Nach den Aufbauarbeiten soll das Ankunftszentrum ab Donnerstag in den Vollbetrieb gehen.

Andy Urban

In der Sport-&-Fun-Halle direkt neben dem mittlerweile abgerissenen Ferry-Dusika-Stadion richtet die Stadt Wien aktuell ein erstes Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine ein. Einige wenige Notschlafstellen wurden bereits eingerichtet. In erster Linie sollen Flüchtende, die in Wien ankommen, aber hier eine erste Orientierung erhalten, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei einem Lokalaugenschein am Dienstag erläuterte. Morgen startet die Probephase, ab Donnerstag ist das Zentrum im 24-Stunden-Vollbetrieb. Auch nach den großen Flüchtlingsbewegungen im Jahr 2015 wurde die Sport-Halle im zweiten Bezirk – inklusive des damals noch bestehenden Dusika-Stadions – bis 2016 zu einer temporären Notunterkunft umgestaltet.

Im Ankunftszentrum wurden erste Notbetten aufgebaut.
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Mit einem Massenansturm rechnet Ludwig diesmal aber nicht – vorerst zumindest. So würden Flüchtlinge, die die Grenze der Ukraine überqueren, zunächst jene Länder ansteuern, wo es bereits große Communitys gebe, sagte der Stadtchef. Im Fall der Ukraine sind das etwa Polen, die Slowakei, Ungarn oder Rumänien. In Wien leben aktuell etwa 6.000 Personen mit ukrainischem Pass.

"Nur Budapest liegt vor uns"

Flüchtlinge würden aber auch hauptsächlich große Städte ansteuern: Und bei einer möglichen südlichen Fluchtroute "liegt nur Budapest als einzige Millionenstadt vor uns", sagte Ludwig. Man brauche "nicht verheimlichen", dass die zu erwartenden Flüchtlinge eine "große Herausforderung" darstellen würden. Es brauche hier auch eine Solidarität aller Bundesländer in Österreich.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ): Man brauche "nicht verheimlichen", dass die zu erwartenden Flüchtlinge eine "große Herausforderung" darstellen würden.
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Eine Zahl der zu erwartenden Flüchtlinge nannte Ludwig nicht. Das könne man noch nicht sagen. Primär gebe es derzeit eine Fluchtbewegung aus dem Osten der Ukraine in den Westen des Landes. Wien könnte zudem auch nur ein Zwischenstopp sein, um zu Angehörigen in andere westliche Länder zu gelangen. Zu Mittag wurde bekannt, dass nach Angaben der Uno bisher bereits mehr als 600.000 Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflüchtet sind.

Etwa 1.600 Ukrainer und Ukrainerinnen haben am Sonntag laut Innenministerium die österreichische Grenze überschritten, der Großteil im Pkw. Davon gaben etwa 70 Prozent an, weiterreisen zu wollen. Dazu kommen natürlich Personen, die einreisen und nicht kontrolliert werden. Innerhalb des Schengenraums können Ukrainerinnen und Ukrainer visumsfrei reisen, innerhalb von 180 Tagen ist ein Aufenthalt ohne Visum in Österreich für 90 Tage möglich – zu touristischen Zwecken.

Um die vorübergehende Versorgung der Kriegsflüchtlinge zu erleichtern, wird die EU am Donnerstag beim Treffen der Innenminister aller Wahrscheinlichkeit nach die Richtlinie für temporären Schutz in Kraft setzen.

Hilfe bei Unterkunft, psychologische Betreuung

Im Ankunftszentrum erhalten Flüchtende unter Mithilfe von Hilfsorganisationen etwa Unterstützung bei der Suche nach einer Unterkunft oder nach möglichen Kontaktpersonen in der Stadt. Auch erste psychologische Betreuung wird angeboten, Übersetzer sind dort tätig. Über eine Clearingstelle in der Bildungsdirektion können auch Schul- sowie Kindergartenplätze vermittelt werden.

Die Aufbauarbeiten gingen am Dienstag weiter. Ab Mittwoch startet der Probebetrieb, ab Donnerstag hat das Zentrum 24 Stunden geöffnet.
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Für jene, die sehr spät in der Nacht ankommen oder erschöpft sind, gibt es direkt in der Halle auch temporäre Notbetten. Die Stadt hat hier auch eine Test- und Impfstelle aufgebaut, vor allem die Möglichkeit für Corona-Tests wird Flüchtlingen nahegelegt.

Für die Flüchtenden werden Corona-Tests zur Verfügung gestellt, auch Impfungen werden angeboten.
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Rund um den Betrieb des Ankunftszentrums in der Sporthalle sind zahlreiche Einrichtungen wie Arbeiter-Samariter-Bund, Caritas oder Volkshilfe vernetzt. Dazu kommt auch der sogenannte K-Kreis der Stadt, in dem praktisch alle Wiener Blaulicht- und Hilfsorganisationen sowie sicherheitsrelevante Dienststellen der Stadt vertreten sind. (David Krutzler, 1.3.2022)