Ganz Wien ist ein Parkplatzparadies. Das könnte glauben, wer mit dem Auto in die Bundeshauptstadt kommt, besonders in den großen Außenbezirken. Die Suche nach einem Plätzchen fürs Fahrzeug im Freien ist ein Klacks. Es gibt sie in Hülle und Fülle. Aber Vorsicht! Der Schein trügt.

"Autos raus aus der Stadt!" ist eine plausible Devise zum Klimaschutz.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Denn die Stadtregierung hat nicht nur zusätzlich 250 Parksheriffs eingestellt. Per 1. März ist das ganze Stadtgebiet Kurzparkzone. Mit einem Schlag wurden nicht weniger als 229.000 öffentliche Stellplätze von Donaustadt bis Simmering gebührenpflichtig – zusätzlich zu 244.000 bestehenden. Umweltschützer jubeln über die Abschaffung aller Gratisparkplätze.

Zu Recht. "Autos raus aus der Stadt!" ist eine plausible Devise zum Klimaschutz. Sollen die Leute doch Rad, Bahn oder U-Bahn fahren. Das hat was. Die Sache hat aber leider einen Haken. Sie ist nicht gerade sehr sozial angelegt, benachteiligt Nichtwiener wie Ausländer, ist für Wien ein gutes Geschäft.

Nur Menschen mit Wohnsitz in Wien haben das Recht, sich einen günstigen öffentlichen Parkplatz fürs ganze Jahr zu kaufen. Zigtausend Tagespendlerinnen müssen sich umschauen, wie sie Platz in (teuren) Garagen finden – oder täglich 36 Euro Strafe zahlen. Der Managerin, die trotzdem fährt, ist das vermutlich egal. Für den Verkäufer aus dem Burgenland, die Bürokauffrau aus Niederösterreich ohne Öffi-Anbindung, die auf das Auto angewiesen sind, ist es eine Belastung. Denn ausreichend Park-and-Ride-Plätze als Ersatz gibt es noch nicht. (Thomas Mayer, 1.3.2022)