteller erhöhten ihre Preise im Dezember so stark wie nie. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen um durchschnittlich 25 Prozent – laut dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden der stärkste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Nicht nur Energieprodukte, sondern auch viele andere Güter kosteten deutlich mehr als noch vor einem Jahr – vom Auto bis zum Kaffee.

Die Produzentenpreise gelten als ein Vorläufer für die Entwicklung der Inflation. In der Statistik werden die Preise ab Fabrikstor geführt – noch bevor die Produkte verarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie können damit einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Verbraucherpreise geben. Trotz des massiven Anstiegs sieht Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg allerdings eine leichte Tendenz der Verlangsamung beim Energiepreisauftrieb in Deutschland, wenn auch auf sehr hohem Niveau. Auffällig seien die Preissprünge für Investitionsgüter (über fünf Prozent) sowie für Gebrauchs- und Verbrauchsgüter (plus sechs bis fast sieben Prozent).

Im Jahresschnitt um acht Prozent teurer

Wie auch immer der österreichische Wert für den Jänner aussehen wird: Schwach war der Preisauftrieb im produzierenden Bereich in Österreich auch im Dezember 2021 nicht, die Dynamik nahm gegenüber dem Vorjahresmonat sogar zu, die Preise stiegen um fast 17 Prozent. In den beiden Vormonaten November und Oktober hatte sich das Plus bereits auf 15,3 beziehungsweise 14 Prozent belaufen. Der Jahresdurchschnitt der Erzeugerpreise lag um knapp acht Prozent über dem Niveau im Corona-Jahr 2020. Das war übrigens auch ein Rekord, nämlich der stärkste Zuwachs seit Jänner 2000.

Gas und Strom

Geschuldet war der Anstieg im Gesamtjahr 2021 hauptsächlich den um fast 17 Prozent gestiegenen Energiepreisen. Außerdem verteuerten sich Vorleistungsgüter um fast zehn Prozent, und da vor allem jene in der Metallerzeugung und -bearbeitung, also der größten Industriesparte in Österreich.

Im Bereich Energie waren es wiederum die industriell erzeugten Gase und die Dienstleistungen der Gasversorgung, die um 14,4 Prozent teurer wurden, gefolgt von elektrischem Strom samt den Dienstleistungen der Elektrizitätsversorgung, die sich um 12,4 Prozent besonders deutlich verteuerten.

Fett, Pflanzenöl viel teurer

Deutlich spürbar war auch der Preisauftrieb in der Chemieindustrie, angeführt von chemischen Grundstoffen, Düngemitteln und Stickstoffverbindungen, Kunststoffen und synthetischem Kautschuk (beide in Primärform), die um 40 Prozent teurer wurden. Für Holz (gesägt und gehobelt) war um 10,4 Prozent mehr zu zahlen. Holz- und Zellstoff, Papier, Karton und Pappe wurden um 8,1 Prozent teurer als im Jahr 2020.

Konsumgüter wurden im Schnitt um 1,4 Prozent teurer. Hauptverantwortlich dafür laut Statistik Austria: der dramatische Preisanstieg bei pflanzlichen und tierischen Ölen und Fetten, die um fast ein Drittel mehr kosteten. Die Preise für Milch und Milcherzeugnisse stiegen um 3,3 Prozent. Möbel verteuerten sich um 2,2 Prozent. Investitionsgüter waren im Schnitt um 1,2 Prozent teurer. (Luise Ungerboeck, 23.2.2022)