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Bauarbeiten im dritten Reaktorblock von Mochovce.

Foto: Reuters / David W. Cerny

Wien/Brüssel – Die Umweltorganisation Global 2000 bringt am Donnerstag eine Anzeige gegen die slowakische Atomaufsicht wegen gravierender Sicherheitsmängel im dritten Reaktorblock im Atomkraftwerk Mochovce ein. "Die uns vorliegenden Belege zeichnen leider ein eindeutiges Bild des völligen Kontrollversagens", hieß es in einer Pressemitteilung. Die Atomaufsicht in Österreichs Nachbarland unterlasse wissentlich und bewusst die Kontrolle von sicherheitskritischen Teilen des Reaktors.

"Offenbar kommt es hier zum systemischen Versagen der höchsten Sicherheitsinstanz, die für die Mochovce-Inbetriebnahme verantwortlich ist. Wir haben daher heute Anzeige bei der slowakischen Kripo erstattet und fordern die lückenlose Aufklärung und den sofortigen Abbruch der Inbetriebnahme-Versuche", so Global 2000. Der Reaktor ist etwa 200 Kilometer von Wien entfernt. Die Umweltorganisation kämpft seit langem gegen die Inbetriebnahme.

Technische Probleme mit Rohrleitungen

Bereits seit 1985 wird am Reaktor Mochovce 3 gebaut, die Inbetriebnahme verzögerte sich nach Angaben der NGO immer wieder aufgrund von technischen Problemen und Ermittlungen der slowakischen Kriminalpolizei Naka. Im Jänner wurde dem Kraftwerk die Betriebserlaubnis von der slowakischen Atomaufsicht gegeben. Ein Einspruch dagegen von Global 2000 und Unterstützern wurde zuletzt abgewiesen. Die Regierung verkündete die Inbetriebnahme des Reaktors 3 ab März.

Zuletzt zeigte sich Global 2000 nach dem Fund minderwertiger Rohrleitungen besorgt. Von über 50.000 potenziell rostanfälligen Rohrleitungen seien nur 7.962 Rohrleitungen analysiert worden: 3.410 davon wurden auf ihre chemischen Materialeigenschaften untersucht, 61 Fälle von "Materialkonfusion" – also minderwertigem Stahl – und 293 Fälle von "Abweichungen vom Standard" wurden laut Global 2000 entdeckt. Nur zwölf Rohrleitungen wurden tatsächlich ausgewechselt. Die restlichen 4.552 Rohrleitungen "wurden durch eine Computerbewertung" analysiert und von der Atomaufsicht als sicher eingestuft worden. Die Umweltorganisation kritisiert dieses Vorgehen. (APA, 24.2.2022)