
Vorsichtiger Start als Subsite von orf.at mit Newsvideos: der ORF-"Newsroom", geplant einst als eines der zentralen Module des ORF-Players.
Wien – Noch eine Woche läuft die Bewerbungsfrist des ORF für die Funktion des Digitalchefs oder der Digitalchefin in der Technikdirektion des größten österreichischen Medienkonzerns. Wer den Job bekommt, leitet zugleich das langjährige Projekt einer Streamingplattform unter dem Arbeitstitel ORF-Player – das der ORF mangels Digitalnovelle für mehr gesetzliche Möglichkeiten und wegen einiger Skepsis der privaten Konkurrenz in kleinen Schritten online gehen lässt.
Auch der künftige Digital- und Onlinechef könnte es nicht weit haben zu seiner neuen Funktion: Als aussichtsreicher Kandidat für den Job wird im ORF einer gehandelt, der das Projekt ORF-Player schon seit einigen Monaten begleitet – auch an der Seite des heutigen ORF-Generals Roland Weißmann, der zuvor als Geschäftsführer der ORF-Tochter ORF On auch das Projekt ORF-Player ab Mitte 2020 leitete: Stefan Pollach unterstützt das Projektteam für den Player schon eine Weile.
Pollach ist seit 2014 selbstständiger Projektmanager, er unterrichtet Projektmanagement an der FH Wien der WKW und an der Grazer FH Joanneum. 2017/18 leitete er das Produktmanagement von ORF On, koordinierte vorübergehend Projektmanager, Designer und Konzepter für news.orf.at, oesterreich.orf.at, "Dancing Stars" und andere ORF-Angebote. 2014/15 war er für den ORF Projektmanager Online für den Song Contest in Wien. Und er suchte etwa auf Linkedin vor vier Monaten Web- und App-Entwicklerinnen als Verstärkung für das Development-Team hinter orf.at.
Pollach arbeitete ab dem Senderstartjahr 1995 als Reporter, Redakteur und Chef vom Dienst bei FM4, er entwickelte bis 2008 zahlreiche Onlineprojekte für den ORF und wechselte danach zur Multimedia-Agentur MC Consult. Er hat Politikwissenschaft an der Uni Wien studiert.
Pollach antwortete nicht auf STANDARD-Anfrage, ob er sich um die Funktion des Digitalchefs in der Technikdirektion des ORF bewirbt.
Scheibchenweise
Die ORF-Streamingplattform unter dem Arbeitstitel ORF-Player wird schon lange geplant, konzipiert und angekündigt. Der langjährige ORF-Stratege Franz Manola entwickelte wie berichtet mit der internationalen Agentur Saffron, die etwa Youtube neu designte und auch für Facebook arbeitete, ein so simples wie elegantes Design für den Player.
Der Widerstand privater Player in der österreichischen Medienbranche und die langen, zähen Verhandlungen über eine Digitalnovelle mit mehr Möglichkeiten für den ORF lassen das Großprojekt ORF-Player nun offenbar eher scheibchenweise und möglichst leise in die digitale Welt kommen.
Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann schilderte seinen Publikumsräten – nach eigenen Worten zurückhaltend, weil eine öffentliche Sitzung auch vor Journalistinnen anderer Medien – die Schritte Richtung Player etwa so.
Schon 2021 platzierte der ORF eine Videoleiste mit Newsbeiträgen und Livestreams auf orf.at, die inzwischen zu einer Subsite namens "Newsroom" führt. "Newsroom" nannte sich auch der Newskanal des ORF-Players in der bisherigen größeren Konzeption und im Player-Designvideo von 2021.
Eine ähnliche Leiste gibt es inzwischen auf sport.orf.at mit Sportvideos und der Subsite sport.orf.at-Newsroom – im Player-Konzept sollte das Modul mit sehr viel Raum für Sportarten abseits des Premiumsports schlicht "Sport" heißen.
Im Juni 2022 soll der neue Radio- und Podcastplayer "Sound" starten, kündigte Weißmann Donnerstag im Publikumsrat an. Im Herbst dann Topos, vom ORF-General angekündigt als "Feuilletonkanal für Kultur, Wissenschaft, Religion" mit einer "neuen multimedialen Produktpalette, einem Mix aus Bewegtbild, Standbild und Text". (fid, 4.3.2022)