Apples Kopfhörer Airpods Max begeistern im STANDARD-Test.

Foto: Martin Stepanek

Apples Airpods Max hatten keinen leichten Start. Bei der Präsentation sorgten die Highend-Kopfhörer mit ihrem eigenwilligen Design zwar für einiges Aufsehen. Nach dem unmittelbaren Marktstart im Dezember 2020 waren sie mehrere Monate aber kaum verfügbar. Der stolze Preis von 629 Euro – mehr als doppelt so hoch wie bei den kleinen Airpods Pro – schreckte selbst die hartgesottene Apple-Fangemeinde ab. Mittlerweile völlig zu unrecht, wie die Kopfhörer im STANDARD-Test beweisen.

Ein Testbericht mehr als ein Jahr nach Verkaufsstart mag für ein Apple-Produkt ungewöhnlich sein. Die Airpods Max bieten sich jedoch aus mehreren Gründen dafür an. Denn im freien Markt sind die Kopfhörer mittlerweile bereits um Preise zwischen 420 und 470 Euro verfügbar. Das macht sie erstmals für eine breitere Käuferschaft interessant, die zwar audiophil und klangbewusst ist, aber nicht zigtausende Euro in HiFi-Anlagen investiert.

Dazu kommen die nachträgliche Einführung von 3D-Audio-Funktionen (Spatial Audio und Dolby Atmos), eine deutlich verbesserte Soundqualität auf Apple Music sowie einige Software-Updates, die die Airpods Max generell zu einem attraktiveren Paket machen.

Design und Haptik

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Dass Apple sich weiterhin nicht scheut, bei dem einen oder anderen Produkt mit etwas ausgefallenem Design aus der Reihe zu tanzen, empfinde ich als positiv, zumal an Verarbeitung und Materialwertigkeit wenig auszusetzen ist. Das Aluminium-Gehäuse der länglich großen Ohrmuscheln ist eine willkommene Abwechslung zu existierenden Plastik-Gehäusen. Das in den Bügel integrierte Netz wirkt filigran, hat sich im Langzeittest aber als robust erwiesen.

Die Pads sind abnehm- und ersetzbar, sie werden magnetisch gehalten.
Foto: Martin Stepanek

Clever gelöst sind die magnetisch gehaltenen weichen Ohrpads, die ebenso ausgetauscht werden können wie der verstellbare Bügel. Dass Apple anders als die meisten Hersteller auf eine unzuverlässige Touchbedienung verzichtet, ist ebenfalls löblich. Als Bedienelemente fungiert ein Knopf, mit dem sich die Geräuschunterdrückung einschalten lässt, sowie eine drehbare "digitale Krone", wie sie von der Apple Watch bekannt ist. Mit ihr lässt sich die Lautstärke regeln. Medieninhalte können mittels Tastendrucks abgespielt, gestoppt oder übersprungen werden.

Was den Tragekomfort betrifft, zählen die Airpods Max trotz ihres relativ hohen Gewichts zu den komfortabelsten Kopfhörern, die ich je getestet habe. Die Pads sind so groß, dass die Ohren in der länglichen Aushöhlung Platz haben. Brillenträger haben durch den festen Sitz allerdings den Nachteil, dass die Kopfhörer gegen den Bügel drücken können. Online kursierende Berichte, wonach sich Feuchtigkeit hinter den Pads sammeln kann, konnte ich auch nach stundenlangem Tragen nicht beobachten. Aufgrund ihrer Größe eignen sie sich weniger für die mobile Nutzung unterwegs.

Fine-Tuning für den perfekten Sound

Die Bluetooth-Verbindung, vor allem aber auch das Wechseln zwischen Geräten, klappt im Apple-Universum hervorragend. Auch wenn Airpods beim Erkennen des gerade verwendeten Geräts nicht immer perfekt sind – bei vielen Modellen anderer Hersteller ist der fliegende Wechsel zwischen Mac, iPad, iPhone und AppleTV praktisch unmöglich. Das ist zumindest die Erfahrung, die ich beim Testen Dutzender Modelle in den vergangenen Jahren gemacht habe.

Um den besten Klang herauszuholen, lohnt es sich bei den Airpods Max, ein Fine-Tuning der Audioeinstellungen vorzunehmen. Leider hat der jahrelange Wildwuchs bei den Apple-Einstellungen dazu geführt, dass diese im System verteilt sind. Wer Apple Music nutzt, kann in den Systemeinstellungen der App nicht nur die Audioqualität festlegen, sondern auch den Equalizer aktivieren. Im Test erwiesen sich die vorgefertigten Optionen, die bei schlechteren Kopfhörern eine gewisse Verbesserung bringen können, als klanglich unbrauchbar.

Nicht auf jedem Kopf schauen die Airpods Max so gut aus.
Foto: Martin Stepanek

Um den Klang tatsächlich zu optimieren, muss man bei iPhone und iPad kompliziert in das Menü "Bedienungshilfen", dann "Audio/Visuelles", dann "Kopfhörer-Anpassungen" und kann dann mit der Audiokonfiguration spielen. Da ich tendenziell einen etwas höhenlastigeren knackigen Sound präferiere, wählte ich die Vorgabe "Ausgewogene Töne" mit leichter bis mittlerer Verstärkung. Auf dem Mac kann man das Ganze abkürzen und sich mit dem Equalizer spielen, der einen die Frequenzbereiche individuell regeln lässt.

Berührend schöner Klang

Sind die optimalen Einstellungen gefunden, können die Airpods Max all ihre Stärken ausspielen. Die Kopfhörer bieten viel Raum, präsentieren dabei aber musikalische Details wie unter einem Mikroskop. Das Bass-Fundament trägt, ohne jemals aufdringlich zu sein oder die Ausgewogenheit zu gefährden. Höhere Frequenzen klingen kristallklar, berühren gleichzeitig aber durch eine Unmittelbarkeit, die man sonst eher von Live-Konzerten oder dem Plattenspieler kennt.

Apple schafft dabei das Kunststück, dass praktisch jede Musikrichtung toll klingt. Interessanterweise profitieren gerade Klassik-Aufnahmen von dem oben beschriebenen Soundprofil, und zwar egal ob man die groß angelegte 9. Sinfonie von Anton Bruckner mit den Berliner Philharmonikern unter Günter Wand oder ein Schubert-Lied mit Fritz Wunderlich hört. Auch bei der Instrumentalversion von Tori Amos‘ fantastischem Klassik-Album "Night of Hunters" sind von resonierenden Klavierseiten, dem Atmen der Instrumentalist:innen bis zum Geräusch der Klarinettenklappen von Andreas Ottensamer Details zu entdecken, die mir so noch nie aufgefallen sind.

Ohne hier auf die existierenden technischen Limitationen von Bluetooth-Verbindungen einzugehen: Die Kombination Airpods Max und Apple Music bzw. Tidal war für mich das erste Mal überhaupt, dass drahtloses Musikhören über iPad oder Mac an die Qualität von guten Hifi-Anlagen herankommt. Vielmehr noch: Anders als das polierte glatte Apple-Design vermuten lässt, bieten die Kopfhörer einen eher natürlichen, warmen und oftmals berührenden Klang. Auch alte Alben damit wiederzuentdecken, macht unglaublich Spaß.

Apple setzt auf hochwertige Materialien wie Edelstahl und Aluminium.
Foto: Martin Stepanek

Für Serien und Filme genial

Abgesehen von den Vorzügen beim Musikhören haben die Airpods Max einen weiteren Trumpf im Ärmel, der nicht zu vernachlässigen ist. Denn wie bei den kleineren Modellen sorgen Dolby Atmos bzw. 3D-Audio in Kombination mit der Kopferfassung dafür, dass man selbst mit einem iPad Kinosaal-Feeling erlebt. Noch besser funktioniert das Ganze natürlich am Fernseher mit AppleTV.

Durch die deutliche Leistungsfähigkeit und Größe der Airpods Max fällt der Effekt noch beeindruckender als bei den kleinen In-ear-Varianten aus. Beim Schauen der Zib 2 mittels TVthek-App und Kopfhörer ertappte ich mich erschrocken dabei, dass ich die Geräuschkulisse im ersten Moment laut im Raum über die Lautsprecherboxen wahrnahm, obwohl der Sound eigentlich ausschließlich über die Airpods Max eingespielt wurde.

Auch bei Apple Music investiert der Konzern gerade viel in 3D-Sound und hat auch viele ältere Alben mittlerweile in Dolby Atmos im Programm. Was beim Filme- und Serienschauen tatsächlich beeindruckend ist, wirkt bei Musik auf mich immer noch ein wenig nach Spielerei. Die Option Musik in einer komplett anderen Mischung präsentiert zu bekommen, ist interessant. Im direkten Vergleich gefiel mir die Original-Mischung in Stereo aber immer besser – zumal die Kopfhörer auch in diesem Setting ein räumliches, aber präziseres Klangerlebnis bieten.

Einige (bekannte) Kritikpunkte

So überzeugend die Airpods Max sind, lassen einige Apple-Entscheidungen einen ratlos zurück. Statt USB-C muss man mit dem veralteten Lightning-Anschluss zum Laden vorliebnehmen. Um per Klinkenstecker zu hören, muss man ein zusätzliches dünnes Kabel um 39 Euro kaufen, das aber offenbar nicht in der Lage ist, verlustfreies Audio zu übertragen. Mich persönlich hat die absurde Kabelsituation nicht gestört, weil ich die Airpods Max in erster Linie als hochwertige Bluetooth-Kopfhörer wahrnehme. Dass das Kabel nicht standardmäßig beiliegt, ist angesichts des Preises allerdings knausrig.

Keine gute Lösung. Die seltsame Hülle, die die Airpods Max nicht ausreichend schützen.
Foto: Martin Stepanek

Was den Akku betrifft, hat Apple mit einem Software-Update nachgebessert. Da die Kopfhörer keinen Aus- und Ein-Knopf besitzen, gingen sie anfangs nur in den sparenden Standby-Modus, wenn sie in die Hülle gegeben wurden oder in ungeschützter Form lange auf dem Tisch lagen. Nach dem Update wechseln sie offenbar jetzt schneller ins Standby. Die Akkulaufzeit ist mit 20 Stunden angegeben. Im Test schlugen sich die Kopfhörer gut. Ich musste ein bis zwei Mal die Woche den Akku aufladen. Das ist nicht herausragend, aber auch nicht auffallend schlecht.

Was sich Apple bei der Hülle gedacht hat, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Wie eine seltsam designte Windel umgibt sie die Airpods Max, ohne diese etwa beim Transport in einem Rucksack nachhaltig zu schützen. Das Material fühlt sich billig an. Wer auf seine Airpods Max gut aufpassen möchte und sie im Alltag oft mitnimmt, muss wohl in einen Zusatzcase investieren.

Fazit: Hoffentlich kein Auslauf-Modell

Mit den Airpods Max hat Apple einen hochwertigen Kopfhörer abgeliefert, der bisher zu Unrecht nur wenig Beachtung gefunden hat. Beim Soundprofil hat Apple fast alles richtig gemacht und zeigt, wie toll und berührend hochwertiges Streaming trotz Bluetooth heute schon klingen kann. Im Test zeigte sich diesbezüglich auch, dass die schlechtere Klangqualität von Spotify bei gutem Equipment nicht ausreicht.

Durch die 3D-Audio-Option und Kopferfassung sorgen die Airpods Max auch beim Serien- und Filmeschauen für einen Wow-Effekt. Für Videokonferenzen und Telefonieren taugen sie – nicht zuletzt aufgrund exzellentem Noise Cancelling sowie einem Transparenzmodus, um Außengeräusche wahrzunehmen, ebenfalls bestens. Für einen Preis ab 420 Euro im freien Markt bekommt man ein überzeugendes Paket – vor allem, wenn man sich im Apple-Universum bewegt.

Aktuell deutet wenig darauf hin, dass die Airpods Max bisher ein Verkaufsschlager waren. Angesichts des unrühmlichen Schicksals des technisch aufwändigen Lautsprechers Homepod, dessen Produktion eingestellt wurde, bleibt nur zu hoffen, dass Apple bei seinen Highend-Kopfhörern einen längeren Atem besitzt und künftig noch stärker auf hochwertiges Audio setzt. Das wäre für die ganze Branche und vor allem für unsere Ohren ein Segen. (Martin Stepanek, 27.2.2022)

Disclaimer: Die Airpods Max wurden uns für einen begrenzten Testzeitraum von Apple zur Verfügung gestellt