Spendenfreude: Zeitweise staute es sich vor der Feuerwehr in Gattendorf.

Foto: 2getthere

Am schnellsten war, wieder einmal, der Pfarrer. Günther Kroiss, der katholische Hirte von Gattendorf, Caritas-Seelsorger und altgedienter Flüchtlingshelfer, hat fünf ukrainische Sattelschlepper quasi gekapert und ins Burgenland umgeleitet. "Myroslav Rusyn, der Caritas-Direktor in Uschhorod, hat mir erzählt, dass die sonst leer hätten zurückfahren müssen."

Also hat Kroiss am Freitag über den von ihm gegründeten Verein 2getthere, seine Social-Media-Kanäle und die Gattendorfer Feuerwehr einen Sachspendenaufruf gestartet.

Mobilisierte Feuerwehren

Die Feuerwehr von Cindrof/Siegendorf schloss sich an, "bald auch andere, auch im Süden". Der neue Besitzer des Hotels Florianihof in Mattersburg stellte die Einrichtung von 38 Zimmern, die eigentlich hätte versteigert werden sollen, zur Verfügung. Am Montag haben Freiwillige einen Sattelschlepper damit beladen. Zahlreiche Freiwillige haben angepackt beim Verpacken.

"Die Spendenbereitschaft wächst mir und den Freiwilligen freilich schon fast über den Kopf", erzählt der Pfarrer dem STANDARD, der ihn telefonisch in einem der fünf Sattelschlepper in Ungarn erreichte, "rund 250 Kilometer vor der ukrainischen Grenze". Vier- bis fünfhundert Paletten stehen noch an verschiedenen Stellen im Burgenland. "Das übersteigt unsere logistischen Fähigkeiten, da brauchen wir Hilfe."

Grenzlager

Er werde jetzt in Uschhorod, dem alten Ungvár, der Grenzstadt zur Slowakei, mit dem Caritas-Direktor, einem alten Freund, bereden, was gebraucht wird. Man rechnet mit vielen Tausenden, die kommen. "Es soll schnell eine Infrastruktur aufgebaut werden für die vielen Flüchtlinge. Denn nicht alle wollen über die Grenze." Noch sei es im äußersten Westen ja sicher. Und sollte sich das ändern, wäre der Sprung in die Slowakei ein kleiner.

Bis zum Wochenende wird ein großer Konvoi zusammengestellt. Michael Leier, der burgenländische Unternehmer, hat eine Lagerhalle in Uschhorod. Kroiss hofft auch auf die entsprechende Unterstützung des Landes.

Landeskoordination

Dort gibt es am Dienstag eine große Krisenkoordinationssitzung mit allen Hilfsorganisationen. Dabei, so heißt es aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), werde man auch die Erstunterbringung von ukrainischen Flüchtlingen besprechen. Darin, so meinte Doskozil schon am Montag, habe das Burgenland ja genügend Erfahrung.

Wenn die erste Hilfe einmal geleistet ist, werde der Bedarf an Sachgütern gezielter bedient werden müssen. Darum bittet Kroiss jetzt schon, wenn möglich auf Geldspenden umzustellen. Informationen dazu hier. (Wolfgang Weisgram, 1.3.2022)