Laut Statistik Austria heizen steigende Treibstoff- und Energiepreise die Inflation in Österreich an.

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Wien – An den Zapfsäulen ist die Teuerung schon seit Wochen schmerzhaft zu spüren. Wer jetzt Diesel oder Benzin aus der Zapfpistole in den Autotank füllt, zahlt für den Liter Diesel schon länger über 1,50 Euro. Auch die Preise für Superbenzin bewegen sich im Gleichklang. 1,6 Euro je Liter, das hatten Autofahrerklubs noch Mitte Februar erst für den Juli erwartet, dann, wenn die CO2-Bepreisung in der Höhe von 30 Euro je Tonne schlagend wird.

Doch derzeit spitzt sich die Lage an der Teuerungsfront zu. In Österreich dürfte die Inflation im Februar laut Schnellschätzung der Statistik Austria 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat erreicht haben. Die Fünf-Prozent-Schwelle hat die Teuerungsrate bereits zu Jahresbeginn erstmals seit November 1984 überschritten. Allein gegenüber dem Jänner steigt das Preisniveau nun voraussichtlich um 1,3 Prozent. Da hatte bereits eine Inflation von fünf Prozent bei manchen für große Augen gesorgt, die Alarmglocken haben aber schon im Dezember geschrillt, als die Inflationsrate bei 4,3 Prozent gelegen ist. Mit einem Krieg in der Ukraine und umfassenden Sanktionen gegen Russland, einem wichtigen Herkunftsland für Rohstoffe, hat da noch niemand gerechnet.

Die Preistreiber sind bekannt – nicht erst seit der russischen Invasion in der Ukraine, doch der Ukraine-Krieg hat den Inflationsanstieg weiter angefacht. "Steigende Treibstoff- und Energiepreise heizen die Inflation derzeit weiter an", diesen Kommentar muss Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas wohl nicht anpassen, wenn am 17. März die endgültigen Daten veröffentlicht werden.

Angespannte Lage

Andere aktuelle Daten bestätigen, dass die Lage am Energiemarkt so angespannt ist wie schon lange nicht. Der Preis für Erdgas hat in Europa ein neues Rekordhoch erreicht. Am Mittwoch wurde am wichtigen niederländischen Handelspunkt TTF eine Megawattstunde (MWh) für 194,715 Euro gehandelt. Zuvor war wegen zunehmender Befürchtungen vor den negativen Folgen auf die Energieversorgung bereits der Ölpreis in die Höhe geschnellt.

Rasant steigende Energiepreise treiben die Inflation in der gesamten Eurozone auf einen neuen Rekordwert. Binnen Jahresfrist stiegen die Verbraucherpreise in der Währungsunion um 5,8 Prozent. Stärkster Preistreiber im Februar war Energie mit einem steilen Anstieg von 31,7 Prozent.

Negative Überraschung

Der Preisauftrieb beschleunigt sich in einem Tempo, wie es von vielen nicht erwartet wurde. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich einen Wert von 5,4 Prozent auf ihrer Rechnung – nach 5,1 Prozent im Januar. EZB-Vizechef Luis de Guindos bezeichnet die aktuellen Daten als "negative Überraschung". Das volle Ausmaß der Folgen des Ukrainekonflikts kann man naturgemäß noch nicht abschätzen. Doch alles deutet darauf hin, dass auch das Wirtschaftswachstum im Euroraum dadurch niedriger ausfallen und auch die Preisentwicklung davon beeinflusst wird. "Der für die Zukunft bedeutendste Effekt ist die große Wichtigkeit Russlands für die Energiepreise", fügt Notenbanker de Guindos hinzu.

Übers Ziel hinaus

Schon lange schießt die Inflationsrate über die Zielmarke der EZB von 2,0 Prozent hinaus. "Wegen der durch die Decke gehenden Energiepreise wird die Inflationsrate schon ab März über sechs Prozent liegen", prophezeite Chefökonom Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihren noch immer lockeren Kurs zu straffen, steigt von Woche zu Woche. Es ist ein heikler Moment, denn nächste Woche treten die Notenbanker zu ihrer Zinssitzung zusammen. (Regina Bruckner, 2.3.2022)