Die Topfavoriten: Der Spanier Joan Mir, der Italiener Francesco Bagnaia und der französische Weltmeister Fabio Quartararo.

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Doha – Auf dem Lusail International Circuit fällt am Sonntag mit dem Grand Prix von Katar (16.00 Uhr/live auf ServusTV) der Startschuss für die neue Motorrad-WM-Saison. Für Yamaha-Pilot Fabio Quartararo aus Frankreich beginnt damit in der MotoGP das Unternehmen Titelverteidigung. Auf das Fahrerfeld wartet eine lange Saison, denn mit 21 WM-Rennen gibt es so viele wie nie zuvor. KTM hofft, heuer die Lücke zur absoluten Spitze schließen zu können, Favoriten sind aber andere.

Es ist das Jahr eins nach dem Karriereende von Valentino Rossi, der "Dottore" und Neo-Teambesitzer (VR46-Racing) hatte das vergangene Vierteljahrhundert den Motorradsport entscheidend mitgeprägt. Die Piloten, die im Kampf um die WM-Krone ein Wörtchen mitzureden haben, sind allerdings schon seit Jahren andere. Im Vorjahr hatte sich der 22-jährige Quartararo vorzeitig den Titel gesichert. Den Franzosen muss man auch heuer wieder auf der Rechnung haben – ebenso wie den Weltmeister von 2020, Joan Mir (Suzuki), oder den amtierenden Vizeweltmeister Francesco Bagnaia, der gerade seinen Werksvertrag mit Ducati bis 2024 verlängert hat. Und auch Marc Marquez (Honda) sollte nicht vergessen werden.

Marquez will zurück an die Spitze

Für Quartararo lief die Vorbereitung allerdings nicht wie gewünscht. Der neunfache GP-Sieger zeigte sich mit der Performance und den mangelnden Fortschritten seiner Yamaha M1 bei den Tests im Februar in Malaysia und Indonesien unzufrieden. Er habe sich ein besseres Motorrad erwartet, es fehle ziemlich viel, ließ der Franzose Yamaha ausrichten. Eine Verlängerung seines heuer auslaufenden Vertrages blockierte der Weltmeister, Angebote dürfte es genug geben.

Der Turiner "Pecco" Bagnaia glänzte im vergangenen Jahr mit vier Siegen, sechs Pole-Positions und insgesamt neun Podiumsplätzen und war im letzten Saisondrittel der stärkste Pilot. Dieses Jahr soll nun der finale Schritt erfolgen. "Ich habe im Werksteam eine ruhige Umgebung gefunden. Ich fühle mich sehr wohl und weiß, dass wir gemeinsam Großes erreichen können", erklärte der 25-jährige Italiener, dem 2021 in der WM 26 Punkte auf Quartararo fehlten.

Gespannt darf man sein, wo sich der sechsfache MotoGP-Weltmeister Marc Marquez dieses Jahr einreiht. Der spanische Honda-Fahrer hat zwei gesundheitlich harte Jahre hinter sich. Eine langwierige Armverletzung sowie komplizierte Sehprobleme haben den 29-Jährigen sogar ans Aufhören denken lassen. Der 85-fache Grand-Prix-Sieger (davon 59 in der MotoGP) zählt sich selbst nicht zum engsten Favoritenkreis. "Wenn dein Name nicht Rafa Nadal ist, kannst du nicht der Favorit auf den Sieg sein, nachdem du zwei Jahre lang verletzt warst", meinte Marquez in Anspielung auf die einzigartigen Leistungen seines spanischen Landsmanns, der kürzlich bei den Australian Open seinen 21. Tennis Grand Slam gewann und damit Rekordhalter ist.

Kein österreichischer Fahrer dabei

Marquez hält den Titelkandidaten-Kreis in der MotoGP für breit gefächert. "Im Moment gibt es zwölf Motorräder, die die Weltmeisterschaft gewinnen können. Aber die Favoriten sind Quartararo und Bagnaia."

Der österreichische Hersteller KTM will heuer wiederum einen weiteren Schritt in Richtung ganz nach oben machen. Gesetzt wird weiterhin auf das Fahrerduo Miguel Oliveira und Brad Binder, die beide im Vorjahr je einen GP gewannen. Hinzu kommen die hochtalentierten Rookies Remy Gardner (AUS) und Raul Fernandez (ESP) im zweiten KTM-Werksteam Tech3.

Motorsportchef Pit Beirer erwartet einen harten und knappen WM-Kampf. "Du hast mit Ducati einen harten Gegner. Sie haben acht Motorräder am Grid. Aber so wie es von den Rundenzeiten her ausschaut, haben die Konkurrenten auch ordentliche Schritte gemacht. Wir sind da alle eng beieinander." Auch Marquez hält Beirer für einen guten Tipp. "Ich glaube schon, dass er körperlich nicht ganz so unversehrt ist, wie er das früher war. Aber er ist zurück mit vollem Speed und Leidenschaft. Wenn er fährt, dann fährt er ja 'all in'. Es gibt bei ihm kein Kalkulieren. Der ist ganz klar zurück und somit einer mehr, der sich da ganz vorne am Podium breitmachen wird."

Österreichische Fahrer gibt es in den drei Klassen nach dem Abgang von Maximilian Kofler in die Supersport-WM heuer keine mehr. Fester Bestandteil bleibt jedoch der Grand Prix von Österreich in Spielberg. Gab es in den beiden Vorjahren corona-bedingt jeweils zwei Rennen auf dem Red-Bull-Ring, so gastiert heuer der Motorrad-Tross wieder wie üblich einmal. Das 14. GP-Wochenende der Saison findet in der Steiermark statt, und zwar vom 19. bis 21. August. In Spielberg erwartet die Piloten eine neue Streckenführung im Bereich der zweiten Kurve. Die Bergauf-Passage wurde zu einer Schikane mit dem Charakter einer schnellen Doppelkurve umgestaltet.

Seit 2007 findet das Saisoneröffnungsrennen in der Wüste von Katar statt, der Grand Prix auf der 5,380 km langen Runde wird unter Flutlicht ausgetragen. Am Freitag finden wie üblich zwei freie Trainings statt, am Samstag eines sowie das Qualifying. (APA, 3.3.2022)