FFP2-Maskenpflicht am Donaukanal: Die Polizeipräsenz wurde erhöht.

Foto: Christian Fischer
"Die Pandemie gemeistert, die Krise bekämpft: Endlich wieder Miteinander"
ÖVP-Plakatserie, Sommer 2021

Es waren zwei lange Jahre. Wir haben Hochphasen erlebt ("Ein Sommer wie damals!") und Rückschläge hingenommen (Alpha, Beta, Delta, Omikron). Rückblickend wird kaum jemand von sich behaupten, in dieser Krise immer rational gehandelt zu haben – Stichwort: Klopapier. (Die Franzosen hatten immerhin Kondome gehamstert.) Fast jede und jeder hat die Pandemie phasenweise einmal unterschätzt und war zu anderen Zeiten vielleicht übervorsichtig. So ging es definitiv auch der Politik. Ein unvollständiger Überblick der zumindest im Nachhinein absurdesten Corona-Regeln:

Schließung der Bundesgärten

Es war der Beginn eines lange andauernden Matches zwischen der Stadt Wien und der Bundesregierung: Im März 2020 wurden seitens der zuständigen Landwirtschaftsministerin die großen Parkanlagen, die vom Bund betreut werden, geschlossen – aus Sicherheitsgründen. Wienerinnen und Wiener konnten dort somit nicht mehr spazieren gehen. Die rote Stadtregierung schäumte. Die Bevölkerung drängte sich in den verbliebenen offen Parks der Hauptstadt. Spätestens heute weiß man: Die Gefahr, die damals von einem Spaziergang in der frischen Luft ausging, war wohl nicht atemberaubend.

Strafen fürs Sitzen auf dem Bankerl

Verwirrende Verordnungen waren – vor allem zu Beginn – ein sicherer Begleiter dieser Pandemie. Im ersten Lockdown wurden Menschen etwa dafür gestraft, dass sie auf einer Parkbank saßen – zu nah (Ein-Meter-Abstandsregel!) an einer haushaltsfremden Person. Ertappte sollten teilweise hunderte Euro hohe Strafen bezahlen. Ein Parkbank-Sünder ging dagegen gerichtlich vor – und bekam recht. Verweilen mit Abstand forderte die Verordnung nämlich gar nicht, stellte das Landesverwaltungsgericht Wien später fest.

Milch, Eier, Schusswaffen

Lockdowns kennen wir nach zwei Jahren Pandemie zur Genüge.
Foto: APA / Gert Eggenberger

Lockdowns kennen wir nach zwei Jahren Pandemie zur Genüge. Wir wissen im Grunde auch, wie ein Shutdown funktioniert. Wenn das Land komplett herunterfährt, dann dürfen nur Geschäfte offen halten, die den täglichen Bedarf der Bevölkerung abdecken: Drogerien, Supermärkte und Waffengeschäfte zum Beispiel. Waffengeschäfte? Ja, genau. Dass Waffen zu dieser Gruppe zählten, sorgte im Herbst 2020 für großes Unverständnis. Daraufhin konkretisierte das Ministerium die entsprechende Verordnung und klärte auf: Waffen und Waffenzubehör dürften nur für berufliche Zwecke, und wenn es "zwingend unaufschiebbar erforderlich ist", gekauft werden. In Blumengeschäfte durfte man damals übrigens nicht – aber im Supermarkt bekam man Pflanzen.

Zahlenspiele für Anfänger

Mit wie vielen Bekannten haben Sie zuletzt Weihnachten gefeiert? Und Ostern? Durch die Pandemie wurden Familienfeiern zur Rechenaufgabe. Im Jahr 2021 war es im Winter einfach: Da durften sich zehn Personen aus diversen Haushalten ohne 2G-Nachweis unter dem Christbaum versammeln. Ostern war zuvor komplexer: Vier Personen aus zwei Haushalten plus sechs Kinder durften Eier suchen – außer man lebte im Osten, da galt die Osterruhe. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland galt: Eine Person konnte auf einen Haushalt treffen. Verwirrt waren alle.

Rechnen für Fortgeschrittene

Bleiben wir bei Zusammenkünften, aber gehen wir ins Lokal. Zwanzig Arbeitskolleginnen wollten im Juni 2021 einen Spritzer im Schanigarten kippen: Wie viele Tische brauchten sie? Mindestens zwei – denn damals durften maximal 16 Erwachsene zusammen Platz nehmen. Doch Achtung! Wurde die Sonne von Regen und die Gruppe nach drinnen verdrängt, änderte sich alles. Dort durften an einem Tisch maximal acht Personen sitzen. Wie viele Tische die zwanzig Personen indoor belegten, können Sie selbst berechnen.

Minuten und Stunden

Eine jener Corona-Regeln, die sich über die verschiedenen Wellen hinweg stets gehalten hat, ist folgende: Besucht man ein Kaffeehaus oder einen anderen Gastronomiebetrieb, dann bleibt die Maske oben – zumindest für die Sekunden, bis man seinen Tisch erreicht. Dann fällt die Maske. Es wird gegessen, getrunken, getratscht und auch mal geschrien – ein Setting, in dem man die das Virus verbreitenden Aerosole fast schon im Raum herumfliegen sieht. Dann zahlt man, setzt die Maske auf, verlässt mit ihr das Lokal und wundert sich, welches Risiko dadurch nun reduziert wurde.

Maskenpflicht am Donaukanal

Während halb Österreich gerade berechnete, wen man zu Ostern sehen darf, gebar die Stadt Wien eine neue Idee: die FFP2-Maskenpflicht an belebten Plätzen – allerdings unabhängig davon, ob sie gerade belebt waren. So sah man plötzlich einsame Radfahrerinnen am Donaukanal in ihre Maske schnaufen, Spazierende maskierten sich kurzfristig für die Überquerung des Stephansplatzes. Hinweistafeln sollten darauf aufmerksam machen, wo die Maske nun getragen werden muss und wo nicht. Die Polizeipräsenz wurde erhöht. Viele hielten sich dennoch nicht daran. So wurde ausgerechnet der eben zurückgetretene Gesundheitsminister Rudolf Anschober vom Boulevard mit Hund, aber ohne Maske am Kanal erwischt. Nach ziemlich genau einem Monat war mit dieser Regel wieder Schluss. (Oona Kroisleitner, Katharina Mittelstaedt, 27.2.2022)