"Österreichbezug und bekannte Gesichter" sind laut Umfrage die größte Stärke des ORF mit zehn Prozent Zustimmung. Im Bild die "Vorstadtweiber" Nina Proll und Ines Honsel.

Foto: ORF/MR Film/Petro Domenigg

Wien – "Das Match scheint verloren zu sein", resümierte ORF-Publikumsrat Andreas Kratschmar Daten aus der jüngsten Umfrage des ORF-Gremiums über die Zufriedenheit des Publikums mit dem fiktionalen Programm. Weit mehr der 1.000 Befragten zeigten sich bei TV und Serie "sehr zufrieden" mit den Streamingplattformen, mehr als mit dem ORF-Angebot.

Psyma befragte im Auftrag des ORF-Publikumsrats 1.000 Menschen repräsentativ für die österreichische Wohnbevölkerung Ende August bis Ende September 2021 über fiktionale Unterhaltung. Die Donnerstag im Publikumsrat präsentierten Ergebnisse im Überblick:

"Häufige Nutzung": ORF-TV knapp vor Streamern – bei Jungen dahinter

Häufig nutzen laut der Befragung 34 Prozent fiktionale Unterhaltungssendungen in ORF 1, 2 oder 3. 30 Prozent nutzen demnach häufig Fiction in Streamingdiensten wie Netflix und Amazon. 19 Prozent sind es bei österreichischen Privatsendern und deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern, 20 Prozent bei deutschen Privatsendern.

Aber: Beim Publikum unter 30 nutzen laut Befragung 80 Prozent Streamingdienste, 46 Prozent den ORF häufig, referierte Kratschmar in der Sitzung.

"Sehr zufrieden" mit Streamern

"Bei der Zufriedenheit mit dem fiktionalen Unterhaltungsangebot gibt es klare Sieger", stellte Kratschmar mit Blick auf die "sehr Zufriedenen" fest. "Hier haben Netflix und Co die Nase deutlich vorn", zitiert er Psyma-Chef Thomas Kolbeck.

25 Prozent bezeichnen sich als sehr zufrieden mit dem Unterhaltungsangebot bei den Streamingplattformen, zwölf Prozent mit jenem des ORF. Das Fiction-Angebot von österreichischen Privatsendern stimmt neun Prozent "sehr zufrieden", jenes von ARD, ZDF und Co zehn Prozent und das von deutschen Privatsendern acht Prozent.

Bingen, bitte

Psyma fragte das Publikum auch, wie es fiktionale Inhalte konsumieren möchte. "Sehr wichtig" ist für 24 Prozent, mehrere Folgen nacheinander sehen zu können, der meistgenannte Punkt. 22 Prozent wollen zeitversetzt online schauen können. Mit 13 Prozent folgen "ausgefallene und außergewöhnliche Themen" sowie mit acht Prozent "bekannte Gesichter".

Was wird vom ORF-Programm erwartet?

Als größte Stärke des ORF in der Fiction sieht die Studie "Österreichbezug und bekannte Gesichter" – mit zehn Prozent Zustimmung unter den Befragten. Sieben Prozent wählten "Regionalität und Eigenproduktionen" sowie "Informatives in Serien und Film", fünf Prozent "Aktualität" und drei Prozent "alte Filme und Serien/Historisches".

Die neue ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz kündigte im Publikumsrat an, sie arbeite mit der neuen Finanzdirektorin Eva Schindlauer an einer "Investitionsstrategie mit KD für mehr Eigenproduktionen".

Offen fragte die Psyma-Studie nach Schwächen im ORF-Fictionprogramm. "Nichts Neues" und "zu viele Wiederholungen" nannten mit 19 Prozent die meisten Befragten. US-Serien störten nur vier Prozent, referierte Kratschmar. (fid, 3.3.2022)