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Bürgermeister Witali Klitschko bleibt in der Hauptstadt: "Kiew ist nicht komplett eingekesselt. Die ukrainische Armee kämpft hart in den Außenbezirken, und die russische Armee hat viele Verluste."

Foto: AP/Lukatsky

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Für einen Kampf ist der ehemalige Boxweltmeister vorbereitet.

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Früher brachte Witali Klitschko seine Gegner gerne mit einer harten linken Geraden zu Boden. Zuletzt machte der ehemalige Box-Schwergewichtsweltmeister auch mit 50 Jahren immer noch Eindruck, wenn auch nicht im Ring. Zwei Meter groß, immer noch muskulös, übte er sich beim Schießtraining mit einem Maschinengewehr.

Klitschko ist seit 2014 Bürgermeister von Kiew. Er hat nicht vor, aus der ukrainischen Hauptstadt zu flüchten und betont in sozialen Medien, sein Heimatland gegen die russische Invasion, wenn notwendig, auch mit der Waffe, zu verteidigen: "Wir wollen nicht im Russischen Reich leben."

Mit seinen Fäusten hat Klitschko Karriere gemacht, als Boxer war er dreimal Weltmeister. Seinen legendärsten Fight verlor er aber. Der "Kampf der Titanen" zwischen Klitschko und dem Briten Lennox Lewis im Jahr 2003 gilt bis heute als einer der spektakulärsten Boxkämpfe aller Zeiten. Lewis wurde in einer blutigen Auseinandersetzung nach sechs Runden durch technisches K. o. zum Sieger erklärt. Klitschko hatte ein tiefes Cut über dem Auge. Als der Ringrichter abbrach, war der Verlierer außer sich. Er wollte weiterkämpfen.

Als erster Profiboxer mit einem Doktortitel, den er im Jahr 2000 vom offiziellen Sportkomitee der Ukraine verliehen bekam, stieg "Doktor Eisenfaust" schon während seiner Boxkarriere auch in den politischen Ring.

Ziel einer berüchtigen russischen Söldnereinheit

Der Sohn eines Sowjetarmee-Offiziers und einer Pädagogin unterstützte Mitte der Nullerjahre die Orange Revolution gegen den späteren Präsidenten Viktor Janukowitsch. 2010 gründete er die Partei "Ukrainische demokratische Allianz für Reformen", die einen westlichen Kurs Richtung EU forcierte. Boxchampion zu werden sei deutlich leichter, als Kiew zu regieren, hat Klitschko einmal gesagt. Mit Wolodymyr Selenskyj lieferte er sich in der Vergangenheit Machtkämpfe, der ukrainische Präsident warf Klitschko korrupte Seilschaften mit Baumagnaten vor, die bis in die Rathausverwaltung reichen sollen.

Nun sieht man sich gemeinsam einem größeren Feind gegenüber. In den Augen von Wladimir Putin gehört Klitschko zu jener "Junta", von der die Ukraine befreit werden müsse. Der Vater zweier Söhne und einer Tochter steht als Symbol des Widerstands ebenso auf Todeslisten der berüchtigten russischen Söldnereinheit Wagner wie Präsident Selenskyj und Klitschkos jüngerer Bruder Wladimir. Der zweimalige Boxweltmeister ist als Reservist bereits in die ukrainische Armee eingetreten. (Florian Vetter, 28.2.2022)