Andreja Hribernik übernimmt das Grazer Kunsthaus.

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Graz – Am Grazer Kunsthaus ist die Entscheidung für die Nachfolge von Barbara Steiner gefallen. Die Slowenin Andreja Hribernik folgt der Kunsthistorikerin, die als neue Direktorin nach Dessau zur Stiftung Bauhaus gewechselt ist, nach. Das gab am Dienstag Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP) bekannt. Die neue Leitung wird die durch den vorzeitigen Abgang von Steiner vakant gewordene Position mit 1. Jänner 2023 für die kommenden fünf Jahre übernehmen.

"Andreja Hribernik hat uns mit ihrem herausragenden Engagement und ihrer Kompetenz überzeugt; sie hat aus einem regionalen slowenischen Museum einen Akteur in internationalen Netzwerken gemacht und gleichzeitig das lokale Publikum mit einer Vielfalt an Vermittlungsprogrammen für das Haus begeistert", sagte Stella Rollig, Vorsitzende der Hearing-Kommission, über die Entscheidung.

Ljubljana, Leipzig, Venedig

Andreja Hribernik studierte Internationale Beziehungen sowie Politikwissenschaften an der Universität Ljubljana und promovierte 2016. Inhaltliche Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen im Bereich der Kulturanthropologie, Soziologie und Medienwissenschaft. Als Kuratorin arbeitete sie für die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig.

An der Moderna Galerija in Ljubljana war sie von 2010 bis 2013 in der Projektkoordination und Digitalisierung tätig. Seit 2013 steht sie dem Museum of Modern and Contemporary Art Koroška (KGLU) in Slowenien als Direktorin vor. Im Jahr 2017 kuratierte Hribernik den slowenischen Beitrag für die Venedig-Biennale.

Herausforderndes Haus

Hribernik selbst bedankte sich für das Vertrauen: "Ich nehme das nicht leicht, denn das Kunsthaus ist eine Landmark in der Region. Es ist eine große Herausforderung in die Schuhe meiner Vorgänger zu treten." Sie wolle sich mit den Ausstellungen den "Dringlichkeiten der Welt" widmen: "Kunst kann da eine wichtige Rolle spielen und Graz im Besonderen spielt auch eine überregionale Rolle." Sie werde jedenfalls neben den Ausstellungen auch die digitale Vernetzung mit anderen suchen. "Der Friendly Alien kann ein Impuls für die Zukunft sein."

Die studierte Politikwissenschafterin plant mit einem jährlichen Ausstellungsbudget von 850.000 Euro drei bis vier größere Ausstellungen und kleinere Schauen für Needle und Foyer. Mit dem Budget werde es eine "Herausforderung, denn das Haus ist groß", sagte sie auf Mediennachfrage. Das Grazer Kunsthaus war in den vergangenen Jahren weniger stark besucht, als man sich das erhofft hatte. Hribernik muss die Zahlen daher jedenfalls in die Höhe bringen: "Die Besucherzahlen sind aber durch die Pandemie überall gefallen. Man muss viel tun, um wieder zu den früheren Zahlen zurückzukehren." Sie sehe aber viele Entwicklungsmöglichkeiten in Graz, vor allem auch durch Langzeit-Kooperationen mit Forschungseinrichtungen. Sie wolle "Themen eröffnen, die uns alle interessieren, wie etwa die Ökologie".

Vier Frauen und sechs Männer waren auf der Kandidatenliste

Für die neue Alleingeschäftsführung des Kunsthauses Graz hat es insgesamt neun Bewerbungen- unter anderem aus Kanada, der Schweiz, Deutschland und Slowenien – gegeben. Neben acht Einzelbewerbungen war auch eine Doppelbewerbung eingelangt. Vier Frauen und sechs Männer waren auf der Kandidatenliste zu finden. Die bisherige Leiterin, Barbara Steiner, hat nach ihrem plötzlichen Abgang mit 1. September 2021 die Leitung der Stiftung Bauhaus angetreten. Ihr Vertrag wäre bis 2026 gelaufen. Zwischenzeitlich wird das Kunsthaus von Kuratorin Katrin Bucher Trantow geleitet.

Neben Stella Rollig (Direktorin Belvedere Wien) zählten Yilmaz Dziewior (Direktor Museum Ludwig, Köln), Hermann Eisenköck (Mitbegründer Architektur Consult) sowie Nina Zimmer (seit 2016 Direktorin Kunstmuseum – Zentrum Paul Klee, Bern) zur Kommission. Als externe Experten und Expertinnen wurden Michael Lehofer (Aufsichtsratsvorsitzender der Universalmuseum Joanneum GmbH), Christine Braunersreuther (Aufsichtsrätin der Kunsthaus Graz GmbH) sowie die Geschäftsführung des Universalmuseums Joanneum, Wolfgang Muchitsch und Alexia Getzinger, zu Rate gezogen. (APA, red, 1.3.2022)