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Protest gegen den Krieg in der Ukraine vor dem UN-Hauptquartier in New York.
Foto: Reuters / Carlo Allegri

"Le Parisien" (Paris): (K)eine Blitzinvasion

"Seit dem Start der Offensive gegen die Ukraine läuft nichts so, wie Wladimir Putin es vorgesehen hatte. Er behält einen starken militärischen Druck, vor allem auf das eingekreiste Kiew, aufrecht, aber das Szenario der Ereignisse, die wir seit einer Woche erleben, entspricht nicht dem, was er geplant hatte. Wie 2014 auf der Krim strebte er eine Blitzinvasion der Ukraine an mit einem schnellen Sturz der Hauptstadt, was das Installieren einer Marionettenregierung ermöglicht hätte. Der starke Widerstand der Bevölkerung aber hat seine Pläne verlangsamt und durchkreuzt. Die Moral der Moskauer Truppen soll mäßig sein. Für die Russen ist es nicht selbstverständlich, Krieg gegen die Ukrainer zu führen."

"Népszava" (Budapest): Teurer Krieg

"Die Lage wäre (für Moskau, Anm.) leichter, wenn sich die ursprünglichen Ziele zumindest teilweise erreichen ließen – dann könnte man sagen: Na, wir haben gewonnen, wir können wieder nach Hause gehen. Das Problem ist nur, dass eine russlandfreundliche Regierung in der Ukraine ohne russische Truppen keine zwei Tage im Amt bleiben würde. Für die Besatzung und Fremdsteuerung des zweitgrößten Landes in Europa wären hunderttausende Soldaten erforderlich, für seine Befriedung Jahre und Unmengen an Geld. In jederlei Hinsicht wäre dies ein teures Vergnügen. Die Sowjetunion zerbrach an den wesentlich geringeren Kosten ihres Krieges in Afghanistan. Putin kann wiederum nicht darauf verzichten, jemanden eigenen an die Stelle von (Wolodymyr) Selenskyj zu setzen. Denn sonst würde sich vor aller Welt offenbaren, auf welch schwachen Beinen seine Macht steht."

"Pravo" (Prag): Zeit spielt gegen Putin

"Die Zeit spielt gegen Putin, sowohl auf der internationalen als auch der heimischen Bühne. Die Frage ist, wie lange er seine eigene Bevölkerung noch mit Propaganda über die Notwendigkeit des Krieges und angebliche Kampferfolge in die Irre führen kann. Mit Worten von der Größe Russlands lassen sich die Not des Krieges und die tausenden Toten nicht lange verschleiern."

"Pravda" (Bratislava): In die Ecke gedrängt

"Viele Diplomaten und Politikexperten haben schon nach Ende des Kalten Krieges darauf hingewiesen, dass die Nato-Erweiterung kein gutes Ende haben muss. Die Warnungen wurden ignoriert, haben sich aber bewahrheitet. (...) Wird der Westen seine Sanktionen wieder aufheben? Wenn nicht, wird die russische Wirtschaft bluten. Dadurch wird Putin erst recht in die Ecke gedrängt und mit der letzten Waffe drohen, die ihm noch bleibt, der Atomwaffe. Denn er hat vergessen, dass Russland keine anderen Machtmittel mehr hat. Damit hat er Russland nicht zu neuer Größe verholfen. Im Gegenteil, er schadet ganz Russland."

"Washington Post": Angstmachende Rhetorik

"Die nuklearen Drohungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin in den vergangenen Tagen (...) sind Taktiken, die darauf abzielen, Angst zu machen und einzuschüchtern. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten müssen Putins Drohgebärden mit Besonnenheit und Wachsamkeit begegnen. Aber jenseits der Rhetorik liegt eine zunehmend besorgniserregende Realität: Russlands Angriff auf die Ukraine hat die nukleare Rüstungskontrolle erneut zurückgeworfen und die Welt unsicherer gemacht. (...)

Sowohl Russland als auch die Vereinigten Staaten halten strategische Atomwaffen in Abschussbereitschaft, ein Relikt des Kalten Krieges. Aber die Risiken von Missgeschicken oder Fehleinschätzungen sind kein Relikt und nicht verschwunden. Putin hat einen Akt völliger Torheit begangen, indem er rücksichtslose Nuklearwaffendrohungen in die von ihm geschaffene explosive Mischung in der Ukraine einbrachte."

"Diena" (Riga): ... damit wir nicht die Nächsten sind

"Putins Einmarsch in die Ukraine betrifft die Letten persönlich – sowohl aus menschlich-ethischen als auch aus existenziellen Gründen. Die Ukrainer kämpfen derzeit dafür, dass wir nicht die Nächsten sind. Und wir dürfen es uns nicht erlauben, in unserer Haltung relativ zu sein – weder auf der Ebene der Politiker noch der Bürger. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen, damit wir nicht die Nächsten sind, und eine Aufstockung der Mittel für die Verteidigung ist nur das absolut Mindeste. Wir müssen sowohl kollektiv als auch als Individuen wachsen." (APA, 1.3.2022)