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Die vorhandene Kinderbetreuung in ländlichen Gegenden ist sehr oft nicht mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar.

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Dass die Grade der Emanzipation in Österreich unterschiedlich sind, zeigen schon die regelmäßigen Erhebungen zu den Einkommen. Der neue Gleichstellungsindex des österreichischen Städtebundes liefert klare Hinweise darauf, was hinter diesen großen regionalen Unterschieden steckt. So liegt die Kluft bei den Bruttojahreseinkommen zwischen Männern und Frauen in Vorarlberg bei 47,5 Prozent – in Wien "nur" bei 18,8 Prozent.

Emanzipiertere Städte

Das Sora-Institut hat sich nun im Auftrag des Städtebundes alle 2094 österreichischen Gemeinden und die 23 Wiener Gemeindebezirke entlang 22 Indikatoren genau angesehen. Die Indikatoren umfassen Bereiche wie Mobilität, Erwerbstätigkeit, Repräsentation und Gewaltschutz. Je höher der Indexwert liegt, desto gleichgestellter ist die Gemeinde. Für ganz Österreich liegt der Wert bei 51 von 100 Punkten.

Das zentrale Ergebnis der Erhebung lautet: Je mehr Menschen in einer Gemeinde leben, desto höher der Grad der Gleichstellung. In Gemeinden bis zu 500 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt der Index bei 46, dort, wo mehr als 200.000 wohnen, ist er mit einem Wert von 79 deutlich höher. Doch auch kleine Orte können Gleichberechtigung: So hat etwa die steirische Gemeinde Krieglach einen Indexwert von 75 und noch dazu seit 19 Jahren eine Bürgermeisterin, was eine Seltenheit ist. Nur 9,8 Prozent der Gemeinden inklusive Wiener Bezirke haben eine Bürgermeisterin.

Ein bisschen Kindergarten

Eine Baustelle sind in ländlichen Regionen die Kindergärten: Vier von zehn Gemeinden haben kein Angebot für Null- bis Dreijährige, und nur 36 Prozent der Kinderbetreuungseinrichtungen sind mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar. Dieses Manko bei der institutionellen Kinderbetreuung gleichen wiederum vorwiegend Frauen aus.

Foto: Der Standard

72,8 Prozent der Frauen in Österreich mit Kindern unter 15 Jahren arbeiten Teilzeit. Auch von Gewalt betroffene Frauen haben es außerhalb von größeren Städten besonders schwer. So finden sich etwa Frauenhäuser meist in den Landeshauptstädten. Ihre Erreichbarkeit ist für Frauen auf dem Land somit doppelt erschwert, weil Frauen im Vergleich zu Männern auch stärker auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind. (Beate Hausbichler, 5.3.2022)