Er hat es getan.

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Er hat es getan. Der russische Autokrat Wladimir Putin machte Donnerstagfrüh seine immer ärger gewordenen Drohungen wahr und ließ die Ukraine militärisch angreifen. Nicht nur in den Separationsgebieten im Donbass, sondern offenbar mit Raketen, Marschflugkörpern im ganzen Land: In Kiew, Charkiw, Odessa waren schwere Einschläge zu hören und zu sehen – offenbar hauptsächlich bei ukrainischen Militärflughäfen, um die Luftwaffe auszuschalten, und bei militärischen Kommandostrukturen. Bei Odessa und Mariupol sollen russische Truppen gelandet sein.

Selbst wenn das "nur" der "Demilitarisierung" und "Denazifizierung" (!) der Ukraine dienen sollte, wie Putin in einer frühmorgendlichen Ansprache sagte; selbst wenn nicht die Besetzung des ganzen Landes geplant ist – hier hat Putin die jahrzehntealte Friedensordnung in Europa zerstört. Die letzten größeren Kriege in Europa fanden vor rund 30 Jahren auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien zwischen den Nachfolgestaaten Serbien, Kroatien, Bosnien, Slowenien, Kosovo statt. Sie waren schrecklich genug. Um aber eine Militäroperation von dieser Massivität zu finden, muss man wohl bis zum Zweiten Weltkrieg zurückgehen. Und auch im Prinzipiellen: Soeben versucht das größte Land Europas das zweitgrößte in seine Gewalt zu bringen.

Düstere Aussichten

Das bedeutet düstere Aussichten für Europa und die Welt. Für Putin hat die Ukraine keine Berechtigung als souveräner Staat. Mit einem Schlag ist im Bereich der ehemaligen Sowjetunion und der ehemaligen kommunistischen "Bruderstaaten" niemand mehr sicher. Putins Aktion, der eine immer aggressiver und hemmungsloser gewordene Rhetorik vorausging, ist der nachträgliche Beweis für die Motive der Osteuropäer und der Balten, sich in die Nato zu flüchten.

Die Nato wird nicht militärisch in der Ukraine eingreifen (abgesehen von Waffenlieferungen). Die schweren Sanktionen, die nun unvermeidlich sind, könnten in Europa aber die Wirtschaft beeinträchtigen. Langdauernde Kämpfe in der Ukraine verursachen gewaltiges Leid und können auf die Nachbarn, auch auf Österreich, destabilisierend wirken.

Putin hat mit einem Schlag die Nachkriegsordnung in Europa schwer getroffen. Es kommen böse Zeiten. (Hans Rauscher, 24.2.2022)