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Hunderte Menschen demonstrierten am Donnerstag in Moskau gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine. Die Uno geht davon aus, dass mehr als 1.800 Demonstranten verhaftet wurden.
Foto: AP / Dmitri Lovetsky

"Nowaja Gaseta" (Moskau): Ein Irrsinn

"Russland bombardiert die Ukraine. Die Redaktion der 'Nowaja Gaseta' hält diesen Krieg für einen Irrsinn. Die Redaktion erkennt das ukrainische Volk nicht als einen Feind an – und die ukrainische Sprache nicht als eine Sprache des Feindes.

Krieg ist ein Verbrechen. Die Ukraine ist kein Feind. Russland bezahlt einen hohen Preis für diese Wahl, die Putin getroffen hat. Der Krieg ist binnen weniger Stunden von diesem einen Menschen vom Zaun gebrochen worden. Für jeden Einzelnen von uns wird der Weg zum Frieden nun zu einer Herausforderung. (...)

Wenn die Propaganda die Grundlagen gebildet hat für diesen Krieg, so können nun nur Fakten dagegenhalten. Journalisten sind keine Soldaten, wir sind unbewaffnet. Aber wir werden über diesen Krieg berichten, damit die Gesellschaft versteht, dass Krieg furchtbar ist. (...) Wahrscheinlich werden wir unsere Arbeit unter den Bedingungen der militärischen Zensur verrichten müssen.

Niemand schützt die Ukraine – außer die Ukrainer selbst. Niemand, außer jenen Russen, die Nein zum Krieg sagen, kann unsere gemeinsame nationale Katastrophe verhindern."

"Pravo" (Prag): Neue Prioritäten

"Die schwärzesten Szenarien haben sich erfüllt. Es zeigt sich, dass der russische Präsident Wladimir Putin bereit ist, Vabanque zu spielen. Wenn er vor einer Woche gesagt hätte, dass er die baltischen Staaten angreifen oder die belarussisch-polnische Grenze überschreiten könnte, dann hätten wir uns ungläubig an den Kopf gefasst. Doch was lässt sich heute noch ausschließen? Wo glaubt der Kreml als Nächstes, Nazis und Imperialisten zu entdecken? Die in der Ferne fallenden Bomben und Raketen werden auch bei uns zu einer Umgruppierung der Prioritäten führen. Wir müssen einsehen, wie kleinlich viele unserer bisherigen innenpolitischen Streitigkeiten waren."

"Adevarul" (Bukarest): Stärke und Glaubwürdigkeit

"Hat aber der Westen (neben den wirtschaftlichen) auch andere Lösungen zur Bestrafung Russlands? Genauer: Wird er (...) bereit sein, sich dazu aufzuraffen, die Aktion (Russlands) in der Ukraine als Verteidigungsfall einzustufen, um auf eine massive Sicherheitsbedrohung in der nahen Nachbarschaft des Nato- und EU-Gebiets zu antworten? Oder wird er, im Gegenteil, versuchen, den Militäreinsatz völlig auszuschließen, wie er es mehrfach höchst offiziell versprochen hat – und zulassen, dass sich die Situation in der Ukraine in die Richtung jenes Schutzkorridors – der Pufferzone – entwickelt, den Russland gewünscht hat?

Vor allem darum geht es in diesen Stunden, dies müssen die Führer der Nato- und EU-Staaten beantworten. Es geht im Grunde um die Stärke und die Glaubwürdigkeit des Westens, der jetzt vor einer großen Herausforderung steht, die plötzlich bestätigt, wie schnell sich dieser Kalte Krieg, in dem wir uns noch befinden, in einen offenen Konflikt verwandeln kann – wobei alles zunichtegemacht wird, was wir wussten und hofften, gestützt auf die Versprechen, auf denen die Welt aufgebaut wurde, in der wir leben (...)."

"Magyar Nemzet" (Budapest): Sinnlose Parallelen

"Es ist Krieg. Die ganze Welt erschauert vor den Nachrichten von russischen Panzern in ukrainischen Städten. Parallelen werden gezogen zu 1956 (russischer Einmarsch in Ungarn) und 1968 (russischer Einmarsch in die damalige ČSSR). Doch das ist völlig sinnlos. Das heutige Russland und die damalige Sowjetunion sind nicht dasselbe Staatsgebilde. Die Ziele sind andere, die Interessen sind andere, es stehen andere Führer an der Spitze, und es wird (militärisch) anders gekämpft. (...) Ungarn muss vor dem Krieg geschützt werden, das ist die erstrangige Aufgabe, das ist das vorrangigste ungarische Ziel. (...) Jedes Land beschäftigt sich nur mit sich selbst. Jedes Land beschäftigt sich nur deshalb mit dem Zustand eines anderen Landes, weil dieser Auswirkungen auf es selbst haben könnte." (APA, 26.2.2022)