Im Wiener Ankunftszentrum im zweiten Bezirk beim Stadioncenter wurden bereits erste Notbetten aufgebaut. Diese sind dafür vorgesehen, dass sich erschöpfte Flüchtlinge vorübergehend ausruhen können.

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Die Fluchtbewegung hat sich rasant beschleunigt. Bis Mittwochmittag sind nach polnischen Regierungsangaben bereits mehr als 500.000 Personen aus der Ukraine ins Nachbarland geflohen. Rund 116.000 waren es in Ungarn. Wie viele Flüchtlinge in den kommenden Tagen und Wochen nach Österreich kommen werden, ist noch völlig ungewiss. Bis Montagabend waren es laut Innenministerium rund 3.000, die von Behörden erfasst wurden. Der Großteil gab an, durch Österreich durchzureisen. Übrigens können Flüchtlinge neben ÖBB-Zügen vorerst auch alle Öffis des Verkehrsverbunds Ostregion kostenlos benutzen.

Koordiniert wird die Unterbringung von der Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen (BBU). Laut Geschäftsführer Andreas Achrainer gibt es Krisenpläne, die für zehntausende Flüchtlinge vorbereitet werden. Als Firma im Besitz des Bundes stellt die BBU mit dem Innenministerium Bundesbetreuungsquartiere zur Verfügung, etwa in den Erstaufnahmestellen Traiskirchen und Thalham.

Bei der BBU läuft zudem das Wissen über die von den Bundesländern zur Verfügung gestellten Quartiere zusammen. Seit vergangenem Donnerstag, dem Beginn der russischen Invasion, sei man mit den Ländern und Hilfsorganisationen wie Volkshilfe, Caritas und Diakonie in Verbindung, um eine Unterbringungs- und Betreuungsstruktur für die erwarteten Flüchtlinge zu schaffen. "Wir sind vorbereitet", sagt Achrainer. Am Mittwoch standen rund 3.000 sofort beziehbare Bundesbetreuungsplätze zur Verfügung.

300 Plätze für ukrainische Flüchtlinge sofort in Wien

Dazu kommen 300 Schlafplätze, die in bestehenden Flüchtlingsunterkünften in Wien bereitgestellt werden können, wie eine Sprecherin des Rathauses zum STANDARD sagt. "Die Stadt ist zudem in der Lage, in kürzester Zeit ein Vielfaches dieser Kapazität in Notunterkünften zur Verfügung zu stellen." Details wurden vorerst nicht genannt. Es dürften aber auch Hotels leerstehende Zimmer anbieten. Zudem wurde in einer Sporthalle hinter dem Stadioncenter im zweiten Bezirk ein Ankunftszentrum eingerichtet. Dieses geht am Donnerstag in den 24-Stunden-Vollbetrieb.

Nova-Rock-Halle wird als Akutunterkunft vorbereitet

Zusätzlich trudelten bei der BBU bis Mittwoch österreichweit 1.500 Mails mit Quartierangeboten Privater ein; wer eine Unterbringungsmöglichkeit hat, kann sie unter nachbarschaftsquartier@bbu.gv.at melden. Was Achrainer "begeistert": "99 Prozent der Quartiere werden kostenlos zur Verfügung gestellt." Die Solidarität sei groß, man brauche sie auch. Das SOS-Kinderdorf sucht indes Familien in Wien, die geflüchtete Jugendliche aufnehmen können.

Im Burgenland wird die große Nova-Rock-Halle bei Nickelsdorf zur Akutunterkunft umfunktioniert, sie soll am Wochenende bezugsfertig sein. An der Bundesflüchtlingsunterkunft in der Klagenfurter Siriushalle übte indes Vizebürgermeister Philipp Liesnig (SPÖ) Kritik: Diese sei "nicht geeignet". (David Krutzler, Irene Brickner, 2.3.2022)