Das Spendenlager der St.-Barbara-Kirche.

Foto: Christian Fischer

In der Pfarre der Wiener Barbarakirche ist Dienstagvormittag viel los. Die Räume sind gestapelt voll mit Spenden, ständig fahren Autos und Lieferwägen vor, um neue Hilfsmittel anzuliefern. Die freiwilligen Helfer – großteils Ukrainerinnen und Ukrainer – eilen von einem Ort zum nächsten, das Essen, das für sie bereitgestellt wurde, bleibt nahezu unberührt. Man sei oft bis spät in die Nacht hier, heißt es – wegen der Hilfsaktion, die aufgrund des Krieges in der Ukraine gestartet wurde. Es werden Sach- und Geldspenden gesammelt – sowohl für Menschen, die sich noch in der Ukraine befinden, als auch für Geflüchtete, die in Österreich ankommen.

Krisenstab für Kriegsfolgen

Bereits am Donnerstagabend nach dem ersten Angriff auf die Ukraine sei ein eigener Krisenstab von der ukrainischen Diaspora initiiert worden, erzählt Koordinatorin des Projekts, Anna Pattermann. Der Stab arbeite in drei Richtungen: humanitäre Hilfe für Menschen in der Ukraine, Unterstützung von Asylsuchenden und politische Arbeit. Teil des Krisenstabs sind unter anderem der Verein der ukrainischen Jugendlichen und Unlimited Democracy. Ansonsten seien es vor allem Freiwillige, die sich neben ihrer Arbeit so viel Zeit wie möglich nehmen, um bei den anfallenden Aufgaben mitzuhelfen.

Hilfsprojekt für Menschen in und aus der Ukraine

Geflüchtete aus der Ukraine könnten die Pfarre als erste Anlaufstelle nutzen. Dort werde ihnen beim Ausfüllen der Papiere geholfen, und sie könnten an Unterkünfte weitergeleitet werden. Außerdem würden ihnen – je nach Bedarf – Spendenpakete zur Verfügung gestellt werden.

In der Postgasse im 1. Bezirk werden Sachspenden für die Ukraine gesammelt. Geflüchtete finden hier eine erste Anlaufstelle. Unser Videoteam war vor Ort.
DER STANDARD

Viele Österreicherinnen und Österreicher hätten sich schon gemeldet, weil sie gerne Menschen aus der Ukraine aufnehmen würden. Über die Website des Vereins Unlimited Democracy kann sich jeder anmelden, der ebenfalls dazu bereit ist. Dort kann man außerdem nachlesen, welche Art von Spenden in der Pfarre gerade am dringendsten benötigt werden. Menschen, die sich dazu bereiterklären, als Fahrer Sachspenden an die ukrainische Grenze zu bringen, seien auch dazu aufgerufen, sich auf der Seite anzumelden, meint Pattermann.

Politische Forderungen

Abgesehen von den wichtigen Hilfsleistungen sei politische Arbeit in Österreich wichtig. "Vor allem vonseiten der FPÖ kommt es zu Verharmlosungen und Relativierungen des Krieges in der Ukraine", sagt Pattermann. Außerdem würden sie als einzige Partei ihre Solidarität verweigern. Eine Kundgebung am Dienstagnachmittag auf dem Rathausplatz soll dazu dienen, dass die ukrainische Community Platz ihrem Ärger Luft machen kann.

Ohnmachtsgefühl und Wut

Neben Wut kämpfen die Ukrainerinnen und Ukrainer, die bei dem Projekt mithelfen, vor allem mit einem starken Ohnmachtsgefühl. "Die meisten von uns haben Freunde oder Familie in der Ukraine und sind dort aufgewachsen", sagt Pattermann. "Da gibt es diesen inneren Konflikt: Soll ich jetzt hinfahren oder hier bleiben?"

Pattermann habe für sich entschieden, fürs Erste zu bleiben. "Wir sind die Stimme der Ukraine und können unsere Geschichte von hier aus nach Österreich bringen", erklärt sie. Was für die Ukrainerinnen und Ukrainer aber unerträglich sei, sei, nichts zu tun. Auch wenn die Freiwilligenarbeit ihnen oft ihre restliche vorhandene Kraft koste. (Sarah Maria Kirchmayer, 2.3.2022)