Das Interesse am Ukraine-Krieg ist weltweit sehr hoch, hier ein Foto von einem Protest in Mexiko.

Nie zuvor gab es eine dermaßen große Fülle an öffentlich verfügbaren Daten über eine militärische Auseinandersetzung wie derzeit zum Ukraine-Krieg. Doch diese Menge an Informationen hat auch einen Nachteil: Bei all dem noch zu durchschauen, was davon relevant oder gar richtig ist, ist für viele kaum mehr möglich. Umso wichtiger ist die Auswertung dieser Daten durch vertrauenswürdige Institutionen.

Im Folgenden sollen einige Empfehlungen in dieser Hinsicht abgegeben werden. Diese sind als Ergänzung zu unseren eigenen Angeboten gedacht, in denen die aktuelle Lage natürlich ebenfalls laufend analysiert wird. Herausgestrichen sei dabei die Übersicht des STANDARD zu den aktuellen Fortschritten der militärischen Kampagne der russischen Invasoren, die mit zahlreichen Grafiken versucht, die Lage einfach verständlich zu erklären.

Militärische Perspektive

Wenn wir schon beim Thema sind: Eine ebenfalls sehr gute Quelle zur militärischen Entwicklung des Kriegs sind die Karten der Nachrichtenagentur Reuters. Angereichert sind diese immer mit Erklärungen, mit denen die Hintergründe weiter beleuchtet werden sollen.

Wer lieber ausführliche Analysen lesen will, sei auf die Seite des Institute for the Study of War verwiesen. Dort werden die aktuellen Entwicklungen jeden Tag im Detail betrachtet. Die wichtigsten Punkte werden jeweils einleitend herausgestellt, darunter gibt es dann die passenden Einschätzungen nachzulesen – all das mit zahlreichen Quellenverweisen.

Flucht

Mehr als eine Million Menschen sind mittlerweile aus der Ukraine geflohen, Experten gehen davon aus, dass sich diese Zahl in den kommenden Wochen noch vervielfachen wird. Einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich liefert eine eigene Website des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR.

Zahlreiche Informationen zum Thema Flucht gibt es auf einer Seite des UNHCR.
Grafik: UNHCR

Dort finden sich täglich aktualisierte Zahlen und Grafiken dazu, wie viele Personen mittlerweile aus der Ukraine geflohen sind – und in welches Land. Die Seite bietet dabei auch einen Überblick darüber, wie sich die Situation verändert, also wie viele Personen an einzelnen Tagen das Land verlassen haben.

Sanktionen

Westliche Staaten haben in den vergangenen Tagen mit einer Fülle von Sanktionen auf die Aggression Russlands reagiert. So viele, dass es leicht ist, den Überblick zu verlieren. Die Rechercheplattform Correctiv bietet entsprechend eine einfach aufbereitete Übersicht zu dem Thema an.

Hier ist etwa zu sehen, welche Länder bisher wie viele Sanktionen verhängt haben, aber auch welche Personen und Unternehmen deren primäres Ziel sind. Wer will, kann aber auch eine Datenbank aller derzeit aufrechten Sanktionen durchsuchen. Wer nach weiteren Details sucht, sei noch auf die Plattform Opensanctions verwiesen, wo es ebenfalls eine Datenbank mit allen von der EU verhängten Sanktionen gibt.

Faktenchecks

"Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit" – eine alte Weisheit, die natürlich auch in diesem Krieg ihre Gültigkeit hat. Gerade in den sozialen Medien kursieren viele Falschnachrichten. Die Palette reicht von vollständigen Fabrikationen bis zu Bildern und Videos, die in einen falschen Kontext gestellt werden.

Bei Bellingcat sind die Faktenchecker derzeit rund um die Uhr im Einsatz.
Grafik: Bellingcat

Glücklicherweise gibt es aber auch so viele Faktencheckplattformen wie nie zuvor. Seit Jahren auf diese Thema spezialisiert ist etwa Bellingcat, wo man seit Beginn des Kriegs denn auch schon viele Falschnachrichten aufgedeckt hat. Ebenfalls eine gute Quelle ist in dieser Hinsicht die Nachrichtenagentur Reuters, die eine eigene Kategorie für Faktenchecks eingeführt hat. Und auch bei der österreichischen Seite Mimikama arbeitet man derzeit auf Hochtouren an der Überprüfung des Wahrheitsgehalts von stark verbreiteten Nachrichten.

Hintergründe

Für die Analyse einer Situation ist es hilfreich, den größeren Kontext zu kennen. Dafür gibt es wiederum bei Our World in Data zahlreiche Ansatzpunkte. Die vielen wohl von den weltweiten Covid-Zahlen bekannte Seite hat eine Fülle an Grafiken rund um den Ukraine-Krieg zusammengestellt.

Viele unterschiedliche Grafiken zum Thema gibt es bei Our World in Data.
Grafik: Our World in Data

Darin werden werden etwa die Militärausgaben einzelner Länder, ihre Truppengrößen aber auch die Bewaffnung zum Thema gemacht. In anderen Grafiken geht es wieder um die Frage der Rohstoffe sowie der Nahrungsmittel.

Eigenrecherche

Wer selbst recherchieren will, kann dafür auf auch in Friedenszeiten vielgenutzte Tools zurückgreifen. Lange hatten sich etwa die Fluchtbewegungen durch Staus an der Grenze bei Google Maps abgezeichnet – das wurde aus Sicherheitsgründen aber auf Wunsch der ukrainischen Regierung mittlerweile deaktiviert.

Was hingegen sehr wohl noch geht, ist das Mitverfolgen des Flugverkehrs. Wer etwa auf Seiten wie Flightradar24 geht, wird schnell die Auswirkungen der Sperre der aufrechten Luftraumsperren sehen. Also etwa die große freie Fläche über der Ukraine, aber auch die etwas ungewohnten Routen, die derzeit russische Flugzeuge aus der russischen Exklave Kaliningrad nach Moskau oder Sankt Petersburg nehmen müssen.

Auch Militärflüge sind auf Flightradar24 verzeichnet.
Grafik: Flightradar24

Ein Tipp: Flightradar24 zeigt dabei links oben eine Liste der derzeit am meisten von den Nutzern getrackten Flüge an. Diese sind üblicherweise immer sehr interessant. Derzeit wird diese Liste vor allem von Versorgungsflügen der Nato-Länder in Richtung Polen oder Rumänien dominiert. Auch Hubschrauber, die direkt an der Grenze patrouillieren, sind immer wieder zu sehen.

Privatflieger werden auf solchen Seiten natürlich ebenfalls ausgewiesen. Diese öffentlich verfügbaren Informationen nutzt etwa der Twitter-Account Russian Oligarch Jets, der genau das tut, was der Name verspricht. Den Flügen von russischen Oligarchen nachspüren. Die Liste wird dabei laufend erweitert und bereinigt.

Was in der Luft geht, geht auch am Meer, es gibt also auch Seiten zum Tracken von Schiffsbewegungen. Marinetraffic ist eine davon. Vom Fischerboot bis zur Luxusjacht, alle sind sie hier verzeichnet. (apo, 3.3.2022)