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Die Ukraine hat heute erneut um Kryptospenden gebeten. Neben Bitcoin kann als Währung auch Ethereum (ETH) und Polkadot (DOT) verwendet werden.

Edgar Su/Reuters

Mit dem Spendenaufruf für Kryptowährungen hat die ukrainische Regierung am Wochenende Neuland betreten. Wer das Land und seine Bevölkerung unterstützen möchte, könne Bitcoin, Ethereum und die an den Dollar angelehnte Kryptowährung USDT spenden, wurde auf dem offiziellen Twitter-Account der Ukraine am Samstag vermeldet. Angeführt waren zwei Adressen, an die die Kryptospenden überwiesen werden können. Geteilt wurde der Aufruf unter anderem auch vom Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov.

186 Bitcoin und 2.477 Ethereum

Nachdem bereits in den ersten Stunden Kryptoassets im Wert von mehreren Millionen Dollar zusammengekommen sind, sind allein die Spenden an die Bitcoin- und Ethereum-Adresse mittlerweile auf knapp 15 Millionen Dollar angewachsen. Wie der STANDARD über die öffentlich einsehbare Transaktionsliste der Blockchain nachvollziehen konnte, sammelte die Regierung bisher etwa 186 Bitcoin und 2.477 Ether.

Über 16.000 Einzeltransaktionen kamen seit dem Aufruf vor wenigen Tagen bei den beiden Adressen an. Der Großteil der gesammelten Kryptospenden wird in regelmäßigen Abständen von den beiden Wallets abgeschöpft.

Spenden auch in Polkadot akzeptiert

Am Dienstag kündigte die Regierung zudem an, ab sofort auch Spenden der Kryptowährung Polkadot zu akzeptieren, und veröffentlichte auf Twitter eine entsprechende Adresse. Da die Transaktionsgebühren deutlich geringer als bei Bitcoin und Ethereum sind, eignet sich diese Kryptowährung besser für kleinere Beträge. Die ukrainische Führung nutzte die Mitteilung zudem, um der Krypto-Community für ihre Hilfsbereitschaft zu danken.

Die "offiziellen" Regierungsadressen sind nicht die einzigen, über die Krypto-Geld an die Ukraine gespendet werden kann. Weitere zehn Millionen Dollar wurden etwa an die ukrainische Organisation "Come Back Alive" überwiesen, die seit der russischen Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 Finanzmittel zur Ausbildung und Stärkung der ukrainischen Armee sammelte. Der ursprüngliche Aufruf auf der Crowdfunding-Seite Patreon wurde aber abgedreht, weil die US-Plattform die Finanzierung von Kriegsaktivitäten untersagt.

Pussy Riot wirbt für NFT-Flagge

Gesammelt wird auch mit dem Verkauf der Ukraine-Flagge als NFT. Das aktuelle Gebot liegt bei 1.103 Ether (3,2 Millionen Dollar), im Gesamt-Spendenpool sind bisher 1.535 ETH (über 4,5 Millionen Dollar) zusammengekommen. Als Mitinitiatorinnen fungiert die von jeher Putin-kritische russische Punk-Band Pussy Riot, die den NFT-Verkauf auf Twitter angekündigt hat. Auch eine entsprechende Webseite wurde unter ukrainedao.love eingerichtet. Alle Spenden sollen der Zivilbevölkerung und humanitären Zwecken zugutekommen.

Dass ausgerechnet ein Krieg auf europäischem Boden zu einer ersten großen Bewährungsprobe für Kryptowährungen wird, um ihren Nutzen in der Praxis unter Beweis zu stellen, wird von vielen in der Krypto-Community als traurige Ironie des Schicksals gewertet. Der Markt reagierte am Montag zumindest euphorisch und machte praktisch alle Wertverluste seit Ausbruch des Kriegs wett. Bitcoin legte erstmals seit Anfang Jänner wieder auf über 40.000 Euro zu.

Vorsicht vor falschen Adressen

Es gibt aber auch warnende Stimmen. Manche fürchten, dass Russland Teile der Sanktionen mit einer Flucht in Kryptowährungen umgehen könnte. Andere wiederum mahnen bei Transaktionen zu Vorsicht, da gutmeinende Spenderinnen und Spender über falsche Twitter-Accounts und darüber gepostete Adressen übers Ohr gehauen werden können.

Bevor man überweist, sollte man folglich genau prüfen, ob etwa der Twitter-Account der ukrainischen Führung oder anderer Personen, die zum Spenden aufrufen, der echte ist und auch nicht gehackt wurde. Ist ein Aufruf eines offiziellen Accounts (weißes Häkchen muss neben dem Accountnamen aktiviert sein) längere Zeit online und wird auch von anderen offiziellen Accounts der Regierung gepostet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Adressen legitim sind.

Besonders vorsichtig muss man auf Twitter sein, wenn die besagten Spendenaufrufe in Antworten auf beliebige Tweets vorkommen. Oftmals handelt es sich dann um leicht abgeänderte Fake-Accounts, die mit dem gleichen Profilbild und leicht abgeänderten Accountnamen Menschen in die Falle locken sollen. Daher sollten die publizierten Adressen mit anderen offiziellen Aufrufen verglichen werden, ob die Kombination tatsächlich stimmt. (Martin Stepanek, 1.3.2022)