Schweinebäuerinnen und -bauern sind vergangenes Jahr mit einem Minus ausgestiegen.

Foto: Regine Hendrich

Landwirtinnen und Landwirte warten erst einmal ab – und zwar in ganz Europa. Niederländische Gewächshäuser etwa laufen nicht mehr auf Maximaltemperatur, zu hoch sind die Preise für Öl und Gas.

Niedrigere Erträge nehmen Produzenten in Kauf, Frühlingserwachen hin oder her. Auf Deutschlands und Österreichs Bauernhöfen ist teilweise nur das Nötigste an Dünger für das kommende Frühjahr vorrätig. Zu hoch waren die Preise im Herbst.

Bäuerinnen und Bauern gingen in Lauerstellung. Hersteller drosselten daraufhin die Produktion. Zu groß war die Sorge, den guten Dünger unter Wert hergeben zu müssen. Allein, der Bedarf bleibt, und das heizt die Preise nur weiter an.

Produktionskosten steigen stetig

Fünf Milliarden Euro haben die Vorleistungen hiesiger Landwirtschaftsbetriebe 2021 ausgemacht. Das ist ein Plus von knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ein neuer Höchststand. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Schätzung der Statistik Austria.

Neben Dünger- und Energiekosten schnellte auch Futtermittel in die Höhe. Letzteres wirkte sich laut Franz Sinabell, Agrarexperte beim Wifo, in zwei gegensätzliche Richtungen aus.

Schweinezucht zahlt drauf

Von der Entwicklung negativ betroffen sind vor allem Schweinemästerinnen, die auf das teure Futtermittel angewiesen sind. Den Berechnungen über die heimische Landwirtschaft zufolge sorgten die gestiegenen Kosten für ein Einnahmeminus von etwas über vier Prozent.

Insgesamt konnte die tierische Produktion aber trotzdem positiv abschließen. Das liegt vor allem an der Rinder- und Milchproduktion, die sich seit Jahren erstmals wieder erholt haben.

Zuckerrüben versüßen Absatzmarkt

Was für den einen Bauern ein Nachteil ist, ist für die andere Bäuerin ein Vorteil, weiß der Agrarexperte und spricht damit den pflanzlichen Anbau an. Mit Getreide, Ölsaaten sowie -früchten und Zuckerrüben konnten Landwirtschaftsbetriebe um fast ein Fünftel mehr einnehmen als noch im Vorjahr.

"Für die betroffenen Ackerbauern war es ein gutes Jahr", sagt Sinabell. Interessant dabei: Das Volumen der pflanzlichen Erzeugung blieb im Vergleich zu 2021 annähernd gleich. Zuckerrüben und Ölsaaten wurden deutlich mehr produziert; Kartoffel-, Futterpflanzen- und Getreidebauern verzeichneten Rückgänge.

Einkommen steigen leicht

Der gesamte Produktionswert der heimischen Landwirtschaften stieg um zehn Prozent. Ebenfalls zugenommen hat das durchschnittliche Einkommen; konkret um etwas über drei Prozent.

Für Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, ist das aber "kein Grund zum Jubeln". Die bäuerlichen Einkommen würden seit Jahren "auf sehr niedrigem Niveau stagnieren".

In vielen Betrieben "klafft die Preis-Kosten-Schere immer stärker auseinander". Moosbrugger fordert daher eine Anhebung der Erzeugerpreise. Zumal 2022 "weitere deutliche Steigerungen zu erwarten" sind. Er fordert Bewegung am Markt und, dass das "Mauern des Handels auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern ein Ende findet". (Julia Beirer, 23.2.2022)