Die Hälfte der Bevölkerung wünscht sich einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin für Amtsinhaber Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidentschaftswahl.

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Wien – Genau die Hälfte der Österreicher wünscht sich für die Bundespräsidentenwahl im Herbst einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin zu Amtsinhaber Alexander Van der Bellen. In der Frage ob es eine Neuwahl für den Nationalrat geben soll, sind die Österreicher und Österreicherinnen gespalten. Und für den Fall, dass gewählt werden sollte, liegt die SPÖ in der Sonntagsfrage derzeit wieder knapp vor der ÖVP. Das geht aus dem "Österreich-Trend" des Hajek-Instituts für die APA und ATV hervor.

Das Institut Public Opinion Strategies von Peter Hajek hat für diese Umfrage für ATV und die APA zwischen 21. und 24. Februar 800 Personen telefonisch und online befragt. Die maximale Schwankungsbreite liegt bei +/- 3,5 Prozent.

Bundespräsidentenwahl

Auch wenn Van der Bellen einen großen Rückhalt in der Bevölkerung hat, wünscht sich die Hälfte davon keine Alleinkandidatur des amtierenden Staatsoberhauptes. 38 Prozent der Befragten wünschen sich "auf jeden Fall" einen Gegenkandidaten zu Van der Bellen, wenn dieser wieder antreten sollte, weitere zwölf Prozent "eher schon". Auf der anderen Seite sind 17 Prozent "eher" und weitere 23 Prozent "sicher nicht" für einen Gegenkandidaten bzw. eine Kandidatin. Zehn Prozent machten keine Angaben.

42 Prozent für Neuwahlen

In der Frage, ob die die Regierung weiterarbeiten oder ob es eine vorzeitige Wahl geben soll, ist die Bevölkerung gespalten. 46 Prozent plädieren für ein Weiterarbeiten der Regierung, 42 Prozent sind für Neuwahlen "so schnell wie möglich". Wenig überraschend ist, dass FPÖ-Wähler mit einer Mehrheit von 91 Prozent für Neuwahlen eintreten, die Wähler von ÖVP und Grünen hingegen zu 91 bzw. 86 Prozent für ein Weiterarbeiten. Von den SPÖ-Wählern wollen 49 Prozent Neuwahlen, von den Neos-Wählern 39 Prozent.

SPÖ voran

Sollte gewählt werden, liegt die SPÖ mit 25 Prozent wieder knapp voran. Die ÖVP hat im Vergleich zu letztem Dezember vier Punkte verloren und hält so wie schon im Oktober bei 23 Prozent. Nur drei Punkte dahinter hat sich die FPÖ auf 20 Prozent erholt. Die Grünen haben im Vergleich zu Oktober fünf Punkte verloren und liegen nun gleichauf mit den Neos bei 11 Prozent. Auf sieben Prozent gesteigert hat sich die MFG, womit die Impfkritiker den Einzug in den Nationalrat schaffen würden, wenn jetzt gewählt würde.

Bei einer Bundeskanzler-Direktwahl käme ÖVP-Obmann Karl Nehammer auf 33 Prozent, SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner liegt hier mit 25 Prozent nur knapp vor FPÖ-Obmann Herbert Kickl mit 24 Prozent. Zu diesem Ergebnis (SPÖ vor ÖVP, aber Nehammer vor Rendi-Wagner) kam auch die Market-Umfrage für den STANDARD.

Knifflige Lage

"Die politische Situation ist in Österreich seit Anbeginn des Jahres stabil, wenngleich der anfängliche Erholungseffekt der ÖVP unter dem neuen Parteichef Karl Nehammer wieder verflogen ist. Diese Entwicklung kann man auch in der Kanzlerfragen nachzeichnen", kommentierte Hajek gegenüber der APA die Ergebnisse. Dass "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" mit einem Einzug der MFG zu rechnen wäre, würde nach Ansicht Hajeks die Regierungsbildung erheblich erschweren. "Neuwahlen würden daher in der jetzigen Situation die politische Stabilität des Landes gefährden."

Von den derzeit arithmetisch möglichen Koalitionsvarianten findet keine eine klare Mehrheit in der Bevölkerung. Am ehesten bevorzugen die Österreicher derzeit Rot-Grün-Pink. 22 Prozent wünschen sich nach der nächsten Wahl eine Zusammenarbeit von SPÖ, Grünen und Neos. Eine Koalition ÖVP/SPÖ mit Nehammer als Kanzler wollen 15 Prozent, 11 Prozent wünschen sich ÖVP, FPÖ und MFG in einer Koalition und 9 Prozent eine SPÖ/ÖVP-Koalition mit Rendi-Wagner als Kanzlerin. (APA, red, 27.2.2022)