Foto: Alpha Tauri

Pro
von Markus Böhm

Jetzt geht’s wieder los mit dem jahreszeitlich bedingten Wiglwogl bei der Wahl der Garderobe: in der Früh noch winterlich frisch, tagsüber bereits frühlingshaft warm, abends wieder frisch. Was soll man nur anziehen? Hier kommt sie ins Spiel, die Übergangsjacke. Eines der wenigen Oberbekleidungsstücke, die in unseren Breitengraden zweimal im Jahr zum Einsatz kommen. Ein Punkt, der sie einzigartig macht.

Die Übergangsjacke nimmt uns im besten Fall die Furcht vor der Unbill des aprilhaften Wetters da draußen. Sie dient dem Temperaturausgleich, gar dem Seelenfrieden. Sie ist ideal für jeden vernünftigen Menschen, der die Sicherheit sucht, gerade weil er sich einer kurz-, aber auch der mittelfristig sich anbahnenden Veränderung bewusst ist.

Sie ist Fluchtpunkt für alle Unentschlossenen, die zu ihrem Zweifel stehen. Gleichzeitig geht mit ihr – und das ist das Wichtigste – die Verheißung einher, dass die kalten und grauen Tage bald vorbei sind. Sie ist ein Textil gewordener Frühlingsbote.

Kontra
von Katharina Rustler

Die Kleiderstange im Vorzimmer biegt sich unter der textilen Last. Auf manchen Bügeln schichten sich sogar mehrere Gewänder übereinander. Das Repertoire reicht vom extravaganten Ledermantel in Knallrot über den klassischen Trenchcoat in gedeckten Tönen bis hin zur sportlichen Jeansjacke. Monatelang musste sich die schrille Mannschaft der Oberbekleidung gedulden, bis die wärmende Frühlingssonne den fad-schwarzen Dauergast namens Wintermantel wieder verscheucht.

Doch welches Exemplar darf als Erstes an die frische Luft? Ist es doch noch zu kühl für die dünnen Stoffe? Scharfer Wind und plötzliche Regengüsse sind erbitterte Erzfeinde! Ein dicker Strickpulli unter der Übergangsjacke löst zwar das Kälteproblem, wirft aber den modischen Auftritt über den Haufen. Im Zweifel greift man Anfang März doch noch zum gefütterten Freund mit Kapuze. Erst wenn er den Schweiß auf die Stirn treibt, ist es Zeit für die Frühlingsgarderobe. Dann aber jeden Tag! (RONDO, 6.3.2022)