
Daniil Medwedew spielt weiter.
Kiew/Moskau – Der Weltranglistenerste Daniil Medwedew muss vorerst keinen Ausschluss auf der Tennis-Tour befürchten. Nach der russischen Invasion in die Ukraine werden zwar die Tennisverbände von Russland und Belarus suspendiert, allerdings dürfen die Spieler weiter an den internationalen Turnieren teilnehmen. Das gaben die Männer-Organisation ATP, die Frauen-Organisation WTA und der Weltverband ITF am Dienstag bekannt.
Demnach werden die beiden Länder von den Mannschaftswettbewerben ausgeschlossen. Auch internationale Turniere sollen nicht mehr in Russland und Belarus abgehalten werden. Die Spieler können weiter auf der Tour oder bei den Grand Slams antreten, werden aber nicht mehr unter russischer Flagge geführt. Der Russe Medwedew hat gerade erst Novak Djokovic an der Spitze der Weltrangliste abgelöst.
Switolina: "Ich glaube, es ist meine Mission"
Indes hat die als Nummer eins gesetzte Ukrainerin Elena Switolina beim WTA-Turnier in Monterrey (Mexiko) zum Auftakt die Russin Anastasia Potapowa 6:2, 6:1 bezwungen und damit einen emotionalen Erfolg gelandet. Switolina sagte: "Ich glaube, es ist meine Mission, unsere Tennis-Community zu vereinen, damit sie für mein Land zusammensteht, meinem Land hilft, weil es ist eine schreckliche Sache, was wir derzeit durchmachen."
Preisgeld für Armee gespendet
"Deshalb bin ich hier. Deshalb spiele ich für mein Land und gebe mein Bestes, um meine Plattform und meine Ressourcen zu nutzen, um darauf aufmerksam zu machen und zu versuchen, Menschen zur Hilfe für die Ukraine zu gewinnen", sagte die ehemalige Nummer drei der Welt. Die Ukrainerin hatte sich ursprünglich geweigert, gegen Potapowa anzutreten. Switolina änderte aber ihre Meinung, nachdem die Tennisverbände entschieden hatten, dass russische und belarussische Spieler nicht unter dem Namen und den Flaggen ihrer Länder antreten dürfen. Switolina hatte außerdem angekündigt, das Preisgeld von Monterrey der ukrainischen Armee zu spenden.
Jastremska nach Frankreich geflüchtet
In Lyon war beim WTA-250-Turnier die Ukrainerin Dajana Jastremska nach ihrem Sieg über die Rumänin Ana Bogdan zu Boden gesackt. Die 21-Jährige und ihre jüngere Schwester hatten in der vergangenen Woche zwei Nächte in einer Tiefgarage verbracht, bevor ihre Eltern die beiden per Boot aus der Ukraine nach Rumänien geschleust und sicher nach Frankreich geschickt hatten. "Ich bin glücklich, dass ich für mein Land gewonnen habe, aber zur gleichen Zeit bin ich auch sehr traurig", sagte Jastremska – in eine ukrainische Fahne gehüllt – nach dem 3:6-7:6-(7)-7:6-(7)-Sieg über Bogdan. "Ich bin sehr stolz auf die Ukrainer- und sie sind wirklich Helden. Ich hoffe, das alles ist bald zu Ende." (APA, 2.3.2022)
Überblick über alle Sanktionen
IOC:
+ Das Internationale Olympische Komitee empfiehlt den Weltverbänden und Ausrichtern von Sportveranstaltungen, keine Sportlerinnen und Sportler sowie Funktionäre aus Russland und Belarus mehr an internationalen Wettbewerben teilnehmen zu lassen – es sei denn, unter neutraler Flagge und ohne Hymne.
Fußball:
+ Fifa und Uefa haben Russlands Mannschaften von allen Bewerben suspendiert. Damit darf Russland unter anderem nicht am WM-Play-off im März teilnehmen. In der Europa League steht RB Leipzig automatisch im Viertelfinale, da Achtelfinalgegner Spartak Moskau ausgeschlossen worden ist.
+ Die Uefa verlegt das Finale der Fußball-Champions-League am 28. Mai von St. Petersburg nach Paris/St. Denis.
+ Polen, Schweden, Tschechien, Dänemark, Norwegen, die Schweiz, England, die USA, Schottland, Nordirland und Irland wollen vorerst nicht mehr gegen Russland antreten.
+ Vereine wie Manchester United (Aeroflot) oder Schalke 04 (Gazprom) sowie die Uefa (Gazprom) beendeten Sponsorings oder Partnerschaften mit russischen Konzernen. Die Wiener Austria prüft derweil noch einen Ausstieg aus dem Vertrag. Vorstand Gerhard Krisch widerspricht Meldungen, wonach der Vertrag mit dem russischen Erdgasunternehmen bereits auf Eis gelegt worden sei.
Formel 1:
+ Die Formel 1 streicht den Grand Prix von Russland am 25. September in Sotschi aus dem Programm.
Ski/Snowboard:
+ Die FIS schließt die Teams aus Russland und Belarus von allen Bewerben der restlichen Weltcupsaison aus. Der Ausschluss betrifft alle FIS-Sparten und -Wettkampfserien.
+ Zuvor hat die FIS bereits alle noch angesetzten Weltcup-Veranstaltungen in diesem Winter in Russland abgesagt. So jene im Ski Cross in Sunny Valley bei Tscheljabinsk, im Aerials in Jaroslawl und Moskau, im Skispringen der Frauen in Nischnij Tagil und Tschaikowski und im Langlauf in Tjumen.
+ Norwegen untersagt den Teams aus Russland und Belarus die Teilnahme an seinen bis Saisonende noch ausstehenden Weltcups.
Judo:
+ Der Judo-Weltverband streicht den Ende Mai im russischen Kasan angesetzten Weltcup.
+ Wladimir Putin wird als Ehrenpräsident des Weltverbandes suspendiert.
Taekwondo:
+ Der Taekwondo-Weltverband entzieht Putin den schwarzen Gürtel.
Klettern:
+ Der Internationale Sportkletterverband entzieht Russland die Austragung des Boulder- und Speed-Weltcupauftakts Anfang April in Moskau.
Basketball:
+ Russische Teams sind aus Euroleague und Eurocup ausgeschlossen.
Handball:
+ Die Europäische Handballföderation verlegt alle anstehenden Heimspiele von Vereinen oder der Nationalmannschaften aus Russland und der Ukraine, die Partien müssen auf neutralem Boden ausgetragen werden.
+ In der Qualifikation zur Frauen-Europameisterschaft Ende des Jahres werden die zwei Partien zwischen Griechenland und Belarus auf unbestimmte Zeit verschoben.
Eishockey:
+ Das Council des internationalen Eishockeyverbandes (IIHF) schließt Russland und Belarus bis auf weiteres von sämtlichen Bewerben aus. Alle russischen und belarussischen Teams aller Altersklassen sind betroffen.
+ Die A-WM in Finnland findet damit ohne Russland und Belarus statt. Es gibt Bestrebungen, stattdessen Österreich und Frankreich zur A-WM hochzuziehen.
+ Die U20-WM Ende des Jahres, die in Nowosibirsk hätte stattfinden sollen, wird Russland entzogen.
+ Der finnische Eishockey-Spitzenklub Jokerit Helsinki verzichtet auf die Teilnahme an den Play-offs der osteuropäischen Eliteliga KHL. Auch der lettische Verein Dinamo Riga zieht sich aus der KHL zurück.
+ Die nordamerikanische NHL kappt die Geschäftsverbindungen nach Russland.
Eislaufen:
+ Der Eislaufweltverband bannt Athleten aus Russland und Belarus. Ihnen ist damit unter anderem die Teilnahme an der Eiskunstlauf-WM, an der Mehrkampf-WM der Eisschnellläufer und an der Shorttrack-WM untersagt.
Volleyball:
+ Der Volleyball-Weltverband (FIVB) entzieht Russland die Ausrichtung der Männer-WM vom 26. August bis 11. September.
Schwimmen:
+ Athleten aus Russland und Belarus dürfen an internationalen Wettbewerben nur mehr unter neutraler Flagge und ohne Hymne antreten, entscheidet der Weltschwimmverband (FINA).
+ Die FINA sagt die für Ende August geplanten Juniorenweltmeisterschaften in Kasan ab.
Turnen:
+ Der Weltturnverband sagt alle in Russland und Belarus geplanten Weltcups und World Challenge Cups ab und wird an die beiden Länder in naher Zukunft auch keine neuen Veranstaltungen vergeben.
Rodeln:
+ Das Weltcupfinale der Naturbahnrodler in Moskau wird abgesagt.
Pferdesport:
+ Der Weltreiterverband (FEI) setzt alle internationalen Veranstaltungen in Russland und Belarus aus.
Badminton:
+ Der Weltverband streicht alle Events in Russland und Belarus. Athleten aus Russland und Belarus sind von Bewerben ausgeschlossen.
Gewichtheben:
+ Der Gewichtheber-Weltverband entzieht Russland die Jugend-Europameisterschaften im August in Kasan.
Schach:
+ Die Schach-Olympiade von 26. Juli bis 8. August wird nicht in Moskau stattfinden.
+ Alle internationalen Wettbewerbe in Russland und Belarus werden abgesagt.
+ Der Weltschachverband (FIDE) beendet seine Verträge mit russischen Unternehmen.
Rugby:
+ Der Weltverband World Rugby suspendierte Russland und Belarus von allen internationalen Rugby- und grenzüberschreitenden Rugby-Klub-Aktivitäten.
Kanu:
+ Der Weltkanuverband (ICF) hat Athleten und Funktionäre aus Russland und Belarus ausgeschlossen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die ICF drei Veranstaltungen, die in diesem Jahr in Russland stattfinden sollten, gestrichen.
Rudern:
+ Ruderer aus Russland und Belarus dürfen bis auf weiteres nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen, gab der Ruderweltverband (FISA) bekannt. Das Verbot schließt auch die Funktionäre der beiden Länder mit ein.
Leichtathletik:
+ World Athletics hat alle Athleten, Betreuer und Offiziellen aus Russland und Belarus mit sofortiger Wirkung von allen Veranstaltungen der Leichtathletik-Weltserie ausgeschlossen. Dazu gehören die Hallen-WM im März in Belgrad, die Freiluft-WM im Juli in Eugene/USA sowie die Mannschafts-WM im Gehen in Muscat, die am Freitag beginnt. Der russische Verband (RUSAF) ist seit 2015 aufgrund von Dopingverstößen von der WM suspendiert. Das Verfahren für autorisierte neutrale Athleten (ANA) bleibe zwar bestehen, aber russische Athleten, die den ANA-Status für 2022 erhalten haben, dürften vorerst bei Meetings der World Athletics Series nicht starten.
Triathlon:
+ Auch bei internationalen Triathlon-Wettbewerben sind Russen und Belarussen nicht mehr startberechtigt.
Tennis:
+ Die Männer-Organisation (ATP), die Frauen-Organisation (WTA) und der Weltverband (ITF) suspendierte die Tennisverbände von Russland und Belarus. Auch internationale Turniere sollen nicht mehr in Russland und Belarus abgehalten werden. Spielerinnen und Spieler dürfen weiter an internationalen Turnieren teilnehmen, aber nicht mehr unter russischer Flagge.
Radsport:
+ Nationalmannschaften und Rennställe aus Russland und Belarus sind für internationale Radrennen suspendiert. Fahrer der beiden Länder dürfen aber weiter für internationale Radteams Rennen bestreiten, allerdings nicht unter russischer oder belarussischer Flagge. Rennen in Russland und Belarus werden vorerst nicht mehr ausgetragen, auch Bewerbungen für zukünftige UCI-Events werden nicht mehr verfolgt.