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Wien – Schnell nach Sankt Petersburg oder Moskau fliegen und schauen, ob auf einer Baustelle alles korrekt vorangeht: Was während der Krim-Krise noch möglich war, geht jetzt nicht mehr. Oder nur eingeschränkt und mit großen Umwegen. Denn Russland hat in Reaktion auf die verschärften EU-Sanktionen samt Ausfuhrverboten für Güter, Technologien und Dienstleistungen und einer Sperre des Luftraums seinerseits den Luftraum für 35 Staaten, darunter Österreich, gesperrt.

Deren Flugzeuge dürfen nun weder über noch in den russischen Luftraum fliegen, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mit. Die Folgen für die ohnehin von Verspätungen und massiven Verteuerungen geplagten Lieferketten und die Luftfrachtbranche waren am Montag noch nicht absehbar.

Längere Flugrouten, mehr Kerosin

Klar ist nur: Luftfracht wird mit Sicherheit noch teurer. Denn die aus dem Luftraum der EU verbannten Gesellschaften fallen aus, und die westlichen Airlines können nicht mehr über den größten Staat der Erde fliegen. Flüge aus Mitteleuropa nach Japan, Südkorea und China verlängern sich im Minimum um mehrere Stunden, es sind Tankstopps notwendig, die es bis dato nicht brauchte, und man kann bis zu ein Fünftel weniger Fracht an Bord nehmen.

Höhere Frachtraten und steigende Kerosinkosten kommen für die von der Corona-Krise gebeutelte Branche zur Unzeit. Erste Ladungen, die von Frachtern der Volga-Dnepr-Group ausgeflogen werden sollten, seien bereits an den Drehkreuzen Frankfurt und Leipzig liegen geblieben, in Leipzig strandeten zwei Riesenfrachter.

Maschinen am Boden

Sitzen bleiben dürfte Airbus auf 16 (von insgesamt 22) Großraumjets des Typs A350, die Aeroflot bestellt hat. Sie dürfen vorerst – wie auch 40 Mittelstreckenjets, die von Flugzeugfinanzierern gekauft wurden und für Russland bestimmt sind – nicht ausgeliefert werden.

Um Kerosin zu sparen und zusätzliche Tankstopps zu vermeiden, werden Cargo-Maschinen weniger beladen. Das treibt den Preis in die Höhe.
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Auf noch nicht bezahlten Teillieferungen oder Maschinen sitzen bleiben auch diverse Austro-Firmen, die vom Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine kalt erwischt wurden. Betroffen sind neben den Banken insbesondere die Maschinen- und die Stahlbauindustrie. In Russland könne man im Moment zwar weiterarbeiten, sagt ein Branchenvertreter, aber man werde kein Geld sehen. Zwar würden die lokalen Dependancen und Projektgesellschaften in Rubel bezahlt, man werde das Geld in absehbarer Zeit aber nicht herausbekommen. Teils handelte es sich um größere Projekte und aushaftende Beträge in Millionenhöhe.

Finanzierung unmöglich

Für neue Projekte wie Wasser- oder Rohrleitungen bekomme man wohl kaum Finanzierungen – von Exportgarantien ganz zu schweigen. Wie berichtet, haben die deutsche Hermes und ihr Pendant, die einen Deckungsstopp verhängt. Für Russland, die Ukraine und Belarus sind Anträge auf Übernahme von Export- oder Investitionsgarantien bis auf weiteres nicht möglich, auch bestehende Promessen können nicht aktiviert werden. Klar ist: Für Österreichs größte Industriesparte ist einer ihrer wichtigsten Wachstums- und Exportmärkte eingefroren.

Anders ist es in der Ukraine, wo Metallwaren- und Maschinenhersteller bei Nahrungs- und Lebensmittelherstellern gut im Geschäft waren. Angesichts der Kriegshandlungen stehe die Sicherung der Beschäftigten und der Anlagen im Vordergrund. Mehr könne man angesichts der Kriegshandlungen im Moment nicht tun, heißt es. (ung, Reuters, 1.3.2022)