Fake News sind ein anwachsendes Problem sozialer Medien.

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Geht es nach Wladimir Putin, handelt es sich bei der Entsendung russischer Truppen in die Ukraine um eine "Friedensmission", mit der die selbsternannten "Volksrepubliken" Luhansk und Donezk unterstützt werden sollen. Russland soll im Gegenzug Militärbasen im Osten des Landes errichten dürfen. Klar ist, dass es sich dabei um die Eskalation eines jahrelangen Konflikts handelt. Eines Konflikts, der nicht ausschließlich mit Waffen bestritten wird – sondern genauso über Propaganda.

Vor allem während der vergangenen Wochen mehrten sich die Vorwürfe, russische Staatsmedien würden Fake News über die Lage in der Ukraine verbreiten. Diese warnten zum Beispiel vor einem Genozid an den Menschen in der Region Donbass. Eine Behauptung, die Putin gegenüber dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) anschließend sogar selbst aufgriff.

Auffällig waren zudem Angriffe gegen die Verbündeten der Ukraine. Unter anderem zielte man auf die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ab. Ihr Besuch in der Ukraine, so ein Social-Media-Posting von Russia Today, verstoße gegen das Minsker Abkommen. Eine Behauptung, die der Staatssender nach einem Faktencheck der Nachrichtenagentur AFP rasch zurückgezogen hat. Ein guter Anlass also, sich die Frage zu stellen: Wie kann man Fake News im Internet von echten Nachrichten unterscheiden?

Suchmaschinen, dein Freund und Helfer

Eine Zauberformel gibt es leider nicht. Sehr wohl aber eine Reihe von Möglichkeiten, die Vertrauenswürdigkeit einer Nachrichtenquelle zu überprüfen. Grundsätzlich sollte man sich stets die Frage stellten, woher virale Artikel, Fotos oder Videos eigentlich stammen. Heißt: Gibt es eine verlässliche Quelle? Gerade auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter haben Millionen User die Möglichkeit, mit ihren Postings unzählige Menschen zu erreichen. Dass die vermittelten Aussagen wahr sind, garantiert das aber noch lange nicht.

Oft hilft schon eine Web-Suche dabei, mehr über den Hintergrund und die Qualifikationen einer Posterin herauszufinden. Handelt es sich um eine Redakteurin eines vertrauenswürdigen Nachrichtenmediums, um eine Wissenschafterin – oder doch um jemanden, der mit der Veröffentlichung bestimmter Behauptungen eine Agenda verfolgen könnte?

Meistens werden für Fake News Ereignisse von großem öffentlichem Interesse aufgegriffen, nicht selten findet die Verbreitung über anonyme Accounts statt. Während der Pandemie verbreiteten Verschwörungserzähler deshalb zum Beispiel Desinformationen über die Impfung, die Impfpflicht oder Lockdowns. Wirkt eine Nachricht allzu unglaubwürdig, lohnt es sich also immer, nach weiteren Quellen zu suchen. Wird ein Thema bloß von anonymisierten Social-Media-Konten oder einer Website aufgegriffen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um Fake News handelt.

Die Suche nach dem Ursprung

Dasselbe gilt für Fotos. Immer wieder kommt es vor, dass auf sozialen Medien Bilder veröffentlicht werden, die vermeintlich während eines bestimmten Ereignisses aufgenommen wurden. Genauso oft passiert es jedoch, dass in Wirklichkeit keinerlei Zusammenhang zwischen ebendiesem und der Aufnahme besteht. Ende letzten Jahres ging zum Beispiel ein Foto viral, das tausende Menschen bei einer Demonstration gegen die Covid-19-Maßnahmen in der Steiermark zeigen soll – aber in Wirklichkeit aus dem Jahr 2012 stammt und ein Konzertpublikum in Serbien zeigt.

Will man herausfinden, wann und wo ein Foto erstmals im Internet aufgetaucht ist, bieten sich Dienste wie die Google Reverse Image Search oder Tineye an. Diese erlauben den Upload von Bilddateien und spucken alle aufgespürten Treffer aus.

Clickbait als Alarmglocke

Auch bei Textbeiträgen ist auffällig: Fake News und Verschwörungserzählungen werden meist in emotional aufgeladene Botschaften verpackt, warnt zum Beispiel das Recherchezentrum "Correctiv". Eine Taktik, die auch Corona-Leugner verfolgen. Auf Messengern wie Telegram tauchen immer wieder Behauptungen über eine vermeintlich tödliche Impfung und etwaige Gefahren für Kinder auf. Die Titel sind meist reißerisch, damit die Botschaften auf sozialen Medien so oft wie möglich geteilt werden. Gerade in Impfgegnergruppen erreichen rechtsextreme Newsportale dadurch zigtausende Menschen.

Werden einem ebensolche Artikel von Freunden oder Familienmitgliedern zugeschickt, sollten sofort die Alarmglocken läuten – und der Wahrheitsgehalt einer Botschaft überprüft werden. Zum Beispiel kann man bei vertrauenswürdigen Nachrichtenportalen nachsehen, ob sie das Thema aufgegriffen haben. Nicht immer sind die Ereignisse, auf denen das Narrativ einer Desinformationskampagne aufgebaut wird, frei erfunden. Es gibt auch Fälle, in denen Studien absichtlich fehlinterpretiert oder Zitate aus dem Kontext gerissen werden, um bestimmte Vorwürfe erheben zu können.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Grundsätzlich sollte man zudem sicherstellen, dass eine Website über ein Impressum verfügt. Es enthält Informationen wie eine Firmenadresse, die echten Namen der für Inhalte verantwortlichen Personen und eine Kontaktmöglichkeit. Eingetragen sind dort außerdem Firmenbuch- und Steuernummer. Zumindest dann, wenn alle rechtlichen Vorgaben erfüllt wurden. Ein fehlendes Impressum kann also auf eine nicht vertrauenswürdige Website hinweisen.

Ist man sich unsicher, kann man nachsehen, ob die angegebene Adresse und die verantwortlichen Personen auch wirklich existieren. Im nächsten Schritt lohnt es sich außerdem, den Namen eines Mediums zu überprüfen. Sollte dieser echt sein, kann mit einer Internetsuche herausgefunden werden, ob es Informationen zu einer politischen Abhängigkeit oder Berichte über die Verbreitung von Falschinformationen gibt.

Fact-Checker konsultieren

Nicht zuletzt gibt es inzwischen auf Fact-Checking spezialisierte Institutionen. Eine eigene Faktencheckplattform bieten unter anderem die ARD, "Correctiv", "Mimikama" und Snopes.com. Seit einiger Zeit betreibt auch die französische Nachrichtenagentur AFP ein entsprechendes Angebot in deutscher Sprache. Die Redakteurinnen können zwar nicht alle Vorfälle abdecken, bei Unsicherheiten lohnt sich aber stets ein Blick auf diese Websites. Bei manchen kann man auch als User Fake News melden.

Vorsicht, Vorsicht!

Stößt man in sozialen Medien auf Nachrichten zur Ukraine-Krise, sollte man stets auf den Urheber achten. Viele russische Zeitungen und Nachrichtensender befinden sich in Staatsbesitz, sind also abhängig von der Regierung. Darunter befindet sich auch Russia Today, das einen deutsch- und englischsprachigen Ableger betreibt. Dass die Berichterstattung des Staatssenders meist tendenziös ist, verdeutlichte sich zuletzt in der Corona-Pandemie, wie Forscher des Institute for Strategic Dialogue in einer Studie belegten.

Der Sender ist ein Fixpunkt für Verschwörungserzähler. Um ein Beispiel zu nennen: Vor der Sperre durch Youtube erreichte RT DE mit einem Video über den prominenten Corona-Verharmloser Sucharit Bhakdi dort 1,2 Millionen Aufrufe – finanziert von der russischen Regierung. Allein 2021 investierte diese 1,2 Milliarden Euro in staatliche Sender, in den kommenden Jahren sollen weitere 2,5 Milliarden dazukommen. Eines der Ziele ist, die Reichweite von RT im Ausland zu steigern.

Stößt man in sozialen Medien also auf Informationen zur Ukraine-Krise und anderen kritischen Themen, sollte man bei unbekannten Quellen innehalten – und sicherstellen, dass die Nachricht tatsächlich vertrauenswürdig ist. (mick, 23.2.2022)