
Am Mozarteum in Salzburg herrscht Aufregung, weil Professuren gestrichen werden sollen.
Maler Dieter Kleinpeter ärgert sich in seinem Gastkommentar über die geplante Ausrichtung des Salzburger Mozarteums.
Studentinnen und Studenten liegen am Boden im Foyer der Universität, um zu protestieren und ihr "anLIEGEN" publik zu machen. Was von außen oft nicht wahrgenommen wird: Am Mozarteum wird auch Bildende Kunst unterrichtet. 1976 wurden die kunst- und werkpädagogischen Studien eingerichtet. Von Beginn an gab es die Ambition, neben dem Lehramtsstudium ein freies Kunststudium zu etablieren.
Vor einigen Jahren entwarf das Department ein Curriculum für ein freies Kunststudium, als Ergänzung zur Bildnerischen Erziehung. Das entsprach der Struktur des Departments, der Praxis von Studierenden und sollte die Position der Bildenden Kunst am Mozarteum stärken. Es schien, dass das Rektorat und die Universität das so wollten.
Nichts geworden
In den letzten Jahr(zehnt)en gab es gravierende Veränderungen bei den Lehramtsstudien, etwa die Einführung der Bologna-Architektur – Bachelor und Master statt Diplomstudium – und gemeinsame Curricula in einem Bildungscluster, also in vier Verbundregionen in Österreich. Das Salzburger Mozarteum errichtete zudem eine Dependance des Departments in Innsbruck. Diese Entwicklungen machten es sinnvoll, jetzt endlich ein freies Kunststudium an der Mehrsparten-Kunstuniversität in Salzburg zu implementieren. Nur, daraus wurde wieder nichts.
Nach dem Rücktritt von Rektor Siegfried Mauser 2016 und einem Übergangsrektorat wurde das Projekt unter der 2018 berufenen Rektorin sanft entsorgt. Was bei der Ausschreibung der Malereiprofessur 2020 noch verhindert werden konnte, folgt nun bei der Bildhauerei und Grafik: Die im Entwicklungsplan der Universität verankerten Professuren sollen gestrichen werden.
Vollendete Tatsachen
Dem liegt kein Konzept für die Qualität der künstlerischen Praxis im Studium Bildnerische Erziehung zugrunde. Das Department für Bildende Künste und Gestaltung wird vor vollendete Tatsachen gestellt. Diese Professuren trifft es, da diese als nächste zu besetzen wären. Es gibt keinen "Qualitätsverlust im Lehramtsstudium", meint die Rektorin. Das ist, so scheint mir, eine gewagte Aussage.
Erst im Studienjahr 2014/15 wurde im kleinen Bereich der Bildenden Kunst und Gestaltung des Mozarteums eine neue Professur für Fotografie und Neue Medien geschaffen. Auch das ein lang gehegter Wunsch, da es am Mozarteum, anders als an den Kunstuniversitäten in Linz und Wien, kein Umfeld nicht ans Lehramt gebundener Klassen bildender Kunst gibt. Durch die geplante Streichung von zwei der vier Professuren in der künstlerischen Praxis verliert das Lehramtsstudium wie die bildende Kunst an Bedeutung. Den Studierenden wird künstlerische Vielfalt im Studium, zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer Kompetenzen eingeschränkt. Das wird auch eine weitere Verschulung des Studiums bringen.
Neben den inneruniversitären lassen sich weitere Auswirkungen prognostizieren. Salzburgs Kunstszene wird wesentlich von Absolventinnen und Absolventen wie auch Lehrenden des Mozarteums mitgetragen. Die Streichung der Professuren Bildhauerei und Grafik wird sich dort bemerkbar machen. Keine erfreulichen Aussichten. (Dieter Kleinpeter, 2.3.2022)