Im Bereich Hospitalisierung liegen in Österreich erste Zahlen zu Covid-19 als Nebendiagnose vor. Laut einer Studie der Gesundheit Österreich (GÖG) gab es von Pandemiebeginn bis Ende November 2021 knapp 10.700 Covid-Intensivfälle. 27 Prozent davon hatten Covid-19 als Nebendiagnose.

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Wie viele Personen in Österreich sind an Covid-19 verstorben, wie viele mit Covid-19? Wie viele wurden wegen Covid-19 auf Normal- und Intensivstationen behandelt? Bei wie vielen Hospitalisierten war Covid-19 eine Nebendiagnose, bei wie vielen verlief Covid-19 nur asymptomatisch oder mit mildem Verlauf?

Diese und zahlreiche andere Fragen zum großen Themenkomplex Corona hat der Verfassungsgerichtshof (VfGH) – in einer nur etwas anderen Formulierung – Ende Jänner an Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein von den Grünen gestellt. Hintergrund sind zahlreiche Beschwerden von Maßnahmenkritikern gegen Corona-Verordnungen. Primär will ein Höchstrichter in diesem sogenannten Vorverfahren klären, ob die weitreichenden Verschärfungen wie Lockdown und 2G gerechtfertigt waren – "auch zur Vorbereitung einer allfälligen mündlichen Verhandlung".

Verschickt wurde der fünfseitige Fragenkatalog von Verfassungsrichter Andreas Hauer, der von der FPÖ nominiert wurde. Für die Beantwortung war bis 18. Februar Zeit.

Fristgerecht übermittelt

Neben Details zu Hospitalisierungen und Todesfällen drehte sich der Fragenkatalog auch um die Wirksamkeit von FFP2-Masken und der Corona-Schutzimpfung – oder den Lockdown für Ungeimpfte. Die Beantwortung wurde fristgerecht übermittelt, wie Gesundheitsministerium und Höchstgericht bestätigten. Veröffentlicht wird die Beantwortung aber nicht: Das Ministerium sei "um eine gute Arbeitsbasis mit dem VfGH bemüht, weshalb der beantwortete Fragenkatalog nicht mit externen Parteien geteilt werden kann", hieß es auf Anfrage.

Details zu Personen, die "an" und "mit" Covid-19 verstorben sind, oder zur Häufigkeit von Covid-19 als Nebendiagnose bei Hospitalisierten interessieren aber nicht nur das Höchstgericht. DER STANDARD schickte einen Fragenkatalog an das Mückstein-Ressort – mit fast identen Fragestellungen. Antworten wurden keine übermittelt, verwiesen wurde auf das laufende VfGH-Verfahren. Ähnlich argumentierte auch eine Sprecherin des Höchstgerichts.

Dabei sind andere Staaten mit Details zu Covid-19 transparenter. In Deutschland liegen etwa Zahlen zu Personen, die "an" und "mit" Covid-19 verstorben sind, zumindest für das Jahr 2020 bereits vor. Laut dem Statistischen Bundesamt war bei 83 Prozent der Covid-Verstorbenen Covid-19 die Haupttodesursache. Bei 17 Prozent der 47.860 Corona-Toten hat Covid-19 "als Begleiterkrankung zum Tod beigetragen".

Weniger Tote in Dänemark

In Dänemark beschreibt das Statens Serum Institute (SSI) auch Veränderungen bei den Todesfallstatistiken durch die Omikron-Variante sowie die Boosterimpfung. Demnach sterben aktuell in Dänemark "mehr Menschen mit Covid-19 als wegen Covid-19". Aktuell gebe es dort trotz der hohen Zahlen bei Neuinfektionen und Covid-Toten eine Sterblichkeit "auf einem erwarteten und normalen Level".

Auch in Österreich wird seit Jahresbeginn – und also mit Omikron – vorerst keine Übersterblichkeit von der Statistik Austria registriert. 2020 und 2021 wurde eine solche statistisch klar festgestellt – wobei diese im Vorjahr etwas geringer als im ersten Jahr der Corona-Pandemie ausfiel. 2021 betrug die Veränderung bei den Todesfällen im Vergleich zu 2019 plus 8,5 Prozent.

27 Prozent der Intensivfälle mit Nebendiagnose Covid

Im Bereich Hospitalisierung liegen in Österreich erste Zahlen zu Covid-19 als Nebendiagnose vor. Laut einer Studie der Gesundheit Österreich (GÖG) gab es von Pandemiebeginn bis Ende November 2021 knapp 10.700 Covid-Intensivfälle. 27 Prozent davon hatten Covid-19 als Nebendiagnose. Bei einem beträchtlichen Teil dieser Fälle lagen als Hauptdiagnose aber "lungenspezifische Erkrankungen" vor, wie ein GÖG-Sprecher erläuterte. Bei wie viel Prozent der Intensivfälle Covid-19 als Nebendiagnose asymptomatisch oder mit mildem Verlauf registriert wurde, ist nicht bekannt.

Kommende Woche startet übrigens die März-Session des VfGH. Das Richterkollegium werde wieder über zahlreiche Corona-Fälle beraten. "Das geht in die Dutzende", sagte eine Sprecherin dem STANDARD. (David Krutzler, 23.2.2022)