Besonders die Sanktionen gegen die Notenbank und der Ausschluss aus dem Swift-System führten beim russischen Rubel am Montag zu einem Ausverkauf.

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Der Krieg in der Ukraine hat auch zu Wochenbeginn für starke Ausschläge an den Finanzmärkten gesorgt. Besonders die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland führte zu starken Kursausschlägen. Gar nicht erst eröffnet hat die Börse in Moskau, wo die stärksten Verwerfungen erwartet werden. Wann der Handel mit Aktien wiederaufgenommen wird, will die russische Notenbank am Dienstag entscheiden. Vorerst geben nur die im Ausland gehandelten Indexfonds auf russische Werte einen Hinweis auf das Ausmaß des zu erwartenden Ausverkaufs: ETFs diverser Anbieter verloren am Montag bis zu 25 Prozent. Unter Druck geriet jedenfalls der Rubel.

Russischer Rubel Am Devisenmarkt ging der Rubel in den freien Fall über. Im Gegenzug stieg im russischen Inlandshandel der Dollar um mehr als ein Drittel auf ein Rekordhoch von mehr als 120 Rubel – der größte Kurssprung seiner Geschichte –, bevor der Rubel wieder etwas aufholte. Auch die Verdoppelung des Leitzinses auf 20 Prozent durch die russische Notenbank konnte den Ausverkauf nicht stoppen. Zudem büßten russische Staatsanleihen mehr als die Hälfte ihres Werts ein. Dadurch verdoppelte sich die Rendite der Papiere mit Laufzeit bis 2024 auf 17 Prozent.

Europäische Aktien Neuerlich kräftig abwärts ging es auch an Europas Börsen. Der Euro Stoxx 50 verlor in der Spitze bis zu vier Prozent, bevor er wieder etwas Terrain gutmachte. Besonders stark gerieten die Banken unter die Räder, der europäische Branchenindex verlor rund sechs Prozent. Überdurchschnittlich büßten etwa die Bank-Austria-Mutter Unicredit sowie die in Wien notierten Institute RBI und Erste Group ein, was den bankenlastigen ATX stark nach unten zog. Der Wiener Leitindex lag bis zu sechs Prozent im Minus, erholte sich dann aber wieder etwas.

Gegen den Trend ließ die Aussicht auf höhere Rüstungsausgaben – Deutschland will einmalig 100 Milliarden Euro und jährlich mehr als zwei Prozent des BIP für Verteidigung ausgeben – Rüstungsaktien nach oben schießen. Die deutsche Rheinmetall, Erzeuger des Leopard-2-Panzers, sprang in der Spitze um fast zwei Drittel nach oben auf ein neues Rekordhoch.

Abgesehen davon zogen sich die roten Vorzeichen durch die meisten Branchen, denn: Die Rohstoffrally heize die Inflation an und dämpfe das Wachstum der Wirtschaft, warnt Chris Iggo, Chefanleger des Vermögensverwalters Axa Investment Managers. "Daher müssen die weltweiten Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt nach unten korrigiert werden, und die Märkte müssen ihre Erwartungen in Bezug auf die Entwicklung der Zinssätze, das Kreditrisiko und die Unternehmensgewinne neu bewerten."

Rohstoffe Deutlich aufwärts ging es am Montag mit den Energiepreisen. Der Kurs für ein Fass der Nordseesorte Brent lag zeitweise um sieben Prozent im Plus und sprang damit wieder über die Marke von 100 US-Dollar. Der europäische Terminkontrakt auf Erdgas stieg um bis zu 35 Prozent auf 125 Euro je Megawattstunde, lag damit aber noch etwa um die Hälfte unter seinem Höchstwert vom Dezember. Bei Rohstoffen treibe die Furcht vor Lieferausfällen die Preise, sagte Stephen Innes, Partner beim Vermögensverwalter SPI. Der Weizenpreis stieg um mehr als neun Prozent, so stark wie zuletzt vor 13 Jahren. Das für Autokatalysatoren benötigte Palladium gewann fast acht Prozent, und Aluminium erreichte erneut ein Rekordhoch. Für diese Rohstoffe ist Russland ein bedeutender Exporteur.

Sichere Häfen Allerdings konnte unter den Rohstoffen das als Krisenwährung bekannte Gold kaum profitieren. Sonst flohen Anleger sehr wohl wie üblich in stürmischen Zeiten in sogenannte sichere Häfen wie deutsche Bundesanleihen, deren Rendite sich dadurch um ein Drittel auf 0,16 Prozent verringerte. Auch der US-Dollar und der Schweizer Franken wurden von den Investoren stark nachgefragt, beide legten gegenüber dem Euro deutlich zu. Die Folge: Die eidgenössische Währung kratzte erstmals seit fast sieben Jahren an der Parität zum Euro. (Alexander Hahn, Bettina Pfluger, 28.2.2022)