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In Jordanien stieß ein Forschungsteam auf eine neolithische Kultstätte.
Foto: Jordan Tourism Ministry / AP

Amman – Im Osten Jordaniens machte ein archäologisches Forschungsteam einen spannenden Fund: Es stieß auf eine fast 9000 Jahre alte Wohnanlage, die offenbar einen von Jägern genutzten Schrein enthält.

Die Anlage aus der Jungsteinzeit sei sehr gut erhalten, teilte der an der Ausgrabung beteiligte Archäologe Wael Abu Asise vom Französischen Institut für den Nahen Osten mit. Bekannt gegeben wurde der Fund bei einer Pressekonferenz des Jordanischen Tourismusministeriums in der Hauptstadt Amman am Dienstag. Die antike Stätte befindet sich seinen Angaben nach im Südosten des Landes, in der Nähe von mutmaßlichen Fanganlagen in der Wüste.

Nützliche Wüstendrachen

Bei diesen sogenannten "Wüstendrachen" handelt es sich nicht etwa um hilfreiche Haustiere oder mythologischen Figuren. Stattdessen werden so lange Steinmauern bezeichnet, mit denen jagende Menschen damals wohl umherziehende Gazellen einkesselten, vermuten Forschende. Die Wildtiere wurden in halbkreisförmige "Räume" getrieben, damit sie sich leichter einfangen und töten lassen. Im Englischen werden die Strukturen als "desert kites" bezeichnet – oder als "stone traps", also Steinfallen.

Solche Anlagen waren in trockenen Landschaften im Südwesten Asiens verbreitet, wie das Ministerium mitteilte. Am Fundort gebe es acht solcher Steinmauern, die von Norden nach Süden verlaufend eine Länge von mehr als 20 Kilometern abdecken. Ganz ohne die Option zu kultischen Zusammenhängen geht es aber auch bei diesem Fund nicht: Der Mitteilung zufolge dürfte der Schrein für religiöse Zwecke genutzt worden sein.

Graviertes Gesicht

Den beteiligten Archäologen zufolge ist die Stätte in Jordanien die "erste und älteste Entdeckung" von Wohnanlagen dieser jagenden Population. Zu den Funden, die ein Team jordanischer und französischer Fachleute identifizierte, zählen unter anderem ein Altar, Tierfiguren, 149 Meeresfossilien und Feuersteinwerkzeuge.

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Der kleine Stein Ghassan und der große Stein Abu-Ghassan.
Foto: Muath Freij / Reuters

Bei der Pressekonferenz wurden auch besondere Fundstücke feierlich enthüllt. Darunter fallen vor allem zwei große Steine, in die Muster hineingeschnitzt wurden. Sie wurden den Forschenden zufolge im jungsteinzeitlichen Schrein entdeckt. In einen dieser Steine, der 112 Zentimeter hoch ist und aus Kalk besteht, sei etwa ein menschliches Gesicht eingraviert, beiden werden humanoide Formen zugeschrieben.

So wurden sie nun auch als "Ghassan" und "Abu-Ghassan" bezeichnet. Ghassan ist unter anderem ein männlicher Vorname, der auch "Jugend" bedeutet; der größere Stein, der Abu-Ghassan genannt wurde, wäre folglich der Vater des Ghassan. Als Ghassaniden wird aber auch ein regionaler Stammesverband bezeichnet, dessen Geschichte erst wesentlich später dokumentiert ist. Den Fachleuten zufolge gehöre zu den rituellen Praktiken der Ghassaniden auch die kollektive Jagd. (sic, APA, 23.2.2022)