Hier spiegelt sich Leif Ove Andsnes nur; Leider haben wir kein Foto zusammen mit Marc-André Hamelin gefunden.

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Wien – Schon allein der Anblick ist beeindruckend: zwei Konzertflügel Seite an Seite – ein Bild, das man auf den Konzertbühnen nur selten zu sehen bekommt. Zum einen gibt es nur sehr wenige feste Formationen, die auf zwei Instrumenten konzertieren. Zum anderen ist das Zusammenspiel heikel und mit großen technischen Herausforderungen verbunden.

Kaum eine andere Besetzung verlangt so präzises Zusammenspiel, eine so genaue Beschäftigung mit den Werken, so perfekte Übereinstimmung. Natürlich haben sich immer wieder Stars zum spontanen Spiel zusammengefunden wie zum Beispiel Martha Argerich und Daniel Barenboim oder eben Leif Ove Andsnes und Marc-André Hamelin, die sich nun zum pianistischen Gipfeltreffen im Konzerthaus trafen.

Virtuosität, Rhythmik und explosive Kraft

Seit 2017 musizieren die beiden miteinander und veröffentlichten bereits ein gemeinsames Album mit Musik von Igor Strawinski. Dessen Sacre du printemps stand auch im Mittelpunkt ihres Wien-Debüts. Eröffnet wurde der Abend mit John Adams’ 1998 entstandenem und um ein minimalistisches Pattern kreisendem Hallelujah Junction. Der hypnotische Sog des 15-minütigen Werks kommt nicht von ungefähr: Adams komponierte es nach dem gleichnamigen Rastplatz am Highway 49 in den High Sierras zwischen Kalifornien und Nevada, auf den sich Andsnes und Hamelin mit Virtuosität, Rhythmik und explosiver Kraft begaben.

Wie gut sich die beiden Pianisten trotz ihrer Unterschiede in Stil, Anschlag und Temperament gegenseitig ergänzen, zeigte sich in Robert Schumanns kanonischen Studien für Pedalflügel, die strenges barockes Figurenspiel mit frei fantasierender Romantik vereinen und die Claude Debussy für zwei Klaviere arrangierte. Passend dazu folgten dessen drei Stücke für zwei Klaviere En Blanc et Noir, die die beiden Pianisten in ein üppiges Kaleidoskop an expressiven Farben und Stimmungen verwandelten.

Das Beste gab es zum Schluss mit einem fast dämonischen Ritt durch Strawinskis Frühlingserwachen, das Andsnes und Hamelin mit atemberaubender Technik, spielerischer Symbiose und pianistischer Superkraft zum Leben erweckten. (mda, 2.3.2022)