Chats, Chats, Chats: Spätestens seit der Hausdurchsuchungswelle im Sommer und Herbst 2019 wirbeln elektronische Textnachrichten regelmäßig die politische Debatte in Österreich durcheinander. Mittlerweile haben unterschiedliche Staatsanwaltschaften – allen voran die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft – dutzende Geräte von Ex-Politikern, Spitzenbeamten und Unternehmern sichergestellt und auszuwerten begonnen.

Die bisher bedeutendsten Funde machte man bei Thomas Schmid, der einst im Finanzministerium als Generalsekretär tätig war. Nach der ersten Durchsuchungswelle in der Causa Casinos, die den einstigen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache betraf, war Schmid offenbar nervös. Er wollte seine Daten löschen, vergaß aber, ein Backup zu löschen. Dort fanden Ermittler zahlreiche Kommunikationen mit Unternehmern wie Siegfried Wolf, mit dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), dessen Umfeld und so weiter. Die Schmid-Chats lösten mehrere bedeutende Verfahren aus, unter anderem die Inseraten- und Umfragenaffäre, die den Rücktritt von Kurz nach sich zog.

Aber auch im Bereich der Justiz selbst kam es zu Sicherstellungen. Unter Aufsicht der Staatsanwaltschaft Innsbruck werden die Smartphones des suspendierten Sektionschefs Christian Pilnacek sowie von Johann Fuchs, des Leiters der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) Wien, ausgewertet.

Nicht aus strafrechtlichen Ermittlungen stammen hingegen die Chats aus dem Gerät von Michael Kloibmüller, der lange Zeit Kabinettschef im Innenministerium war. Der Inhalt seines Smartphones wurde von einer Gruppe abtrünniger Verfassungsschützer gestohlen, dazu läuft ein Ermittlungsverfahren. Kloibmüller chattete mit "seinen" Ministerinnen und Ministern, zum Beispiel mit Johanna Mikl-Leitner und Wolfgang Sobotka, aber auch mit zahlreichen Kolleginnen und Kollegen im Innenministerium. Die Chats geben deshalb auch bisher ungeahnte Einblicke in Postenkorruption und Parteipolitik im Innenressort. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Hinweis: Hier sehen Sie die brisantesten Chats in ihrem politischen Kontext. Tappen Sie auf die Bilder und Namen der Absender & Empfänger der Nachrichten, um nähere Informationen zu den jeweiligen Personen anzuzeigen.

Zusätzlich haben wir ein durchsuchbares Archiv aller relevanten Chatnachrichten angelegt, in dem Sie nach Lust und Laune stöbern können.