Mychajlo Fedorow ist einer der engsten Mitstreiter von Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Foto: imago / Ukrinform / Wolodymyr Tarasow

Vor kurzem noch um die Digitalisierung der Verwaltung bemüht, betreibt Mychajlo Fedorow dieser Tage den Aufbau einer IT-Armee. Es ist eine von vielen Initiativen, mit denen der ukrainische Digitalminister sein Land im Abwehrkampf gegen die Invasion mit digitalen Mitteln unterstützen will – und das teils durchaus erfolgreich.

Geschickt und nicht um drastische Worte verlegen, forciert Fedorow derzeit den Dialog mit internationalen Tech-Konzernen. So schrieb er am Samstag im Kurznachrichtendienst Twitter: "@ElonMusk, während Sie versuchen, den Mars zu kolonisieren, versucht Russland, die Ukraine zu besetzen! Während Ihre Raketen erfolgreich aus dem Weltraum landen, greifen russische Raketen die ukrainische Zivilbevölkerung an! Wir bitten Sie, die Ukraine mit Starlink-Stationen zu versorgen." Der Appell zeigte Wirkung: Die private Satellitenflotte Starlink ist inzwischen in der Ukraine freigegeben und hilft, Internetausfälle zu kompensieren.

Weniger handlungsfreudig zeigte sich Meta-Chef Mark Zuckerberg. An ihn hatte Fedorow geschrieben: "Kein Platz für Kriegsverbrecher im Metaverse." Der Konzern erteilte Fedorow jedoch eine Absage: Facebook und Instagram sollen in Russland auch weiterhin zugänglich sein.

"Moderner Robin Hood"

Der 31-jährige Fedorow, der in der Kryptoszene teils als "moderner Robin Hood" bezeichnet wird, lässt sich aber nicht von seinem Kurs abbringen: Auch die CEOs von Youtube, Netflix, Google, Apple und anderen Tech-Riesen haben zuletzt Post vom ihm bekommen.

Als Fedorow 2019 zum Minister für digitale Transformation bestellt wurde, war er das jüngste Regierungsmitglied in der Geschichte der Ukraine. Seit 2020 bekleidet er zudem das Amt des Vizepremiers. Vor der Invasion war eines seiner Hauptprojekte, die E-Services des Staates auf das Smartphone zu bringen.

Begonnen hat Fedorow als tech-affiner Jungunternehmer; mit Mitte 20 gründete er seine eigene digitale Werbeagentur. Erste politische Erfolge konnte er als Bürgermeister in seiner Heimat- und Studienstadt Saporischschja am südlichen Dnepr erzielen – für sein Engagement wurde er in die ukrainische Forbes-Liste "30 unter 30" gewählt.

2019 leitete er den digitalen Wahlkampf des Präsidentschaftskandidaten Wolodymyr Selenskyj. Nun ist er einer der engsten und prominentesten Mitstreiter des Präsidenten im Kampf gegen die russische Invasion – vor Ort und im Cyberspace. (Tanja Traxler, 1.3.2022)