Besseres WLAN ist immer gut.

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Es klang so gut: Zum ersten Mal seit rund zwanzig Jahren gibt es neue Frequenzen für die WLAN-Nutzung. Wi-Fi 6E nennt sich der neue Standard, der die im städtischen Bereich notorisch vollen 2,4- und 5-GHz-Bereiche um das 6-GHz-Spektrum erweitert und so Raum für eine in der Praxis bessere Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit von drahtlosen Netzwerken schaffen soll.

Doch die Theorie ist das eine, die Praxis oft etwas anders. Schließlich reicht in so einem Fall eine offizielle Standardisierung nicht aus, der Nutzung eines zusätzlichen Frequenzbereichs müssen natürlich auch die lokalen Behörden erst einmal zustimmen. Und während etwa die USA oder Großbritannien diesen Schritt bereits hinter sich haben, dauert so etwas in Österreich bekanntermaßen gerne etwas länger.

Ein neues Versprechen

Nun soll es aber – relativ – bald so weit sein: Wie das Landwirtschaftsministerium auf Anfrage des STANDARD verspricht, soll der Betrieb von 6-GHz-WLAN-Geräten in Österreich noch im laufenden Jahr 2022 möglich sein. Die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen sollen bis zum Sommer geschaffen und offiziell kundgetan werden.

Das ist zunächst einmal erfreulich, gleichzeitig hinkt Österreich damit weit hinter sowohl den EU-Vorgaben als auch den eigenen Plänen zurück, die noch im Vorjahr kommuniziert wurden. So hat die EU bereits Anfang Juli 2021 die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen, dieser Beschluss hätte eigentlich bis zum 1. Dezember 2021 von allen Nationalstaaten umgesetzt werden müssen.

Schon im Vorjahr war man sich auf österreichischer Seite allerdings nicht sicher, ob dieser Termin eingehalten werden kann. Statt eigener Bestrebungen verwies man damals gegenüber dem STANDARD lieber auf "europaweite Anstrengungen, die im Herbst zu einer Reklassifizierung entsprechender Geräte führen sollen". In deren Folge sollten sich so Wi-Fi-6E-Geräte bis Ende des Jahres – 2021 wohlgemerkt – legal betreiben lassen.

Frequenznutzungsverordnung

Nun ist man von diesem Versprechen aber weit entfernt – im schlimmsten Fall bis zu einem Jahr. Das mag allerdings auch daran liegen, dass nun doch ein anderer Weg für die Umsetzung gewählt wurde. Das 6-GHz-Band für Wi-Fi 6E soll über eine neue Fassung der zum Telekommunikationsgesetz (TKG) gehörigen Frequenznutzungsverordnung freigegeben werden. Genau dieser Weg ist aber auch der Grund dafür, warum es so lange dauert.

Wurde doch das TKG im Vorjahr neu gestaltet, die aktuelle Version ist am 1. November 2021 verkündet worden. Mit der neuen Frequenznutzungsverordnung geht es nun aber nicht nur um Wi-Fi 6E, sondern auch um andere Themen wie Mobilfunk im 26-GHz-Band, also der landläufig unter dem Namen mmWave bekannte Teil von 5G, der in Europa bisher nicht verfügbar ist. Aber auch die Frequenzen für die Kommunikationsplattform zur Automatisierung der Wiener U-Bahnlinien beginnend mit der U5 sollen in dem Paket abgehandelt werden.

Mehr Platz für den Datenfluss

Konkret geht es bei den Wi-Fi 6E um den Frequenzbereich zwischen 5.945 und 6.425 MHz. Das ergibt dann Platz für wahlweise sechs Kanäle mit einer Breite von 80 Mhz oder auch drei Kanäle mit 160 MHz – die dann natürlich mehr Raum für höhere Geschwindigkeiten haben. Das klingt nach nicht viel, muss allerdings in Relation gesetzt werden: Derzeit gibt es im für flotte Datenübertragungen gedachten 5-GHz-Band gerade einmal fünf Kanäle mit 80 MHz Breite, die Ausdehnung kommt in diesem Frequenzbereich also mehr als einer Verdopplung des zur Verfügung stehenden Platzes gleich.

Erwähnt sei, dass man damit in Europa erheblich zurückhaltender vorgeht als in den USA. Dort umfasst das 6-GHz-Spektrum nämlich gleich 14 Kanäle, ist also mehr als doppelt so groß wie in der EU. Das liegt daran, dass man den oberen Bereich des 6-GHz-Bandes – also von 6.425 bis 7.125 MHz – in Europa lieber für Mobilfunk nutzen würde.

Hardware ist schon da

Die lange Verzögerung bei der Umsetzung hat aber zumindest einen Vorteil: Bis Wi-Fi 6E in Österreich wirklich nutzbar ist, dürfte der neue Standard von aktueller Hardware bereits recht gut abgedeckt sein. So bieten einige aktuelle Top-Smartphones sowie Laptops bereits Wi-Fi-6E-Support. Router, die das 6-GHz-Band abdecken, gibt es ebenfalls schon. Alles, was da dann zur realen Nutzung noch fehlt, ist ein Firmware-Update, das die entsprechenden Frequenzen für Österreich freigibt. (Andreas Proschofsky, 26.2.2022)